Kritik an der Wahl zur Deutschen Weinkönigin - Weinverband fühlt sich verschaukelt

28.09.2015 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Neustadt - Weinstraße) - Kristin Langmann ging als Fränkische Weinkönigin für Franken ins Rennen um die Krone der deutschen Weinwirtschaft, die Wahl zur Deutschen Weinkönigin. Es ist praktisch die Königsprüfung der Weinköniginnen deutscher Anbaugebiete. Allesamt sind die Kandidatinnen Botschafter des Weins, die im Laufe eines Jahres ihr 'Weinland' national wie international vertreten. Allein dies erfordert Respekt ob der vielfältigen Leistung und der Aufwände der jungen Weinfrauen in dieser Zeit. Wenn dann die Kür ansteht, Nervosität ins Spiel kommt und man den Erwartungen nicht genügt, dann ist das menschlich, das ist kein Fauxpas, es passiert eben. Was Kristin Langmann beim Vorentscheid wohl nicht so erfolgreich erscheinen ließ, war sicherlich ihrer Aufgeregtheit und dem Erwartungsdruck geschuldet. Eine junge Frau, die diesem Druck zum falschen Zeitpunkt wohl nichts entgegensetzen konnte, sollte sich dies nicht allzu sehr zu Herzen nehmen. Nicht jeder erreicht den Olymp, auch andere Kandidatinnen teilen ihr Schicksal.

 

Hermann Schmitt ist Geschäftsführer des fränkischen Weinbauverbandes und scheinbar sehr betroffen, ob des vorzeitigen Ausscheidens seiner Kandidatin. Dass die Wahl zur Deutschen Weinkönigin ein Wettbewerb ist, der offen ausgetragen wird, der seitens des Deutschen Weininstitutes (DWI) aufwendig und mit klaren Regeln geführt wird, reicht Schmitt nicht aus. Er kritisiert den derzeitigen Modus zur Wahl der Deutschen Weinkönigin recht heftig. "Sollte sich an der Zusammensetzung der Stimmberechtigten nichts ändern, überlegen wir uns einen Boykott", wird Schmitt in BR24 zitiert. Schmitt macht letztlich vermeintliche Fehler im System für das Ausscheiden seiner Kandidatin (mit)verantwortlich. In der fränkischen Tageszeitung (Mainpost) lässt Schmitt seinem Ärger freien Lauf.

"Absolut ungerecht", wird Schmitt zitiert. Und damit meint der Geschäftsführer die Vorgänge auf der Bühne und die damit verbundene Bewertung der Jury. Eine Einschränkung lässt Schmitt gelten: "Wir müssen einräumen, dass Kristin Langmann wegen ihrer Nervosität nicht ihren besten Tag hatte und daher ihren Charme nicht voll ausspielen konnte." Eine Beschwerde richtete Schmitt umgehend nach Ausscheiden von Kristin Langmann an das DWI und forderte wegen der in seinem Verständnis ergangenen Fehlentscheidung eine Wildcard für seine Kandidatin, um diese doch noch an der Endausscheidung teilnehmen zu lassen. Weder Verständnis noch Zustimmung fand Schmitt beim DWI, dem Veranstalter des jährlichen Wettbewerbs.

Nicht nur in der fränkischen Tageszeitung und bei BR24 sondern auch in der Zeitschrift "Reben und Wein" kritisiert Schmitt das Wahlsystem. "Seit mindestens vier Jahren muss ich feststellen, dass die Wahlergebnisse vor allem im Vorentscheid sowohl für mich als auch für Andere nicht nachvollziehbar sind", sagt Schmitt. Außerdem ist Schmitt der Meinung, dass Kandidatinnen aus den südlichen und östlichen Anbaugebieten häufiger ausscheiden, was er einer "unfairen und nicht repräsentativen Jury" anlastet, die "zu stark durch Rheinland-Pfalz geprägt sei", sagt Schmitt, der außerdem und insbesondere die Befragung durch eine vierköpfige Fachjury auf der Bühne in Frage stellt. "Es ist nicht in Ordnung, wenn völlig falsche Antworten nicht korrigiert werden und auch nicht negativ in die Gesamtbewertung einer Kandidatin eingehen. Auch in diesem Jahr sind Kandidatinnen trotz falscher Antworten ins Finale gekommen", meint Schmitt, "… hier gilt die Formel: Herkunft vor fachlicher Eignung."

