„Fake Wines“

„Deep Throat“ über Trumps Weine – Teil-I

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 20. Dezember 2019


USA (Charlottesville) – Es war mal wieder an der Zeit, meinen Weinfreund in den USA zu kontaktieren. Seit elf Jahren teilen wir gegenseitig unsere Recherchen im Weinbereich – ich berichte ihm Details aus Europa, er mir aus Amerika. Joe, ein Pseudonym für meinen Weinfreund aus den USA, ist so eine Art „Deep Throat“, also mein Informant, wenn ich spezielle Details benötige. Mehr zu unserer Beziehung können Sie in meinem Artikel „Im Gespräch: Weinstile im Wandel der Zeit“ nachlesen.

Prahlerei á la Trump

Nun war es mal wieder so weit. Ich brauchte Joe bei meiner Recherche eines Artikels zu den Weinen des US-Präsidenten. Angeregt durch Donald Trumps Aussage, er besitze das größte Weingut an der Ostküste, wollte ich es genauer wissen. Ich fragte Joe erst einmal, wo man Weine von Trump finden kann. „Well, Trumps Weine sind schwer zu finden, sogar in Restaurants rund um den Standort der Winery und woanders sowieso – online aber, kein Problem“, sagt Joe. Auf Nachfrage per Mail antwortete die Trump Winery, dass die Weine an Einzelhändler und Restaurants in etwa 25 US-Staaten verteilt werden. Außerdem habe eine Handelskette namens Total Wine, die behauptet der größte unabhängige Einzelhändler im Land zu sein, Trumps Weine im Angebot.

Dazu Joe: „Das ist Prahlerei á la Trump.“ Aus seinem Netzwerk wüsste er, dass Trumps Weine vornehmlich in eigenen Restaurants, in New York, Washington und Miami angeboten werden und vielleicht noch in einer Handvoll anderer Lokalitäten. Das sei nicht gerade das, was man von „einem der größten Weingüter der Vereinigten Staaten“ erwarten könnte, wie Donald Trump während einer Pressekonferenz, übrigens nicht zum ersten Mal, im Sommer dieses Jahres sein Weinprojekt gerühmt hatte.

„Die Trump Winery ist auch nicht die größte Weinkellerei in Virginia, gemessen an der branchenüblichen Messung der pro Jahr produzierten Flaschen – mit etwa 540.000 Flaschen liegt sie hinter zwei anderen Virginia-Weinkellereien, die jeweils rund 720.000 Flaschen produzieren“, erläutert Joe. Auf der Webseite der Trump Winery liest man, dass das Weingut die größten Flächen, gemessen in Hektar, an Vitis vinifera (gemeint ist sicherlich die „Edle Weinrebe“) in der Ostküste der USA im Ertrag hätte. „Auch das ist weit entfernt von der Realität, jedenfalls was die Größenangaben betrifft, wie die Faktenchecker von PolitiFact berichten“, sagt Joe. „Demnach hat die Trump Winery rund 52,5 Hektar im Ertrag, dagegen hat Pindar Vineyards auf Long Island 125 Hektar im Ertrag und produziert mehr als doppelt so viele Flaschen pro Jahr als die Trump Winery.“

Trump´sche Methoden beim Wein

„Wer ist denn nun Eigentümer der Trump Winery“, wollte ich von Joe wissen. „Jedenfalls nicht Donald Trump, der vorgibt, Eigentümer zu sein“, sagt Joe. „Er war sicher derjenige, der das Weingut in 2011 gekauft hat, als er es von einem bankrotten Freund billigst erwerben konnte. Die Geschichte geht so: Der wahre Grund, warum Trump seinem alten Freund geholfen hat, war die Chance, das Anwesen zu einem räuberischen Preis zu kaufen, so lächerlich niedrig waren seine Preisvorstellungen, dass die Bank, die das Haus beschlagnahmt hatte, immer wieder seine Angebote ablehnte. Also ging er um sie herum und kaufte 217 Hektar Land, die das Herrenhaus umgaben. Dann einen 77 Hektar großen nahe gelegenen Weinberg für 6,2 Millionen Dollar. Dann kaufte er die Kellerausrüstung und die Restweine für 1,7 Millionen Dollar. Danach erwarb er das Herrenhaus für 6,5 Millionen Dollar. Lächerliche Beträge, wenn man den angebotenen Marktpreis der Bank von 100 Millionen Dollar für die Winery inklusive Rebflächen gegenüberstellt.“

Nichts Neues ist, dass die Familie Trump die USA als Firmenunternehmen verstehen und behandeln. Auf besonderen Posten sind „nichtsnutzige“ Familienmitglieder installiert. Alle umgeben von und aufgewachsen in goldenen Habitaten, dabei ist deren Umgang mit der Realität auch mit ein Grund für die Spaltung der US-Gesellschaft. In Ausübung ihrer Posten nutzen die Trumps jede Gelegenheit, eigene Familienprojekte, sogar im Rahmen der Präsidentschaft, in den Vordergrund zu spülen, insbesondere tut das Donald Trump, wenn er von ihn betreffenden bedrängenden Fragen und Vorkommnissen ablenken will.

Fortsetzung

In „Deep Throat über Trumps Weine – Teil-II“ widmen wir uns den Trump´schen Weinen und berichten von einem Besuch der Trump Winery …

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