Die Verkostung der 24 weissen Crus aus Südtirol war ein eindrücklicher Beweis für das hohe Qualitätsniveau im nördlichsten Anbaugebiet Italiens. Denn die rund 50 VINUM-Leserinnen und -Leser, die an dieser Blindverkostung mit jeweils acht Weissburgundern, Sauvignon Blanc und Gewürztraminern teilnahmen, benoteten alle 24 Gewächse im Bereich zwischen 16 und 17.5 Punkten. Dabei zeigte sich, dass die Konsumenten in der Deutschschweiz tendenziell noch immer den aromaintensiveren, fülligeren Weinen den Vorzug geben. Folgerichtig erzielte die Kategorie mit den acht Gewürztraminern die höchste Durchschnittsnote, gefolgt von den Sauvignon Blanc und den Weissburgundern, die es mit ihrer subtilen Finesse und ihrem Terroirausdruck schwer hatten, sich gegenüber den von Natur aus expressiveren Aromasorten durchzusetzen. Eine Analyse der Noten weist allerdings darauf hin, dass die Fachleute (Weinhändler, Sommeliers, Gastronomen) unter den Verkostern die Kategorie Weissburgunder deutlich höher bewertet hat als die Konsumenten und Weinliebhaber. Hatten die Südtiroler Weissweine in den Jahren nach dem Millenium auch infolge der Klimaerwärmung kontinuierlich an Fülle zugelegt, so gelingt es den Winzern mit den letzten Jahrgängen offensichtlich immer besser, unter den veränderten Bedingungen vermehrt ausgewogene, animierende Weine in die Flaschen zu bringen. Der beste Beweis für diesen stilistischen Wandel liefern die Gewürztraminer-Gewächse. Zeigten die Weine aus dieser Sorte in der Vergangenheit fast schon eine barocke Fülle, ja Wucht, so fallen sie nun merklich eleganter und klarer strukturiert aus. Selbst Crus mit 15,5 Volumenprozent Alkohol wirken nicht alkoholisch, sondern werden von einem schönen Säure-Schmelz getragen.

Im Südtirol sind heute rund 60 Prozent der Rebfläche von 5400 Hektar mit weissen Sorten bestockt. Weil die weissen Gewächse dabei in Höhenlagen von 200 bis 1100 Metern über Meer auf unterschiedlichsten Bodentypen reifen, bietet die Region heute die grösste Vielfalt an Weissweinen in Italien.