Seitensprung-Guide Craft Bier

Hopfen und Malz...

Degustation: Ursula Geiger, Nicole Harreisser, Text: Nicole Harreisser, Foto: shutterstock

Der Sommer war gross, aber jetzt startet die Biersaison. Es hat sich viel getan in den letzten Jahren: Der Trend geht zu kleinen und kleinsten Brauereien und Craft Beers. Der Fokus liegt auf handwerklicher Fertigung, es stehen aber auch hochwertige und alternative Zutaten, unkonventionelle Geschmacksrichtungen und das Wiederbeleben alter Brautraditionen im Vordergrund. 

Früher folgte man dem Biergeschmack der Väter oder Grossväter und blieb seinem Bier ein Leben lang treu. Man wusste, was man bekam, hatten diese Biere doch erwartungsgemäss immer den gleichen Geschmack und wurden meist industriell hergestellt. In den vergangenen Jahren entwickelte sich der Trend weg von den grossen Braukonzernen hin zu kleinen Betrieben. Diese experimentieren mit der fast unzähligen Vielfalt, die sich aus den vier Grundzutaten des Bieres, Wasser, Hopfen, Hefe und Malz, ergibt. Die Erwartung der Konsumenten hat sich geändert und man wählt sein Bier spontan und nach Lust und Laune. Heutzutage ist es keine Seltenheit mehr, im Freundeskreis die verschiedensten Biere zu probieren. Biere? Nein Craft Beers. Seit einigen Jahren ist das Craft Beer, das seinen Ursprung in den USA hat, nicht mehr von den heimischen Getränkekarten wegzudenken. Craft-Beer-Brauer produzieren aber nicht nur ganz exotische Biere mit Zugabe von Früchten oder Gewürzen, auch die vermeintlich einfachen Biere werden mit grösster handwerklicher Hingabe und den allerbesten Zutaten gebraut. Im Vordergrund steht bei Craft Beers die geschmackliche Entdeckungsreise.

Aromenvielfalt
Bis zu 8000 Aromen finden sich im Bier, vielmehr als im Wein. Diese Aromen werden nicht unbedingt durch die Zugabe weiterer Zutaten wie Früchte oder Gewürze zu den vier Grundzutaten erzielt, allein die Vielfalt der rund 200 verschiedenen Hopfensorten weltweit – dazu kommen unterschiedliche Hefen und Malze – lässt immer wieder neue Geschmackswelten entstehen. Theoretisch wären bis zu zwei Millionen Kombinationen möglich. Folgt man nicht dem weltweit anerkannten Deutschen Reinheitsgebot, so können dem Sud auch weitere Zutaten beigegeben werden, wie Früchte und/oder Gewürze. Dann ist das Bier nicht mehr nach Reinheitsgebot gebraut und muss als Biermischgetränk bezeichnet werden. Die Craft-Beer-Brauer sind sehr experimentierfreudig und stellen oft neben ihrem Basissortiment Saison- und Spezialbiere aus nur einem Sud her, den sie mit weiteren Zutaten verfeinern. Auch der Einsatz gebrauchter Whiskyfässer, ähnlich dem Ausbau eines Weines im Holzfass, dient zur Reifung und Verfeinerung des Sudes. Besonders bei der Kalthopfung, auch Hopfenstopfen genannt, können die komplexen Aromen der unterschiedlichen Hopfensorten, die getrocknet oder als Hopfenpellets zugegeben werden, herausgearbeitet werden. Dazu wird der Hopfen nicht mit dem Sud erwärmt, sondern zieht für einige Tage im Sud, bevor der klare Sud abgezogen wird. Auch spricht die neue Geschmacksvielfalt, oft mit weniger bitteren Noten, vermehrt Frauen an. Man munkelt, dass die neue, weibliche Zielgruppe keine unerhebliche Rolle bei der Entwicklung so manches Sudes spielt. Mit fruchtigeren Noten, weniger bitter und teils leicht im Alkohol können sie auch Nicht-Bier-Trinker überzeugen. Allen gemeinsam ist die Neugier und Experimentierlust an diesen Bieren mit Ecken und Kanten, auf Seiten der Brauer wie auch der Connaisseure der Craft-Beer-Braukunst.

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