Im königlichen Rückblick: Elisabeth Gies - Deutsche Weinkönigin vor 60 Jahren

01.09.2010 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Mainz) - Zunächst habe sie sich schon ein bisschen geziert, erinnert sich Elisabeth Gies. Das war im Sommer 1949. Da stand der Bürgermeister von Diedesfeld im Wohnzimmer ihrer Eltern und fragte, ob sie nicht für ihren Ort bei der Wahl zur Pfälzischen Weinkönigin antreten wolle. "Insgeheim hat es mich natürlich gefreut, dass ausgerechnet ich gefragt wurde", sagt die heute 80-Jährige, "es gab ja auch noch andere Mädchen". Kurz nach der Wahl zur pfälzischen Hoheit am 2. Oktober 1949 wurde die 18-Jährige dann sogar zur ersten Weinkönigin Deutschlands ernannt.

 

Für die junge Frau, die unter der Woche zu Hause im elterlichen Weinbaubetrieb mithelfen musste, waren die Auftritte als Weinkönigin am Wochenende "eine tolle Sache“. Allerdings habe sie sich erst in ihre öffentliche Rolle hineinfinden müssen. "Ich sollte plötzlich so mondäne Kleider anziehen - dabei wollte ich lieber weiterhin mein Dirndl tragen", erzählt Elisabeth Gies: "Schließlich war ich ja die Deutsche Weinkönigin und keine Schönheitsprinzessin oder so etwas".

 

Besonders der Ausflug ins Nachkriegsberlin ist Elisabeth Gies im Gedächtnis geblieben. Anlässlich der 'Berliner Weinwerbewoche' vom 3. bis 18. Juni 1950 wurde sie für einen Umzug auf einem Lastwagen durch Westberlin gefahren, von den Straßenrändern aus jubelten ihr die Menschen zu.

"An diesem Tag gab es vor dem Schöneberger Rathaus Freiwein für die Berliner, die waren ganz aus dem Häuschen", so Elisabeth Gies. Aber noch aus einem anderen Grund ist ihr die Fahrt nach Berlin in allerbester Erinnerung geblieben: Dort habe es zwischen ihr und ihrem Ehemann Ferdinand "richtig gefunkt".

Obwohl das Amt der Deutschen Weinkönigin heute ein Vollzeit-Job ist - Elisabeth Gies würde wieder kandidieren, wenn sie noch einmal jung wäre "und wenn ich die mittlerweile benötigte fachliche Eignung besäß". Damals, da sei es vor allem um ein sympathisches Auftreten gegangen. Und um den Spruch, der einem Lied aus "Das Wildfangrecht" von Julius Wolff entlehnt ist. Den kann die 80-Jährige übrigens auch heute noch aufsagen: "Ich trink auf du und du, dem ganzen deutschen Volke zu. Und wünsch ihm Glück und Segen des edlen Weines wegen."