Der "Sommelier-Macher" und Gründer des IWI im Gespräch

08.01.2011 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Würzburg / Ahrweiler) - Die einen verteufeln sie, für die anderen sind Sie ein notweniges „Übel“ und wiederum andere sehen große Chancen in den Social Network Systemen. Den Kontakt zu Alexander A. Kohnen, Gründer und Geschäftsführer des International Wine Institute (IWI), erhielt ich Ende vergangenen Jahres ganz profan über eine Facebook-Freundschaft. Wahrscheinlich wäre man sich über kurz oder lang auch so über den Weg gelaufen, aber SN-Netzwerke sind eben immer präsent, effizient - wenn man versteht sie zu nutzen und bringen überraschende Kontakte.

 

Schnell entdeckte man eine mögliche Kooperation, die dann vorerst in Gestalt von "Kohnens Kolumne" mit Weintipp auf YOOPRESS umgesetzt wurde. Bereits fünf Artikel hat Alexander A. Kohnen in seiner Kolumne bisher veröffentlicht und wöchentlich kommt einer dazu. Schon sein erster Beitrag zum Thema „Wein und Histamin“ war gleich ein Volltreffer. Dass so viele Leser ein Interesse an diesem Thema fanden, war überraschend. Angeregt durch Kohnens Beitrag, entstand in der Folge ein weiterführendes Interview zum Thema Histamin-Intoleranz mit Martin Mayrhofer, diplomierter Diätkoch und Teamchef von Cookart, der eine weitere rege Diskussion in der Weinszene auslöste.

Was unseren Gastautor und Kolumnenschreiber Alexander A. Kohnen in die Weinwelt führte, was er beruflich so drauf hat, was ihn zur Gründung des IWI qualifizierte, was das besondere Angebot seines Ausbildungsprojektes darstellt und wie er die deutsche Weinwirtschaft im internationalen Vergleich sieht, dazu haben wir ihn einfach mal befragt:

YOOPRESS: Herr Kohnen, wie kommen Sie zum Wein?

A. KOHNEN: Ich liebe die Gastronomie. Als gelernter Restaurantfachmann entdeckte ich die Begeisterung zum Wein. Als gelernter Koch ergründete ich was gut schmeckt und warum. Als Ausbilder, Trainer und Coach erkannte ich die Gabe Menschen mit dem Virus "Leidenschaft" zu infizieren. Ich habe also meine Talente zum Beruf gemacht und bin selbstständig in der Erwachsenenbildung tätig.

YOOPRESS: Ein breites Spektrum, ...und welche Bildungsbereiche decken Sie ab?

A. KOHNEN: Die Durchführung von erlebnisreichen Weinseminaren, beruflicher Fortbildung und die Beratung von gastronomischen Unternehmen gehören zu meinen Aufgabenfeldern.

YOOPRESS: Um eine Erwachsenenbildung zu garantieren benötigt es aber sicher mehr als eine Ausbildung zum Restaurantfachmann und Koch, ...oder?

A. KOHNEN: (lacht) ...ja klar. Ich hatte das große Glück über 16 Jahre für die Industrie- und Handelskammer zu arbeiten. Ich bekam 1993 den Auftrag eine Sommelierausbildung in Koblenz zu entwickeln und zu etablieren und so ergab es sich, dass 1996 die Deutsche Wein- und Sommelierschule gegründet wurde. Viele Jahre habe ich als der "Sommelier-Macher" (Titel des Sommelier-Magazin in 2003) gearbeitet und kann mit Stolz darauf hinweisen, dass über 600 IHK-geprüfte Sommeliers während meiner Zeit bei der DWS ausgebildet worden sind.

YOOPRESS: Sicher ein Full-Time-Job, ...wie halten Sie Kontakt zur Weinszene?

A. KOHNEN: Ich erkunde gerne unsere Kulturlandschaft mit dem Motorrad, laufe regelmäßig an der Ahr entlang und reise in die Weinbaugebiete Deutschlands, Europas und der Neuen Welt. Meine Berichte spiegeln sich dann in meinen Kolumnen oder manchmal auch in dem einen oder anderen Weinmagazin wieder.

YOOPRESS: Heute sind Sie selbstständiger Unternehmer - wie kam es dazu?

A. KOHNEN: Im Frühjahr 2009 habe ich das International Wine Institute gegründet. Das reizvolle Ahrtal - meine Heimat, eine Kooperation mit der Handwerkskammer zu Koblenz und beste räumliche Voraussetzungen mit der Ahrakademie ließen meinen Traum von der Selbstständigkeit wahr werden.

