Schweiz/Weinmarkt

10 Millionen zur Deklassierung von AOC-Wein

Text: Thomas Vaterlaus | Veröffentlicht: 11. Juni 2020


Weil infolge der Schliessung von Restaurants und dem Veranstaltungsverbot im Zuge der Corona-Krise der Absatz von Schweizer Wein ins Stocken geraten ist, hat der Bundesrat eine Finanzhilfe von 10 Millionen Schweizer Franken bewilligt, um überschüssige AOC-Weine zu Tafelwein zu deklassieren. Der Maximalbetrag für einen Liter deklassierten AOC-Wein liegt dabei bei 2 Franken. Fachleute rechnen damit, dass mit dieser Massnahme bis zu 7 Millionen Liter AOC Wein aus dem Markt genommen werden können. Der deklassierte Wein kann dann als Tafelwein oder als Verarbeitungswein für Essig, Saucen und Fertiggerichte (zum Beispiel Fondue) verwendet werden. Oder er wird destilliert und  beispielsweise zu Desinfektionsmittel verarbeitet. Von der Finanzhilfe können nur Winzer in jenen Kantonen profitieren, die sich verpflichten, die Höchsterträge für Trauben zur Produktion von AOC-Weinen bei der kommenden Ernte 2020 um 200 Gramm pro Quadratmeter zu reduzieren.

Wegen des ertragreichen Jahrgangs 2018 waren die Lagerbestände an AOC-Weinen schon vor dem Ausbruch der Corona-Krise überdurchschnittlich hoch. Durch Covid-19 hat sich die Lage nun weiter verschärft. Beim Tessiner Rotwein lägen die Lagerbestände inzwischen bei 34 Monaten, ideal wären hingegen 24 Monate, liess etwa Andrea Conconi, Direktor von Ticinowine, verlauten.

Die Schweizer Weinbranche ist schon seit längerem auf Regulierungen angewiesen

Letztmals investierte der Bund im Jahr 2013 rund 4,6 Millionen Franken, um 3,1 Millionen Liter AOC-Wein zu deklassieren. Im Gegenzug waren nach den kleinen Ernten in den Frostjahren 2016 und 2017 in manchen Kantonen die Anforderungen zur Produktion von AOC-Weinen gelockert worden. Verschiedene Branchenvertreter fordern nun anstelle dieser eher kurzfristig wirksamen Regulierungen vermehrt nachhaltige Massnahmen, etwa Investitionen in eine verstärkte Profilierung heimischer Weine mit kontrollierter Herkunftsangabe. Gerade die aktuelle Zeitspanne der hoffentlich ausklingenden Corona-Krise, in welcher die Konsumenten ein verstärktes Bewusstsein für Schweizer Produkte zeigten, wäre ein idealer Zeitpunkt für eine Imagekampagne zugunsten der heimischen Weine, betonen diese Branchenvertreter.

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