Riesling Champion

Schon wieder Philipp . . .

Text: Rudolf Knoll, Fotos: Jana Kay

Er ist so etwas wie ein Seriensieger und scheinbar nicht zu stoppen. Der Pfälzer Philipp Kuhn zeigt seit etlichen Jahren beim Rotweinpreis Muskeln und trumpft auch beim Wettbewerb Riesling Champion auf. Aber auf dem Podest finden sich diesmal neben bewährten auch einige neue Namen. Sie alle trugen zu einem exzellenten Niveau bei, mit dem Fazit: Bei Riesling ist Deutschland auf breiter Front praktisch unschlagbar!

Eigentlich wäre jetzt eine Information für Wolfgang Schäuble, seines Zeichens Bundesfinanzminister, fällig. Inhalt: Wir bekennen, dass wir vergnügungssteuerpflichtig sind. Zwar liegt die Gesetzgebungskompetenz – wir haben uns schlaugemacht – nach Art. 105 Abs. 2a GG eigentlich bei den Ländern. Aber wir haben uns sowohl in Franken als auch in Württemberg und Rheinland-Pfalz vergnügt. Und das mit Riesling aus nahezu allen deutschen Anbaugebieten. Jetzt muss der zuständige Bundesminister die Lage klären.

Und wir würden natürlich gegenrechnen. Denn zwangsläufig waren etliche der mehr als 1450 Weine, die für unseren Wettbewerb angestellt wurden, nicht von gehobener Qualität. Etwa 60 Prozent wurden aussortiert. Doch was übrig blieb, war teilweise grandios. Vor allem im Stechen in den jeweiligen Kategorien kamen die Juroren ins Schwärmen und sparten nicht mit Superlativen. Kein Wunder, traten doch zahlreiche Betriebe an, die zur deutschen Spitze gehören. Aber etliche Winzer aus der zweiten Reihe oder Newcomer machten es ihnen nicht leicht und zeigten auf, dass sich viel bewegt in deutschen Weinregionen und nichts festgemeisselt ist. Dass immer wieder prominente Namen auf dem Podest zu finden sind, liegt in der Natur der Sache. Nach 2014 darf sich der Pfälzer Philipp Kuhn einmal mehr feiern lassen. Vor zwei Jahren jubelte er, der Gesamtsieg sei für ihn wie eine Weltmeisterschaft. Diesmal kam noch ein zweiter Titel hinzu, nämlich der erste Platz in der Königsklasse Trocken. Den muss er sich zwar mit Matthias Müller vom Mittelrhein teilen. Vielleicht fällt dem Laumersheimer jetzt ein Vergleich mit den Olympischen Spielen ein, etwa «wertvoller als ein Sieg im 100-Meter-Lauf mit Weltrekord»!

Die Pfalz ganz stark

Müller belegte ausserdem einen zweiten Rang in der Champion-Wertung, den er sich allerdings mit drei Gütern teilen muss – alle aus der starken Pfalz. Reichsrat von Buhl konnte man vielleicht auf der Rechnung haben, weil hier ein Önologe aus der Champagne für viel Schwung gesorgt hat. Aber Schäfer aus Neustadt an der Weinstraße und das Weingut am Nil (nicht aus Kairo, sondern aus Kallstadt) sind neue Namen, von denen in den nächsten Jahren wohl noch einiges zu erwarten ist. Spannung war in allen Disziplinen angesagt. Bei Halbtrocken/Feinherb hatte mit Martin Reimann vom Lindenhof ein Nahe-Winzer die Nase vorn. In der fruchtigen Kategorie machte es sich für Buhl bezahlt, dass man ausnahmsweise von der Linie «trockener geht nicht» abwich und sich, um zu viel Alkohol zu vermeiden, an einen Wein mit Fruchtsüsse wagte. Bei den hochkarätigen Edelsüssen räumten wir den zarten Auslesen wieder eine eigene Gruppe ein, die das Weingut Bischel aus Rheinhessen nutzte. Beim edelsüssen Riesling entzückte eine Trockenbeerenauslese aus dem fränkischen Castell besonders, dicht gefolgt von zweimal Bassermann-Jordan aus der Pfalz.

