Aquaoir: In Ozeanen gereifte Weine sind komplexer

31.05.2013 - arthur.wirtzfeld

USA (Kalifornien) - Ein auf dem Meeresgrund gereifter Wein ist immer komplexer und zeigt sich zugänglicher als sein Äquivalent an Land. Die Mira Winery aus Saint Helena hat dies offensichtlich in einem Versuch nachgewiesen und will den Begriff „Aquaoir“ in Opposition zum „Terroir“ in der Weinszene etablieren.

 

So geschehen wurden 48 Flaschen des Mira Cabernet Sauvignon des Jahrgangs 2009 im Seegebiet des Atlantiks vor Charleston Harbour, South Carolina, im Februar von Tauchern in ca. 18 Meter Tiefe in einer speziell dafür konstruierten Metallbox verankert. Jetzt wurden die Flaschen wieder an die Oberfläche gehievt und vom Weinmacher der Mira Winery Gustavo Gonzales zusammen mit Communion Wine Club Sommelier Patrick Emerson im Vergleich mit den an Land gereiften Pendants verkostet.

„Ich bin ziemlich überrascht und auch ein wenig schockiert über die Unterschiede der beiden Reifearten. Es ist magisches mit den Aquaoir Weinen geschehen“ sagt Patrick Emerson nach der ersten Probe. „Den Unterschied könnte man möglicherweise den Gezeiten zuschreiben.“

„Die Aquaoir Weine sind nicht besser, aber auf jeden Fall anders“, kommentiert Gustavo Gonzalez die verkosteten Proben. „Die landgereiften Weine sind dichter, die Aquaoir Weine dagegen komplexer, breiter, offener und entspannter. Das Ergebnis zeigt uns, dass wir noch zu lernen haben.“

Die Aktion der Mira Winery begründet sich auf die Funde von Weinen aus gesunkenen Schiffen. Den geborgenen Weinen bescheinigten Experten einen positiven Einfluss, gegeben durch gleichen Druck, Lichtverhältnisse und Temperaturen. Auch europäische Winzer hatten in der Vergangenheit ähnliche Experimente durchgeführt, die Gustavo Gonzalez ebenfalls zu seinen Versuchen ermunterten.

Einige der Weine aus Charleston Harbour hat Gonzales zur chemischen Analyse an ein kalifornisches Institut übersandt. Ein Dutzend Flaschen wird ab dem 1. Juli auf der Webseite der Mira Winery zum Kauf angeboten werden. Für die Zukunft plant Gonzales die Versuche fortzuführen. Im Herbst sollen 96 Flaschen für einen Zeitraum von sechs Monaten in Charleston Harbour reifen dürfen. Was daraus wird, werden wir natürlich berichten.