Mehrweg-Gipfel

Debatte über Pfanderhöhung

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 7. September 2019


DEUTSCHLAND (Berlin) – Das Umweltbundesamt (UBA) unterstützt den Plan deutscher Brauereien, das Pfand auf Bierflaschen und -kästen zu erhöhen. Umweltpolitisch hält die Behörde den Vorstoß für sinnvoll, wie es aus Pressemeldungen zu entnehmen ist. „Wenn Flaschen möglichst oft wieder befüllt werden, ist das ein Vorbild für Abfallvermeidung“, erklärte demnach das UBA. Brauereien sehen außerdem gerade im Neukauf von Bierkästen eine finanzielle Belastung.

Durch ein höheres Pfand hätten die Kunden „einen Anreiz, Flaschen und Kästen zügig zurückbringen“", wird der Verpackungsexperte des Umweltbundesamtes, Gerhard Kotschik, zitiert. „Die Getränkehersteller und der Handel müssen überlegen, mit welchen Pfandbeträgen sie hohe Rücklaufquoten sicherstellen.“ Das Pfand auf Mehrwegflaschen und Bierkästen sei seit vielen Jahren nicht erhöht worden.

Schätzungen zufolge sind in Deutschland zwischen drei und vier Milliarden Bierflaschen und etwa 200 Millionen Bierkästen im Umlauf. Das Pfand auf gewöhnliche Bierflaschen beträgt derzeit acht Cent, für Flaschen mit Bügelverschluss sind es 15 Cent und für leere Kästen 1,50 Euro. 

Dass manche Privat- und Großkunden ihr Pfandgut offenbar trotzdem nicht zurückbringen, schadet nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Konto der Brauer. Sie beklagen besonders im Sommer Engpässe bei Bierkästen. Der Bundesverband privater Brauereien fordert darum eine Pfanderhöhung um mindestens das Doppelte.

„Die Forderung der Privatbrauereien ist ein Hilfeschrei, den die Bundesregierung sehr ernst nehmen muss“, sagte die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Bettina Hoffmann, gegenüber der Presse. Sie forderte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) auf, „jetzt einen Mehrweg-Gipfel einzuberufen“.

Hintergründe

Das Mehrwegpfand auf gewöhnliche Bierflaschen aus Glas beträgt derzeit acht Cent, unabhängig von ihrer Größe. Das Pfand auf Flaschen mit Bügelverschluss beträgt 15 Cent, für leere Kästen sind es 1,50 Euro. Wer also einen mit 20 regulären Flaschen gefüllten Kasten wieder im Handel abgibt, erhält normalerweise 3,10 Euro zurück.

Aber nicht in allen Fällen nimmt der Rückgabeautomat den Kasten auch an. Im Gegensatz zum Einwegpfand sind Händler grundsätzlich nur verpflichtet, solche Mehrwegflaschen zurückzunehmen, die sie auch selbst vertreiben. Wer Biere kleinerer Privatbrauereien kauft oder auf Reisen Flaschen mitnimmt, muss bei der Rückgabe manchmal länger suchen - oder verzichtet gleich darauf.

Gerade die Brauereien mit kleinerem Einzugsgebiet haben ein Interesse daran, die Rücklaufquote bei den Händlern in ihrer Region hochzuhalten. Ein höheres Pfand könnte hierfür ein Anreiz sein, erwiesen ist das aber nicht. Die Branche scheut außerdem Kosten für die Umstellung der Automaten. Und sie fürchtet, dass zusätzlich neue Kästen nötig werden könnten, die sich von den bisherigen, günstigeren Modellen unterscheiden.

Der Bundesverband privater Brauereien hat eine Pfanderhöhung ins Spiel gebracht: Von 15 Cent oder mehr für normale Flaschen und rund fünf Euro für Kästen ist derzeit die Rede. Der Verband hat mit dem bayerischen sowie mit dem deutschen Brauerbund (DBB) eine Arbeitsgruppe zum Mehrwegsystem gegründet. „Da es eine Vielzahl offener und sehr komplexer Fragen zu klären gilt“, wollten die Teilnehmer vorerst keine konkreten Forderungen formulieren, erklärt der DBB.

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