Region im Fokus

Das Weinparadies Südtirol

Foto: IDM / Südtirol Wein / Tiberio Sorvillo

Wenn es eine Region gibt, die von Natur aus mit allem gesegnet ist, was das Leben lebenswert macht, fällt einem nach kurzem Überlegen garantiert Südtirol ein. Die atemberaubende Landschaft mit Bergen, Tälern und grünen Hängen, das milde Klima, die ausgezeichnete Küche, die freundlichen Menschen – ach ja, und Wein gibt es auch noch. Einfach ein Paradies.

Und dieses Paradies gibt es seit mindestens 2'500 Jahren! Archäologische Funde belegen den Weinbau in Südtirol, wie so oft waren es um Christi Geburt die Römer, die sich der bereits existierenden Weinkultur der dort lebenden Räter bemächtigten und sie kontinuierlich weiterentwickelten. Dass sich nicht nur der Blick auf die andere Seite der Alpen lohnt, erkannten um das Jahr 700 auch die Süddeutschen. Damals erwarben bayerische und schwäbische Klöster erste Weingüter in Südtirol. Und Mitte des 19. Jahrhunderts war es Erzherzog Johann, der dem Südtiroler Weinbau neue Impulse gab. Von ihm stammt unter anderem der Anstoss, Burgunder- und die klassischen Bordeauxsorten anzubauen. Eine weitreichende Entscheidung, wenn man sich den heutigen Sortenspiegel anschaut. Auch die Gründung der landwirtschaftlichen Lehr- und Versuchsanstalt in San Michele im Jahr 1872 fällt in diese für den Südtiroler Weinbau prägende Epoche. Denn dadurch wurden Beratung, Forschung und Ausbildung im Südtiroler Weinbau institutionalisiert und für praktisch alle Südtiroler Bauern verfügbar. Dazu passt, das knapp 20 Jahre später, 1893, die erste Kellereigenossenschaft der Region in Andrian gegründet wurde. Weitere 20 Jahre später wurde die grösste Ausdehnung des Südtiroler Weinbaus gemessen. Anfang des 20. Jahrhundert standen rund 10'000 Hektar – fast doppelt so viel wie heute – unter Reben, Südtiroler war spätestens jetzt ein Markenzeichen und wurde in praktisch allen grossen Städten Europas getrunken. Dieser kurze Abriss der Geschichte macht das enorme Tempo der Entwicklung Südtirols deutlich. Und wären die politischen Wirrungen durch Kriege, Teilungen und Grenzziehungen nicht dazwischengekommen, wer weiss, wo der Weinbau heute stehen würde. Aber es ist müssig darüber zu spekulieren, denn auch so steht das Weinland Südtirol glänzend da.

Eine Landschaft zum Reisen und Bleiben

Wandern oder Radfahren einlädt. Es geht von sanften Hügeln zu steilen Flanken, von mildmediterranem Klima zu trockenen Bergtälern, innerhalb weniger Kilometer ändern sich Landschaft und Klima in geradezu dramatischer Weise. So klein das Weinland Südtirol streng genommen auch ist, es glänzt durch Vielfalt und Diversität. Das belegen die sieben ausgewiesenen Anbaugebiete mit ihren jeweils ganz eigenen Charakteren. Vor allem der Boden spielt dabei eine zentrale Rolle, mehr als 150 verschiedene Gesteine prägen die Südtiroler Böden. Die Palette reicht von vulkanischem Porphyr über verwitterte Urgesteinsböden aus Quarz und Glimmer, Kalk und Dolomitgestein bis hin zu sandhaltigem Mergel. Die Zusammensetzung der Böden unterscheidet sich oft auf kleinstem Raum fundamental. Zusätzlich sorgt das Etschtal als Einfallstor für milde Luft aus dem Süden für einzigartige klimatische Bedingungen. Hier strömt stetig frischer Wind ein, etwa mit der Ora, einem lokalen Tageswind aus Richtung Süden vom Gardasee kommend, der jeden Nachmittag weht. Er sorgt im Fall der Fälle dafür, dass die Trauben nach einem Regenschauer schnell wieder abtrocknen und so Schimmel und Pilze keine Chancen haben, die empfindlichen Trauben zu schädigen.

Die Landschaft und ihre Besonderheiten, Winzer, Weine und Gastronomie lassen sich in Südtirol auf vielfältige Weise entdecken. Und weil grundsätzlich niemand über die Weine, die Arbeit dahinter, die Geschichten, kurzum die Weinkultur besser Bescheid weiss als die Winzer selbst, sollte man den direkten Kontakt mit ihnen suchen. Für praktisch alle Winzerinnen und Winzer ist es selbstverständlich, Besucher zu empfangen. In den kleineren Betrieben wird das von den Familien selbst gemacht, in den grossen Genossenschaftskellereien steht in – teilweise atemberaubend gestalteten Räumlichkeiten – geschultes Personal bereit. Verkostungen und Führungen werden fast in allen Betrieben angeboten, je kleiner der Betrieb, desto eher sollte man sich anmelden, um am Ende einen authentischen Blick hinter die Kulissen zu bekommen. Ein Erlebnis, das man sich als Weinfreund keinesfalls entgehen lassen sollte.