Schmitt schlägt vor, künftig wieder eine Fachbefragung im geschlossenen Kreis abzuhalten, damit falsche Fragen bewertet und Kandidatinnen nicht bloßgestellt werden. Außerdem verlangt Schmitt eine Verjüngung der Zielgruppe und eine dem entsprechende Zusammensetzung der Jury. Dagegen hält Monika Reule, Geschäftsführerin des DWI und Verantwortliche der Wahl, mit ihren Argumenten. Reule, die durchaus Verständnis für die Enttäuschung der Franken zeigte, wies aber die Kritik von Schmitt vollends zurück. 

"Die Wahl basiert auf eindeutigen Richtlinien, die allen Jurymitgliedern bekannt sind. Da kann man nicht einfach und freizügig eine Wildcard ausgeben und damit eine Kandidatin gegenüber anderen Ausgeschiedenen bevorzugen", sagt Reule. "Von einer Übermacht anderer Weinbaugebiete kann auch keine Rede sein. Jedes Weinbaugebiet stellt zwei Vertreter für die Jury, das wären dann 26 Stimmen von insgesamt 70 Stimmen. Die Jury hat bewusst diese Größe, um Parteilichkeit auszugleichen. Der weitaus überwiegende Teil der Jury setzt sich aus überregionalen Fachhändlern, Sommeliers und Journalisten zusammen. Für die ist es sekundär, woher die Kandidatinnen stammen", erklärt Reule.

Auch von einer Fachbefragung im geschlossenen Kreis hält Reule nichts. Man habe dies abgeschafft, um die Entscheidung der Jury transparent und nachvollziehbar zu machen. Und die Masterjury habe die Aufgabe, falsche Antworten klarzustellen. "Es gab keine offensichtlichen Fehler, die offenzulegen gewesen wären. Eine gewisse Großzügigkeit gehört dazu, um die jungen Damen nicht völlig zu verunsichern", erklärt Reule.

Schmitt wird seine Kritik sicher nicht aufgeben, seiner Ansicht nach sind seine Vorhaltungen begründet. Unglücklich dabei ist, dass die verpatzte Hoffnung der Fränkischen Weinkönigin Kristin Langmann, in die Endausscheidung gewählt zu werden, überschattet wird von der jetzt wohl beginnenden Diskussion um Veränderungen im Procedere zur Wahl der Deutschen Weinkönigin, egal wohin der Disput auch führen mag. Das Kristin Langmann dadurch unfreiwillig im Mittelpunkt steht, wird ihr nicht gerecht - im Gegenteil, ihr ist zu danken, ob ihrem erfolgreichem nationalen wie internationalem Engagement für das Weinland Franken und damit auch für die deutsche Weinnation. Jedenfalls wünscht unsere Redaktion Kristin Langmann alles Gute - im Vorentscheid auszuscheiden ist kein Beinbruch, es ist eben ein Wettbewerb.

Und das die Franken leer ausgehen, kann man nicht sagen. Deutsche Weinköniginnen aus Franken waren: Karoline Hartmann (1957), Rosemarie Schreck (1958), Marita Bäuerlein (1964), Brigitte Wolf (1968), Karin Molitor-Hartmann (1982), Renate Schäfer (1989), Nicole Then (2003) und zuletzt Marlies Dumsky (2008). Ergo, acht Weinköniginnen aus Franken trugen bisher in 67 Jahren das Zepter der Deutschen Weinkönigin - ein guter Durchschnitt bei 13 'konkurrierenden' Anbaugebieten.

Der neuen 67. Deutschen Weinkönigin Josefine Schlumberger (Baden) sowie ihren Weinprinzessinnen Caroline Guthier (Hessische Bergstraße) und Katharina Fladung (Rheingau) gratuliert unsere Redaktion und wünscht bestes Gelingen für das anstehende Amtsjahr. (Zitate: teilweise aus der Mainpost und BR24 - red.yoopress)