Trollinger: „Originale“ und „Individualisten“

08.06.2011 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Heilbronn) - Die Württemberger zeigen mit ihrer „Brotsorte“ Trollinger weiter Flagge. Und beim 14. Trollingerpreis, der wieder von der Vereinigung selbstvermarktender Betriebe Württemberger Weingüter e.V. für alle Erzeuger, auch die Genossenschaften, ausgeschrieben wurde, stimmte zumindest in der Spitze die Qualität. Wohl noch nie konnten in diesem Wettbewerb so viel gute, interessante, spannende „Trolli“ probiert werden, die teilweise durchaus dem Anspruch gerecht wurden, richtige Rotweine zu sein (was mancher Genießer dem Trollinger abspricht). „Wir wollen zeigen, dass der Trollinger mehr kann, als nur ein Vesperwein zu sein“, meinte Peter Albrecht, Vorstandsvorsitzender der Württemberger Weingüter.

 

Nach einer Vorauswahl durch die Weinbauschule Weinsberg gingen 108 Weine in eine Verkostung mit 20 Juroren. Die Probe war zweigeteilt. „Original“ war die Kategorie der fruchtig-frischen, aber doch weitgehend herb ausgebauten Weine betitelt. Unter „Individualist“ verstand der Verantwortliche Dr. Dieter Blankenhorn von Weinsberg Gewächse mit mehr Farbe, Kraft und auch einer dezenten Holznote.

Nach einer ersten Runde kam es in beiden Gruppen zu Finalverkostungen mit den jeweils zehn besten Weinen. Es ging eng zu, der Kampf um die Plätze auf dem Treppchen war hart. Aber das Ergebnis war letztlich gerecht. In der Kategorie „Original“ siegten die Weingärtner Cleebronn-Güglingen mit einem 2009er „St. Michael“ vor einem 2010er Kirchheimer Kirchberg der großen WZG Möglingen (die in den letzten Jahren mit Trollinger richtig Gas gegeben hat) sowie einem 2010er des Weinguts Gruber aus Obersulm-Eschenau.

Bei den „Individualisten“ trumpfte der Amalienhof aus Heilbronn gleich zweimal auf, mit einem ersten Rang für den 2009er Beilsteiner Steinberg Kabinett und einem dritten Rang für einen 2009er Beilsteiner Steinberg Qualitätswein. Dazwischen schoben sich die Weingärtner Cleebronn-Güglingen, eine Kooperative, die in den letzten Jahren durch den jungen, ambitionierten Kellermeister Andreas Reichert in Schwung gekommen ist. Insgesamt darf festgestellt werden, dass die individuellen Trollinger etwas mehr Format als die „Originale“ hatten. Vor allem der Siegerwein präsentierte sich sehr elegant und vielschichtig.

Bei der Siegerehrung in Heilbronn bekamen die Spitzenweine viel Lob von den Ehrengästen. Mit dabei: der ehemalige Ministerpräsident Lothar Späth, der mit einigen Anekdoten durch den Abend führte und sich dabei als Trollinger-Fan zu erkennen gab: „Die Welt geht nicht unter. Wein ist ein wunderbares Produkt. Und wenn er zur Mehrheit aus Trollinger besteht, bin ich glücklich.“