Capital Prestige

Fan Lina – Chinas Förderin für Weinkultur

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 7. April 2019


FRANKREICH (Bordeaux) – Wenn sich heute Chinesen für Investments in Frankreichs Weinindustrie interessieren, dann kontaktieren sie in der Regel Fan Lina. Geboren 1980 und aufgewachsen in Shanyang, der Hauptstadt der Provinz Liaoning im Nordosten Chinas, ist Linas Leben durch Wein geprägt – dem Wein verdankt sie ihre steile Karriere. Capital Prestige hat sie ihre Firma benannt, die einen Full-Service für Investoren bietet, wenn diese Châteaux in Frankreich übernehmen, ihr Geld dort anlegen oder einfach nur französische Weine nach China importieren wollen. 

Neben ihrer florierenden Weinagentur ist Lina das einzigste chinesische Mitglied der Commanderie du Bontemps de Médoc, einer der ältesten und wichtigsten Weinbruderschaften Frankreichs. Außerdem ist sie Jurymitglied des Left Bank Bordeaux Cup, einem anerkannten globalen Weinwettbewerb für Studenten.

Chateau-Management als Berufung

Linas erste Berührung mit Wein war zur Jahrtausendwende. Damals nahm sie einen Herbstjob in Reims an – sie half bei der Ernte in der Champagne. Es war die Initialzündung, sich intensiver mit Wein zu beschäftigen, was sie ursprünglich garnicht plante. Zurück in China stellte sie einen Antrag für ein Auslandsstudium – dem wurde stattgegeben. Wieder retour in Frankreich begann Lina ein Wirtschaftsstudium an der Universität in Tours, das sie 2004 als Master abschließen konnte. Anschließend absolvierte sie ihren zweiten Master in Weinmarketing und -Management an der INSEEC Business School in Bordeaux.

Mit zwei Masterabschlüssen und dem Ziel, ihr Wissen zur Förderung des Exports französischer Weine nach China anzuwenden, traf sie nach erfolgreichem Abschluss ihres Weinstudiums in 2009 den Trend der Zeit – China zeigte großes Interesse an französischen Weinen und die Importe ins Land der Mitte stiegen von Jahr zu Jahr. Diesem Trend folgend etablierte sich Lina als Beraterin – sie hatte das Vertrauen ihrer Landsleute, beherrschte die französische Sprache und kannte sich aus mit den Gesetzen in Frankreich.

Capital Prestige

In 2013 – damals begann in großem Stil Chinas Geldadel mit dem Einkauf von Châteaux im Großraum Bordeaux – beschloss Lina, den Trend aufzunehmen, indem sie ihre Dienste hinsichtlich Châteaux-Management, strategischer Investitionen und der Umstrukturierung von Projekten nach Fusionen oder Übernahmen ausweitete. Der Grundstein für ihre Firma Capital Prestige war gelegt. Ihre Aktivitäten blieben in Europas Weinszene nicht unbemerkt. In 2016 wurde sie vom Mulan Foundation Network, einer in Großbritannien ansässigen Organisation zur Förderung erfolgreicher chinesischer Frauen, für ihre zwischenstaatlichen Bemühungen um die Förderung von Unternehmen ausgezeichnet.

Für die nächsten Jahre hat sich Lina ein weiteres Ziel gesetzt. Sie will die Weinindustrie Chinas fördern. „Ich hoffe, eine Plattform für den chinesisch-französischen Weinkulturaustausch zu schaffen, französisches Know-How in der Weinherstellung und Weinforschung in China zu integrieren, um Weinbau und Weinproduktion in meinem Land zu unterstützen“, sagt Lina. „Wir haben schlechte Weinbauvorschriften, das Arbeiten im Weinberg und im Keller muss in China verbessert werden. Dies sind die Hauptgründe, warum es an der Anerkennung der chinesischen Weinindustrie mangelt. In China brauchen wir weitere Bildung, wir brauchen mehr Weinfachleute und wir müssen die Weinforschung vorantreiben.“

Das Programm

Linas Programm beinhaltet neben dem Weinbergsmanagement und der Vinifikation auch den Einsatz industrierelevanter moderner Technologien. Darüber hinaus sollen Interessierten Praktika in französischen Unternehmen vermittelt werden. Nachdem im Laufe dieses Jahres ihr Weinbildungsprojekt an der Universität in Bordeaux, das Lina seit zwei Jahren vorbereitet, startet, ist die umtriebige Lina noch längst nicht am Ziel. „In Bordeaux, der Weinhauptstadt der Welt, gehörten Chinesen zu den wichtigsten Gästen der lokalen Weinhändler. Immer mehr chinesische Schüler reisen auch nach Bordeaux, um mehr über Weine zu erfahren. Dies ist ein günstiger Zeitpunkt, um die Weinkultur in China zu fördern", konstatiert Lina. „Ich werde das Geschehen beobachten und richte mich mit meinen Diensten nach den Strömungen der Zeit. Es wartet noch viel Arbeit auf mein Team und mich.“

Imponierende Entwicklung

Zwischen 2014 und 2016 haben chinesische Familienunternehmen, börsennotierte Unternehmen und Staatsbetriebe in nahezu 150 Château in Bordeaux investiert, viele davon sogar komplett übernommen. Laut einem Bericht der Vinexpo aus dem Jahr 2018 wird prognostiziert, dass die Importe französischer Weine nach China, die 2016 einen Wert von rund 15 Milliarden Dollar erreichten, in 2021 voraussichtlich die Grenze von 23 Milliarden Dollar übersteigen werden. China soll, so steht es auch im Vinexpo-Bericht, in 2021 nach den USA zum zweitgrößten Weinkonsumenten weltweit aufsteigen.

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