Weil es immer wieder Kabinettweine mit 13 und mehr «Volt» gibt, die nicht dem klassischen Stil entsprechen, machten wir uns für Echte Kabinett mit maximal 11,5 Volumenprozent stark. In dieser federleichten Gruppe teilten sich die Güter Hexamer von der Nahe und Wegeler von der Mosel den ersten Rang. Bei den Kindern des Riesling (Scheurebe und Rieslaner) war Bassermann-Jordan nicht zu schlagen. Und schliesslich gab es in Feinabstimmung mit der Weinfrauen-Vereinigung Vinissima noch einen Sonderpreis für den prächtigen Riesling einer Winzerin, nämlich Lisa Bunn aus Nierstein.

Die Besten auf einen Blick

1. Platz | 18.1 Punkte

Weingut Philipp Kuhn, Laumersheim

2. Platz | 17.5 Punkte

Weingut am Nil, Kallstadt

2. Platz | 17.5 Punkte

Reichsrat von Buhl, Deidesheim

2. Platz | 17.5 Punkte

Matthias Müller, Spay

2. Platz | 17.5 Punkte

Weingut Schäfer, Neustadt a.d. Weinstraße

TROCKEN

1. Platz | 19 Punkte

Bopparder Hamm 2015 Engelstein, Mittelrhein
Grosses Gewächs
Weingut Matthias Müller, Spay

1. Platz | 19 Punkte

Im Grossen Garten 2015, Pfalz Grosses Gewächs
Weingut Philipp Kuhn, Laumersheim

3. Platz | 18.5 Punkte

Haardter Herzog LIMIT 2015, Pfalz
Weingut Schäfer, Neustadt a.d. Weinstraße

ECHTE KABINETT

1. Platz | 18 Punkte

Meddersheimer Altenberg 2015, Nahe
Weingut Hexamer, Meddersheim

1. Platz | 18 Punkte

Bernkasteler Badstube 2015, Mosel
Weingüter Wegeler, Bernkastel

3. Platz | 17.5 Punkte

Siefersheimer 2015, Rheinhessen
Weingut Wagner-Stempel, Siefersheim

3. Platz | 17.5 Punkte

Bopparder Hamm Feuerlay 2015, Mittelrhein
Weingut Didinger, Osterspai

HALBTROCKEN/FEINHERB

1. Platz | 18 Punkte

Spätlese feinherb 2015, Nahe
Weingut Lindenhof, Windesheim

2. Platz | 18 Punkte

Ruppertsberger QbA feinherb 2015, Pfalz
Weingut Dr. von Bassermann-Jordan, Deidesheim

3. Platz | 17.5 Punkte

Spätlese feinherb Edition MM 2015
Bopparder Hamm Mandelstein, Mittelrhein
Weingut Matthias Müller, Spay

FRUCHTIGER RIESLING

1. Platz | 18 Punkte

Deidesheimer Leinhöhle Spätlese 2014, Pfalz
Weingut Reichsrat von Buhl, Deidesheim

2. Platz | 17.5 Punkte

Grünlack Spätlese 2014, Rheingau
Schloss Johannisberg

3. Platz | 17.5 Punkte

Ockfener Bockstein Spätlese 2014, Mosel
Weingut Nik Weis – St. Urbanshof, Leiwen

EDELSÜSS

1. Platz | 19 Punkte

Schlossberg TBA 2014, Franken
Fürstlich Castell’sches Domänenamt, Castell

2. Platz | 18.5 Punkte

Forster Ungeheuer TBA 2015, Pfalz
Weingut Dr. von Bassermann-Jordan, Deidesheim

3. Platz | 18.5 Punkte

Deidesheimer Kieselberg TBA 2015, Pfalz
Weingut Dr. von Bassermann-Jordan, Deidesheim

