Generell gilt im Médoc eine einfache Regel: Die ältesten Weingüter sind die 1855 klassierten.

De Pez: Rennpferd mit Charakter

Mit Nicolas Glumineau

Nicolas Glumineau? So heisst doch der Generaldirektor von Pichon ­Comtesse in Pauillac! Richtig. Doch der erfahrene Weinmacher leitet auch das so diskrete wie hervorragende Château de Pez in Saint-Estèphe.

Generell gilt im Médoc eine einfache Regel: Die ältesten Weingüter sind die 1855 klassierten. Doch in Saint-Estèphe greift diese Faustregel nicht. So manches unklassierte Gut entstand hier zwischen dem 15. und dem 17. Jahrhundert. Das gilt auch für das «Cru Bourgois Exceptionnel»-Château-de-Pez, ein alter Herrensitz, der heute Champagne Louis Roederer gehört. Doch Saint-Estèphe war und ist die Classé-Gemeinde, die am weitesten von Bordeaux entfernt liegt. «Wer es bis nach de Pez schaffen will, muss noch heute fast masochistische Lust dazu haben, sich im Norden unserer legendären Weinhalbinsel zu verlieren. Im Zeitalter der Pferdekutschen war das noch schlimmer», sagt scherzend Nicolas Glumineau. «Vergessen wir nicht: Die Väter der Klassierung lebten in der Stadt Bordeaux.»

De Pez besitzt seit Jahrzehnten einen guten Ruf, aber galt nicht zuletzt in Bordeaux selber als Insider-Wein, der selbst in klimatisch schwierigen Jahren grossartige Weine ergab, die erst noch lange reifen konnten. Das mag am recht hohen Merlot-Anteil liegen oder an der Tatsache, dass de Pez dem Primeurrummel entgeht und exklusiv über Roederer vertrieben wird. «De Pez ist effektiv nicht leicht zu fassen. Der Stil des Weines ist der eines Rennpferds, das man hart in die Zügel nehmen muss. Es handelt sich um einen besonders authentischen, eigenständigen Terroirwein, vollmundig und samten und doch knackig und voller Rasse», erzählt Nicolas Glumineau begeistert.

Zu de Pez gehören knapp 50 Hektar Reben, verteilt über zwei Kiesplateaus über einem Untergrund von Lehm, mit Blick auf den Fluss. Diese Böden sind doppelt nützlich: Der Kies sorgt für optimale Drainage und der lehmhaltige Untergrund versorgt die Rebe auch bei sommerlicher Trockenheit mit genügend Feuchtigkeit. Der Reifeprozess ist daher besonders regelmässig. Ein neuer Gärkeller, der 2018 in Betrieb genommen wurde und dessen kleinere Tanks parzellenweise Vinifizierung erlauben, erleichtert heute gewaltig die Kelterarbeit. De Pez hat damit noch einmal an Präzision gewonnen, ohne auch nur eine Unze von seinem einmaligen Terroir-Charakter zu verlieren.