Chiles Winzer wollen die Pais-Traube wiederbeleben

06.08.2014 - arthur.wirtzfeld

CHILE (Santiago) - Einige der größten Weinproduzenten Chiles arbeiten daran, die rote Pais-Traube erneut in den Fokus zu bringen. Noch bis gegen Ende des 20. Jahrhunderts war die Pais-Traube die meist angebaute Sorte, bis sie vom Cabernet Sauvignon überholt wurde. Die in Chile auch "Negra Peruana" oder in Argentinien "Criolla Chica" genannte Rebsorte haben einst die spanischen Eroberer mitgebracht. Ampelographen und Historiker glauben, dass erstmals der spanische Konquistador Hernán Cortés im Jahr 1520 die Traube nach dem heutigen Mexiko brachte.

 

"Heute ist die Pais eine vergessene Traube", sagt Weinjournalist Patricio Tapia. Seit Jahrzehnten wurde die Pais für Bulk Weine geerntet. Aber jetzt hat eine kleine Gruppe von Winzern begonnen, die Traube ernst zunehmen. "Sie produzieren beachtliche und zauberhafte Weine", sagt Tapia. Viele der Pais-Reben in Chile sind über 100 Jahre alt. Doch als Rebsorte zur Identifikation der Weinnation Chiles wurde sie von Carmenere abgelöst - neben Cabernet Sauvignon, Chardonnay, Pinot Noir und Merlot.

Concha y Toro, Chiles größtes Weinunternehmen plant eine Cuvée aus Trauben des Pais und Cinsault und wird dieses unter der Marke "Marques de Casa Concha" im Herbst dieses Jahres auf den Markt bringen. "Der chilenische Weinbau hatte bereits eine 300-jährige Geschichte bevor der Cabernet Sauvignon zu uns kam", sagt Miguel Torres Maczassek, Chef bei Concha y Toro. "Beim Decanter World Wine Awards schlug ein Reserva de Pueblo Pais 2012 zwei favorisierte Carmenere und Malbec im regionalen Vergleich. Das ist beachtlich und zeigt, was diese Traube leisten kann", sagt Torres Maczassek.

Trauben der Sorte Pais sind für ihre dünne Haut bekannt. Kritiker vergleichen Pais-Weine mit dem französischen Beaujolais. Patricio Tapia sagt dazu: "Es sind leicht zu trinkende Rotweine." Aber damit scheint es nun vorbei zu sein. "Die Fortschritte in der Kellertechnik haben enorm dazu beigetragen, dass Weine aus der Pais-Traube an Qualität gewonnen haben", erklärt Torres Maczassek. "Wer die Pais anbaut und vinifiziert, der muss diese Sorte mit Respekt behandeln. Wir haben Weinbauern animiert, einen Fachverband zu bilden. Es ist für uns und für weitere große Erzeuger einfacher mit ihnen zu kommunizieren, wenn Sie eine Stimme haben."

Concha y Toro ist eine Art Motor für die Pais-Traube. Von rund 25 Weinbauern kauft das Unternehmen die Trauben und unterstützt diese auch bei der Zertifizierung für Fairtraide. Kritiker wie auch Kenner der Weinszene attestieren Chile in Sachen Pais-Traube unisono einen ersten erfolgreichen Schritt. "Wir arbeiten an einem Profil der Pais-Traube, um diese auf die internationale Bühne zu bringen", sagt Torres Maczassek. "Gelingt uns das, dann haben wir eine echte Persönlichkeit und Chile kann sich mit dem Pais und einem daraus modern vinifizierten Wein von anderen Nationen unterscheiden. Ich glaube daran, dass diese alte Sorte der chilenischen Weinindustrie neue Impulse geben wird."