AUSLESE

1. Platz | 18.5 Punkte

Scharlachberg 2015, Rheinhessen
Weingut Bischel, Appenheim

2. Platz | 18 Punkte

Niersteiner Pettenthal 2015, Rheinhessen
Weingut Schätzel, Nierstein

3. Platz | 18 Punkte

Randersackerer Pfülben 2015
Grosse Lage, Franken
Weingut am Stein – Ludwig Knoll, Würzburg

KINDER DES RIESLING

1. Platz | 18.5 Punkte

Scheurebe Trockenbeerenauslese 2015, Pfalz
Weingut Dr. von Bassermann-Jordan, Deidesheim

2. Platz | 18 Punkte

Scheurebe Auslese 2015, Pfalz
Weingut Dr. von Bassermann-Jordan, Deidesheim

3. Platz | 18 Punkte

Scheurebe Trockenbeerenauslese 2015 Morstein, Rheinhessen
Weingut Seehof Fauth, Westhofen

VINISSIMA-SONDERPREIS | 18 Punkte

Niersteiner Orbel 2014, Rheinhessen
Weingut Lisa Bunn, Nierstein

 

Kategoriesieger Champion & Sieger Trocken

Die Frustbewältigung

Er lacht immer noch so verschmitzt jugendlich wie ein Newcomer, der gerade am Anfang einer Lau ahn steht. Dabei ist Philipp Kuhn aus dem pfälzischen Laumersheim schon ein alter Hase mit 24 Jahren Erfahrung im Weinmachen. Beim Deutschen Rotweinpreis von VINUM feierte der 44-Jährige bislang etliche Triumphe (auch 2016 ist er mit zahlreichen Weinen im Finale dabei). Aber längst befindet er sich zudem mit Riesling in einer dauerhaften Favoritenstellung. Den Erfolg in diesem Jahr mit einem Gesamtsieg in der Champion-Wertung sowie dem ersten Platz in der Königsklasse Trocken (den er sich mit Matthias Müller vom Mittelrhein teilt) betrachtet er selbst als «Frustbewältigung». Denn die Nachricht kam an dem Tag nach dem Halbfinal-Aus der deutschen Mannschaft bei der Fussball-Europameisterschaft...

Als wir ihn erreichten, war er gerade dabei, Aprikosen zu ernten. «Passt, mein Siegerwein hat im Aroma ziemlich viel von Aprikose», scherzte Philipp am Telefon. Es ist ein Wein aus einer seiner sechs Lagen, die als VDP-Grosses Gewächs klassifiziert sind. Die Reben in der Flur Im Grossen Garten wurden vor knapp 40 Jahren gepflanzt und zeigten sich im, so der Pfälzer, «absoluten Topjahr 2015» von ihrer besten Seite. Mit an seinem Gesamtsieg beteiligt waren außerdem ein 2015 Kallstadter Steinacker Erste Lage, ein 2015 Kallstadter Saumagen Grosses Gewächs (beide 18 Punkte) sowie eine 2015 Laumersheimer Kirschgarten Beerenauslese (17.5 Punkte), mit der Philipp aufzeigte: «Ich kann auch süss.»

Weingut Philipp Kuhn, 67229 Laumersheim, www.weingut-philipp-kuhn.de

 
Kategoriesieger 2. Platz Champion & Sieger Trocken

Wahnsinnspotenzial

Andere verabschieden ihre steilen Reben in die Brache und geben Weinbau auf, weil er ihnen zu mühselig und wirtschaftlich nicht zufriedenstellend ist. Ganz anders Matthias Müller aus Spay am Mittelrhein. In den letzten fünf Jahren erweiterte der ambitionierte Winzer seine Rebfläche von 12 auf 19 Hektar. «Wir haben in unserem Gebiet ein Wahnsinnspotenzial», weiss er. «Da schwimme ich gern gegen den Strom und nutze es, wenn andere nicht weitermachen.»

