Neues Eigentumsverhältnis, neues Team, neue Philosophie

Niepoort im Umbruch

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 4. September 2018


PORTUGAL (Porto) – Nach der Neuordnung des Eigentums wechselt der Douro-Pionier Dirk Niepoort sein Weinteam. Luís Pedro Cândido und Marco Niepoort, 22-jähriger Sohn von CEO Dirk Niepoort, verantworten ab sofort die roten Tafelweine mit Ausnahme der Ports. Ein separates Team, das bisher für die Portweine verantwortlich war, bleibt unverändert erhalten, während Carlos Raposo das Unternehmen verlassen wird. Raposo stammt aus der Region Dão, eine der berühmten Regionen Portugals, in der Stillweine hergestellt werden. Er ist anerkannter Önologe, der durch Aufenthalte in Bordeaux, Burgund, Napa Valley (Kalifornien), Victoria (Australien) und Ribeira del Duero (Spanien) schliesslich im Jahr 2011 zum Team Niepoort berufen wurde. Bis auf weiteres soll Raposo externer Berater bleiben, wobei Kenner der Szene seinen kompletten Abgang als Verlust für Niepoort werten wollen.

Portugals Pionier

Niepoort, gegründet im Jahr 1848, war über die Zeit immer ein Familienweingut. Dirk Niepoort, der die fünfte Generation vertritt, trat 1987 in das Unternehmen ein und mischte fortan die portugiesische Weinszene auf. Aus heutiger Sicht war sein Einfluss erheblich. Unter seiner Leitung hat der agile und umtriebige Dirk Niepoort beste Lagen im Douro erworben, intensiv in Likörwein investiert und dem Familiennamen weltweit zu einer anerkannten Marke verholfen. Heute produziert das Unternehmen rund 1,8 Millionen Flaschen Port- und Tafelweine.

Familie und Management – nicht immer herrschte Harmonie

Aber nicht immer lief es glatt unter Dirk Niepoorts Herrschaft. Es gab Probleme mit dem Management – man war nicht immer einer Meinung über Stil und Zukunftsvisionen, auch war sich die Familie nicht immer einig in der Bewertung ihres Wirkens. Die Wende kam Anfang 2018. Zu Beginn dieses Jahres übernahm Dirk Niepoort die Aktien seiner Mutter und seiner Schwester. Seither hält er 95 Prozent Eigentumsanteil, fünf Prozent verbleiben beim GM José Teles. «Wir sind jetzt weit flexibler, agiler und schneller. Die endlosen Meetings sind Geschichte. Das neue Management funktioniert. Der Unterschied zu früher ist wie Wasser zu Wein», wird Niepoort in den Medien zitiert.

Neues Team, neue Philosophie

Das neue Winzerteam hat jahrelange Erfahrung bei Niepoort, kennt die Philosophie im Weinbau und der Weinbereitung seines Chefs. Dirk Niepoort setzt sich seit zwei Dekaden für leichtere Weine mit niedrigeren Alkoholgehalten ein, die mehr Säure und Trinkbarkeit aufweisen dürfen statt auf Konzentration und Reife ausgelegt sind. «Wir sind in erster Linie ein Portweinhaus und daran soll sich nichts ändern», wird Dirk Niepoort zitiert. «Das Gros unserer Weine wird weiterhin in Vale de Mendez im Pinhão-Tal vom Team um den erfahrenen Weinmacher Nick Delaforce in Zusammenarbeit mit Rodrigo Nogueira produziert, der weiterhin die Blends und den Reifeprozess überwachen wird».

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