YOOPRESS: Was bietet das IWI?

A. KOHNEN: Das International Wine Institute bietet Weinseminare und Fortbildungen für vier Zielgruppen an: Weinliebhaber und Weineinsteiger, die Gastronomie und Hotellerie, dem Nahrungsmittelhandwerk und Seminare für ausländische Gäste.

YOOPRESS: Sicher gibt es hier und dort ähnliche Möglichkeiten, allerdings nicht in dieser qualifizierten Focussierung - was bietet das IWI darüber hinaus als besondere Ausbildung an?

A. KOHNEN: Interessant ist mit Sicherheit das Blended Learning zum Commis Sommelier, die Fortbildung zum International Butler (IWI) oder zum Wine Event Manager. Aber auch die Tagesseminare wie zum Beispiel das Wein-Sensorik-Seminar findet regelmäßig statt.

YOOPRESS: Wie bewältigen Sie diese immense Aufgabe - haben Sie Partner?

A. KOHNEN: Wir arbeiten in Deutschland mit der IHK Trier, der Campus Geisenheim GmbH und der Handwerkskammer Koblenz zusammen. Die Kooperationen sind für uns von größter Relevanz. International ist Johnson & Wales University zu nennen. Weitere Kooperationen sind in Australien, Argentinien und in Italien geplant. Das große Ziel ist eine gemeinsame Sommelier-Ausbildung mit einem international anerkannten Abschluss. Zur Zeit sind wir noch ein kleines Team. Zwei Mitarbeiterinnen und 16 freie Dozenten stehen mit geballter Kompetenz und Natürlichkeit für unsere Teilnehmer zur Verfügung.

YOOPRESS: Verlassen wir mal das Thema Bildung und kommen zurück zum Wein. Wo sehen Sie die deutsche Weinbranche im internationalen Vergleich?

A. KOHNEN: Es ist schon verrückt welchen Stellenwert der deutsche Riesling und auch der Spätburgunder weltweit in den letzten 5 Jahren erlangt hat. Unsere Winzer zeigen was Sie können und auch der Marktwert für eine Flasche exzellenten Wein ist im europäischen Vergleich einfach fantastisch.

YOOPRESS: ...keine Kritik?

A. KOHNEN: ...na, ja - erstaunt bin ich über das Vorgehen unserer Weinbauverbände, Winzerschaft und Politik über die neue EU-Weinmarktreform. Während die Österreicher eine perfekte Umsetzung aufzeigen und offiziell die Weinmarktreform umsetzten habe ich in Deutschland das Gefühl nichts geht voran. Es wird einfach Zeit "Nägel mit Köpfen" zu machen. Ich hoffe sehr, dass unsere deutsche Winzerschaft die Chancen erkennt und zum Beispiel das Etikett einer Weinflasche nun endlich aufräumt.

YOOPRESS: Das ist das eine, es gibt auch, mitunter bedingt durch den Klimawandel, Veränderungen bei den Rebkulturen - Wie sind Ihre Erkenntnisse?

A. KOHNEN: Während unsere traditionellen Rebsorten wie Kerner, Scheurebe, Gewürztraminer immer mehr an -wortwörtlich- Boden verlieren, halten frankophile Rebsorten wie der Sauvignon Blanc, Chardonnay, Cabernet Sauvignon und Merlot Einzug auf deutsche Weinfelder.

YOOPRESS: ...und Ihre Hoffnungen sind?

A. KOHNEN: Ich hoffe sehr, das unsere urtypischen Rebsorten nicht ganz vom Markt verschwinden. Aus meiner Sicht wird dies bald passieren. Nachfrage, Global warming und Ertragssicherheit werden dafür Sorge tragen.

YOOPRESS: Sie reisen, Sie schreiben, Sie lehren, Sie sind Arbeitgeber und haben Familie - woher nehmen Sie all die Energie für Ihre Aktivitäten?

A. KOHNEN: Meine Energie lade ich täglich im Kreise meiner Familie auf. Ich bin 22 Jahre verheiratet und habe zwei Töchter (18 und 21 Jahre alt). Auch wenn es sich für Sie verrückt anhört aber ich plane meine Freizeit genauso wie einen wichtigen Termin!

YOOPRESS: Sie sind also ganz normal „geerdet“, das gefällt uns - Herr Kohnen, wir danken Ihnen für das Gespräch.