Ende der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war der heute 52-Jährige in den Weinbau eingestiegen, ohne das jemals zu bereuen. «Ich wollte nie etwas anderes werden als Winzer am Mittelrhein.» Aber er machte einiges anders als manche Kollegen. Die Erträge wurden deutlich reduziert. Riesling mit etwas über 90 Prozent Flächenanteil hat absolute Dominanz; für eine kleine Abrundung sorgen Grauburgunder und Spätburgunder. Der Siegerwein aus seiner kleinsten Lage Bopparder Hamm Engelstein (nur ein Hektar) ist ein Grosses Gewächs nach VDP-Kriterien. «Wir machen nur ein GG», erklärt Müller, der von diesem im Edelstahl ausgebauten Top-Riesling 2000 Flaschen füllte. Ein Mitwirkender war sein Sohn und Geisenheim-Absolvent Johannes (25), der bereits einige Ideen einbringt. Zum zweiten Platz in der Champion-Wertung trugen bei:

2015 Spätlese feinherb Bopparder Hamm Mandelstein (17.5 Punkte), 2015 Spätlese feinherb Schloss Fürstenberg (16.5 Punkte), 2015 Trockenbeerenauslese Bopparder Hamm Feuerlay (17 Punkte).

Weingut Matthias Müller, 56322 Spay, www.weingut-matthiasmueller.de

 
Kategoriesieger 2. Platz Champion & 3. Platz Trocken

Ex-Zehnkämpfer

Er war die eigentliche Sensation des Wettbewerbs! Frank Schäfer, 27, aus Neustadt an der Weinstraße katapultierte sich mit vier ausschliesslich trockenen Weinen auf Rang zwei der Champion- Gesamtwertung. LIMIT steht gross auf den Etiketten. Früher ging der Zehnkämpfer, der mal 8000 Punkte anpeilte, sportlich ans Limit. Jetzt ist das seine Devise beim Wein (auch Spätburgunder, Grauburgunder). Der gelernte Weinbautechniker, der unter anderem bei Müller-Catoir lernte, bewirtschaftet mit Vater Axel 20 Hektar. Die besten Fluren werden für die pro Wein auf maximal 2000 Flaschen begrenzte Premiumlinie genutzt. Beim Ausbau wird extrem schonend gearbeitet, mit einigen Monaten Lager auf der Vollhefe.

Weingut Schäfer, 67435 Neustadt a.d. W. www.weingutschaefer.com

 
Kategoriesieger 2. Platz Champion

Der Radikale

Nein, der Wettbewerb wurde nicht nach Ägypten ausgeweitet! Das Weingut am Nil hat seinen Namen von einer alten Flur im Kallstadter Saumagen. Als das Ehepaar Dr. Ana und Reinfried Pohl (ehemals in der Vermögensberatung tätig) das damalige Traditionsweingut Schuster übernahm, standen 12 Hektar unter Reben und 76 Positionen auf der Weinkarte. Betriebsleiter Johannes Häge, 34, (vorher Schloss Wackerbarth, Biffar, Mugler) bekam sämtliche Freiheiten für eine radikale Umstrukturierung. Inzwischen werden 25 Hektar bewirtschaftet und ist die Umstellung nur noch auf klassische Sorten vollzogen. Ein grossartiges Quartett trockener Weine sorgte für Rang zwei in der Champion-Wertung.

Weingut am Nil, 67169 Kallstadt www.weingutamnil.de

Die Juroren

Ein schlagkräftiges, kompetentes Team mit viel Erfahrung traf die Entscheidungen in den beiden Finalrunden.

