Wachau: Vom Smaragd zur Steinfeder

22.09.2011 - R.KNOLL

ÖSTERREICH (Spitz / Donau) - „Für 2011 schaut es besser aus in den Weinbergen. Einen 2010er brauchen wir so schnell nicht mehr“, meinte Emmerich Knoll jun. aus Unterloiben, als die Vinea Wachau, die Schutzvereinigung des bekannten Anbaugebiets, die Kategorie Smaragd des letzten, schwierigen, arbeitsintensiven Jahrgangs in Weißenkirchen präsentierte.

 

Für 2010 müssen sich die Wachauer indes nicht genieren. Zwar war bei manchen der Weine eine etwas borstige Säure spürbar, wie in Deutschland ein klares Zeichen dafür, dass nicht alle Winzer den Jahrgang gut in den Griff bekamen. Doch das ist bei Smaragd-Weinen durchaus üblich. Denn die Deklaration dieser Aushängeschilder ist Sache der Winzer, eine vorherige vereinsinterne oder sonstige Prüfung gibt es nicht. Deshalb kommen immer wieder mal recht unattraktive Smaragd auf den Markt.

Anspruchsvolle Konsumenten orientieren sich besser an den prominenten Namen, die auch diesmal wieder durchgängig für überdurchschnittliche Qualität bürgen. Bei Hirtzberger, Prager, Lagler, F.X. Pichler, Franz Pichler, Rudi Pichler, Knoll, Alzinger und Jamek kann man blind zugreifen; hier sind Riesling und Grüner Veltliner in jedem Jahrgang, auch 2010, überzeugend und weisen ein gutes Lagerpotenzial auf.

Ein paar besondere Hits gefällig? Man nehme Riesling Loibenberg von Alzinger aus Loiben, den Riesling Schütt von Knoll, ebenfalls Loiben, die Rieslingweine von Prager und Jamek aus der legendären Flur Klaus (die einst der verstorbene Josef Jamek zum Naturdenkmal formte), der immer brillante Riesling Singerriedel von Hirtzberger und der „Grüne“ von Jamek (diesmal insgesamt in toller Form) aus der Riede Achleiten, der Veltliner Kollmitz von Franz Pichler, die gleiche Sorte von Lagler aus der Riede Steinborz und der Weißburgunder sowie der Grüne Veltliner Hochrain von Rudi Pichler.

Auch aus der zweiten Reihe fielen einige Betriebe positiv auf, zum Beispiel der Karthäuserhof von Karl Stierschneider (Grüner Veltliner Achleiten), Jäger (Riesling Achleiten), beide Weißenkirchen, der Loibner Bäuerl (Riesling Kellerberg) sowie aus dem Spitzer Raum Franz Hofstätter (Neuburger Tausendeimerberg) und Piewald (Grüner Veltliner Kalkofen).

Eine echte Entdeckung waren die Weine des kleinen 3-Hektar-Betriebes von Manfred Konrad aus Unterloiben. Der 43-Jährige, im erlernten Beruf eigentlich Spengler, überzeugte mit gehaltvollen Riesling und Grüner Veltliner und ließ bei einer anschließenden Verkostung in seinem kleinen Buschenschank auch erkennen, dass die Basisweine der Kategorie Federspiel von Riesling und Grüner Veltliner sowie Muskateller sehr stimmig sind.

Heitere Episode am Rande: Es wurde Bekanntschaft mit einem Polizeihauptkommissar aus Südbayern geschlossen, der auf seinen Vornamen Konrad hört, deshalb Winzer Konrad besuchte und etliche Kartons in seinen Kofferraum lud. Also ihr Konrads, auf nach Unterloiben!

Im Rahmenprogramm gab es Ehrungen. Die Vinea Wachau verlieh ihren diesjährigen Steinfederpreis für journalistische Verdienste um die Wachau dem Wiener Autor Herbert Hacker (Falstaff, Format, News), über den der muntere Laudator Willi Klinger, Chef der Österreich Weinmarketing, fröhlich lästerte („Kann einer mit dem Namen Hacker überhaupt über Wein schreiben?“). Der Verein adelte außerdem posthum die verstorbenen Josef Jamek und Franz Hirtzberger sen. als Ehrenmitglieder, ebenso die noch unter den Lebenden befindlichen Franz Prager, Willi Schwengler (ehemals Chef der Freien Weingärtner, heute Domäne Wachau) und Emmerich Knoll sen., die viel für den Fortbestand des Gebiets als eigenständige Region geleistet hatten. Und weil man schon mal im Rhythmus war, wurde noch der Präsident des Österreichischen Weinbauverbandes, der Weinviertler Josef Pleil, mit einer Ehrenurkunde bedacht, weil er 25 Jahre lang für seine Winzer eintrat und dies noch weiter tun wird. Die Laudatio hielt hier in stereotyper Politikermanier der niederösterreichische Landeshauptmann Erwin Pröll. Er sprach lang und sagte wenig. Vermutlich wäre es kaum jemand aufgefallen, wenn er noch einige Passagen der Euro-Krise gewidmet hätte…