Deutsche Weinkönigin wird Schirmherrin von Wine Saves Life

09.11.2016 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Oestrich-Winkel) – Es begann Anfang September 2001 mit einem Gespräch in einem Hotelzimmer im Tokio, wo Joachim Binz, exportorientierter Weinhändler aus Wiesbaden, mit Freunden überlegte, dass man mit dem Gegenwert einer Flasche Wein von etwa 10 D-Mark durchaus etwas Wohltätiges tun kann, wenn man zusammenlegt. Ein paar Tage später wurde Binz in New York mit dem Anschlag konfrontiert, sah brennende Türme und war mehrere Tage in seinem Hotel festgenagelt. Da wurde die Idee von Tokio konkretisiert. Zurück in der Heimat beschloss er eine Vereinsgründung. Seit 1. Oktober 2001 gibt es Wine saves life als gemeinnützigen Verein, der in den 15 Jahren seines Bestehens schon einige hunderttausend Euro aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden und Aktionen (zum Beispiel auf dem „Ball des Weines“ in Wiesbaden) einsammeln konnte, die hundertprozentig wohltätigen Zwecken zuflossen.

 

Es sind Kinder- und Jugendhilfeprojekte im In- und Ausland. Derzeit wird beispielsweise in Kenia eine Dorfschule betrieben, die zuvor aus Spenden gebaut wurde. Binz legt Wert auf die Nachhaltigkeit eines Engagements. „Wir wollen nicht nur einfach irgendwo ein sinnvolles Gebäude hinstellen, sondern auch dafür sorgen, dass es dauerhaft mit Leben erfüllt wird.“ Dass die Aktivitäten überwiegend im Ausland und hier vor allem in Afrika stattfinden, erklärt der Vorsitzende des Vereins mit der Tatsache, dass sich in solchen Ländern mit relativ wenig Geld sehr viel bewegen lässt. Andererseits ist man auch vor der eigenen Haustür mit der Unterstützung eines Projekts „Jugend kocht“ tätig, mit dem ein gutes Miteinander von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Kulturen, Religionen und Nationalitäten gefördert wird.

Frischen Rückenwind bekam der inzwischen 88 Mitglieder starke Verein jetzt durch eine Kooperation mit dem Deutschen Weininstitut, dessen Chefin Monika Reule selbst schon einige Jahre privates Mitglied im Verein ist. Ab sofort übernimmt die amtierende Deutsche Weinkönigin die Schirmherrschaft für den gemeinnützigen Verein. Die Unterzeichnung der Kooperationsvereinbarung fand an dessen Gründungsort, auf Schloss Vollrads im Rheingau, im Beisein der Deutschen Weinkönigin Lena Endesfelder statt. Binz bedankte sich bei Hausherr Dr. Rowald Hepp für seine Gastfreundschaft und stellte, zur Schirmherrin gewandt, fest: „Jetzt gibt eine anerkannte und angesehene Persönlichkeit unserem Verein und seinen Zielen ein öffentlich wirksames und sehr sympathisches Gesicht.“

Majestät Lena berichtete, sie könne schon etwas Erfahrung einbringen. „Ich habe in der Schulzeit sehr gerne bei einigen gemeinnützigen Projekten mitgewirkt. Es ist mir eine Ehre, mich mit meinem Amt für hilfsbedürftige Kinder und Jugendliche einsetzen zu dürfen.“ Dafür ist beispielsweise auf jeder ihrer Autogrammkarten das Spendenkonto von Wine saves life aufgeführt.

Das Konto füllte sich in den letzten Monaten besonders gut, weil der Weinverkauf aus einer „verrückten Altweinsammlung“, die vom vormaligen Eigentümer, einem Würzburger Ehepaar, dafür freigegeben wurde, sehr gut lief. Die Berichterstattung im Magazin Vinum führte bislang zu rund 2500 Bestellungen von 6er Kartons, die als „Wundertüten“ deklariert waren. Ursprünglich umfasste die Sammlung 40 000 (!) Flaschen aus allen deutschen Anbaugebieten. Mitte der siebziger Jahre hatte das Ehepaar damit begonnen, jedes Wochenende in die Weinregionen zu fahren und sich den Kofferraum meist mit Einzelflaschen vollgeladen. Da der eigene Konsum nicht sonderlich groß war, lag vor knapp zehn Jahren ein Keller in Würzburg voll Wein. Als der Keller-Mietvertrag ausgelaufen war, erbarmte sich Winzer Martin Steinmann von Schloss Sommerhausen, leerte den Keller und deponierte die Flaschen schließlich in einem Lager in Randersacker in 115 Paletten. Einige tausend Flaschen sind jetzt noch zu haben. Dass es beim Inhalt überwiegend positive Überraschungen gibt, machte eine kleine Probe auf Schloss Vollrads deutlich.  

Binz und auch Steinmann wurden durch den Abverkauf stark gefordert. Der eine musste Rechnungen schreiben und den Geldeingang überwachen, der andere die Weinauswahl und den Versand vornehmen. Die Nettoerlöse fließen in den Verein und seine Projekte. Nur gibt es leider, so Binz, noch eine „hilfsbedürftige Organisation“, die gern 19 Prozent Mehrwertsteuer kassieren möchte, nämlich das Finanzamt Wiesbaden. „Man stellt uns praktisch auf die Stufe mit einem normalen Weinhändler“, ärgert sich der Vorsitzende. „Aber das sind wir nun wirklich nicht. Ich hoffe, dass dieser Kelch vorübergeht.“