Ute Bader

Önologin und Genossenschafts-Weinberaterin Baden-Württemberg, Heilbronn

Tanja Baumann

Juniorchefin Schlosskellerei Affaltrach

Annika Büchler

Sommelière, Ladenburg

Eva Dülligen

VINUM-Chefredaktion Deutschland, Krefeld

Melanie Kopp

Sommelière «Hotel Friesinger», Kressbronn

Katja Nett

Winzerin und Mitglied Vinissima, Neustadt-Duttweiler

Theresa Olkus

Studentin, Kommunikationswissenschaften, Uni Hohenheim, ehemalige Weinkönigin Württembergs

Simone Renth-Queins

Önologin, Weinberaterin, Dittelsheim-Hessloch

Christine Scharrer

Weinmarketing, Frankfurt

Wolfgang Behrens

Weinhändler, Wiesbaden

Dieter Blankenhorn

Chef-Önologe Staatsweingut Weinsberg

Manuel Bretschi

Schulungsleiter, Deutsches Weininstitut, Alzey

Cormac Clancy

mehrfacher Deutscher Meister im Weindegustieren, Frankfurt

Mathias Ganswohl

Geschäftsführer VDP Rheingau, Kiedrich

Adam Hauer

Gastronom, Pleisweiler-Oberhofen

Matthias Lothhammer

Weinberater, Darmstadt

Wolfgang Narjes

Siegerländer Weinkonvent, Siegen

Steffen Röll

Önologe, Wöllstein

Armin Schüttler

Hochschule Geisenheim

Philipp von Seefried

Weinhändler, Bamberg

Thomas Stobbe

Sommelier, Weimar

Rudolf Knoll

Leitung und Chefredaktion VINUM Deutschland

Unser Dank gilt auch den Ausrichtern, dem «Landhotel Hauer» in Pleisweiler-Oberhofen (Südpfalz), wo die trockenen Weine und die edelsüssen Auslesen verkostet wurden, sowie der Weinbau- schule Weinsberg, zuständig für sämtliche sonstigen Kategorien. Die Vorrunde ging im Weingut Roth im fränkischen Wiesenbronn über die Bühne.

Auch sie sind Champions

Die vier besten Weine eines Betriebes wurden für die Bewertung herangezogen, aber nur einer durfte edelsüss sein. Zahlreiche Erzeuger schafften einen beachtlichen Notenschnitt, der sie auch als Champions ausweist.

17.4 Punkte

Minges, Flemlingen
Nik Weis – St. Urbanshof, Leiwen

17.3 Punkte

Dr. von Bassermann-Jordan, Deidesheim
Emrich-Schönleber, Monzingen
Lindenhof, Windesheim
Wegeler, Bernkastel-Kues

17.1 Punkte

Maximin Grünhaus – Dr. von Schubert, Mertesdorf
Spiess, Bechtheim

17 Punkte

Schäfer-Fröhlich, Bockenau
Schloss Johannisberg
K. H. Schneider, Bad Sobernheim
Spreitzer, Oestrich

16.9 Punkte

Bauer & Söhne, Landau-Nußdorf
Jens Didinger, Osterspai
Neiss, Kindenheim
Rings, Freinsheim

16.8 Punkte

Castell’sche Domäne, Castell
Helmut Dönnhoff , Oberhausen
Ellwanger Bernhard, Großheppach
Künstler, Hochheim
Alexander Laible, Durbach
Manz, Weinolsheim
Schäfer Joh. Bapt., Burg Layen
Wegeler, Oestrich
Wirsching, Iphofen

16.6 Punkte

Clemens Busch, Pünderlich
Faubel, Maikammer
Goldatzel, Johannisberg
Hexamer, Meddersheim

16.5 Punkte

Bischel, Appenheim
Weingut Dautel, Bönnigheim
Gut Hermannsberg, Niederhausen
Sauer Horst, Randersacker
Thörle, Saulheim
WillemsWillems, Oberemmel

16.4 Punkte

Aldinger, Fellbach
Braunewell, Essenheim
Egert, Hattenheim
Gunderloch, Nackenheim
Karl Pfaffmann, Walsheim
Schloss Reinhartshausen, Erbach
Stern, Hochstadt

16.3 Punkte

Beck – Hedesheimer Hof, Stadecken-Elsheim
Karl Haidle, Kernen-Stetten
Sonnenhof Hochdörffer, Landau-Nußdorf
Meier, Weyher
Schloss Vollrads, Winkel
Wagner-Stempel, Siefersheim

16.1 Punkte

Gröhl, Weinolsheim
Hahnmühle, Mannweiler-Cölln
Raddeck, Nierstein
St. Annaberg, Burrweiler
Seehof Fauth, Westhofen

16 Punkte

Bischöfliches Weingut, Rüdesheim
Jürgen Hofmann, Appenheim
Pfeffingen – Fuhrmann-Eymael, Bad Dürkheim
Rettig, Westhofen
Von Winning, Deidesheim

 
Kategoriesieger Kabinett

Der Hexer

Er ist so etwas wie ein Hexer bei Weinen mit Fruchtsüsse. «Ich bin selbst ein grosser Fan solcher Gewächse», lässt Harald Hexamer aus Meddersheim im Anbaugebiet Nahe wissen. Mit fruchtiger Spätlese, Auslese und Trockenbeerenauslese war er im Finale vertreten. Aber auf das Treppchen kam er mit einem zarten Kabinett mit rund 50 g/l Fruchtzucker. Der Wein wuchs in einem relativ kühlen Klima auf rund 300 Meter Höhe auf viel Kies. Der 47-jährige Geisenheim-Absolvent hat bereits reichlich Erfahrung. Schon im Alter von 14 Jahren liess ihn der Vater den ersten Wein, einen gemischten Satz, bewirtschaften. Motto: «Da kannst du nicht viel kaputt machen.» Er machte seitdem alles richtig...

Weingut Hexamer, 55566 Meddersheim www.weingut-hexamer.de

 
Kategoriesieger Kabinett

Fernwettkampf

Seit Jahren liefert sich Norbert Breit, Betriebsleiter des Weingutes Wegeler an der Mosel, einen ehrenwerten Fernwettkampf mit seinem Rheingauer Kollegen Michael Burgdorf. Mal ist der eine bei VINUM auf dem Treppchen, dann wieder der andere. 2016 war der Moselaner dran. Seit 1993 ist der 55-Jährige bei Wegeler tätig. Sein Kabinett, gewachsen oberhalb des legendären Doctorberges, war mit 89 Grad Öchsle ein echtes Leichtgewicht. «Er fiel schon in der Gärung mit seinem besonderen Charakter positiv auf», erinnert sich Breit. Seinem Kollegen dreht er keine lange Nase. «Das ist ein Erfolg für Wegeler insgesamt. Ausserdem probieren und arbeiten wir sehr intensiv zusammen.»

Weingüter Wegeler, 54470 Bernkastel-Kues www.wegeler.com

 
Kategoriesieger Fruchtig

Eine geile Entscheidung

Eigentlich hatten Betriebsleiter Richard Grosche (im Bild) und sein für den Keller verantwortlicher Technischer Direktor Matthieu Kauffmann, die ab Herbst 2013 die Regie beim Weingut Reichsrat von Buhl übernahmen, die Devise ausgegeben, nur noch durchgegorene Weine zu erzeugen. Dann bekamen sie aus der warmen Deidesheimer Leinhöhle perfekte Trauben mit einem Mostgewicht von mehr als 100 Grad. «Das wird ein Wein mit zu viel Alkohol», befürchtete Grosche und überredete seinen von Champagne Bollinger gekommenen Partner: «Mach einen richtig geilen fruchtigen Riesling. Ich verkaufe ihn schon.» Nicht nur das.

Der Wein siegte bei VINUM, überraschend für das Deidesheimer Duo, in der fruchtigen Kategorie. Was die beiden bei «trockener als trocken» draufhaben, zeigten sie in der Gesamtwertung: Mit einer 2015 Deidesheimer Leinhöhle und einem 2014 Deidesheimer Herrgottsacker (beide 17.5 Punkte) sowie einem 2014 Kabinett Armand (17 Punkte) kamen sie im Zusammenspiel mit dem Siegerwein auf den zweiten Platz. Das zeigt auf, dass das Gut auf einem guten Weg ist. Buhl ist Bestandteil des Wein-Imperiums der Niederberger-Gruppe (VINUM 12/2015) mit den Betrieben Dr. von Bassermann-Jordan und von Winning und hat innerhalb weniger Jahre wieder den Anschluss geschafft. «Wir haben tolle Lagen und beginnen jetzt, deren Potenzial erst richtig auszuschöpfen», meint Grosche. Die «Spielwiese» dafür umfasst aktuell rund 45 Hektar. Einiges ist in Brache, Neuanpflanzungen sind geplant. Alle wichtigen Entscheidungen treffen beide Chefs gemeinsam.

Weingut Reichsrat von Buhl, 67146 Deidesheim, www.reichsrat-von-buhl.de

 
Kategoriesieger Kinder des Riesling

Volles Risiko

Uli Mell, seit 1996 Chef-Kellermeister beim Traditionshaus Dr. von Bassermann-Jordan, ist sich mit seinem Stellvertreter Dominik Leyer (rechts im Bild) einig: «2015 war ein aussergewöhnliches Jahr für Süssweine.» Doch um die natürlichen Voraussetzungen nutzen zu können, waren Risikobereitschaft und viel Arbeit angesagt. «Bei einem Wetterumschlag hätte einiges in die Hose gehen können», atmet der erfahrene Mell, 58, im Rückblick auf. Aber es blieb trocken, die kühlen Nächte sorgten für eine tolle Aromabildung – nicht nur beim Riesling, sondern ebenso bei der Scheurebe. So überraschte Bassermann-Jordan neben trocken und feinherb mit einer Serie erstklassiger Edelsüsser.

Weingut Dr. von Bassermann-Jordan, 67146 Deidesheim, www.bassermann-jordan.de

 
Kategoriesieger VINISSMA-Preis

Grosse Pläne

Die Weinfrauenvereinigung Vinissima kürt seit einigen Jahren bei VINUM den besten Wein einer Frau. Diesmal war Lisa Bunn aus Nierstein mit einem grossartigen Riesling aus dem Jahrgang 2014 an der Reihe, der von einem Podiumsplatz bei den trockenen Gewächsen nicht weit entfernt war (stattliche 18 Punkte). Die hochtalentierte 29-jährige Geisenheim-Absolventin stieg vor einigen Jahren in den 10-Hektar-Betrieb von Vater Georg, 64, ein, krempelte mit seinem Segen einiges um und reduzierte die Erträge deutlich. Derzeit hat sie grosse Pläne. Mit Winzer Bastian Strebel, ihrem Mann, will sie bald einen gemeinsamen Keller in dessen Wohnort Winternheim in Angri nehmen.

Weingut Lisa Bunn, 55283 Nierstein www.weingut-bunn.de

 
Kategoriesieger Edelsüss

«Büro-Mannschaft»

Bei der Ernte von drei Riesling-Trockenbeerenauslesen in 49 Berufsjahren war Karl-Heinz Rebitzer dabei. Der Sieg in der Kategorie Edelsüss mit dem 2014er aus dem Schlossberg war für ihn «ein wunderschönes Abschiedsgeschenk». Denn erst vor wenigen Tagen wurde der langjährige Gutsverwalter, der die Castell’sche Domäne erfolgreich geleitet hatte, in den Ruhestand verabschiedet. Das Kuriose bei der Sieges-TBA: Die Ernte wurde, da das Stammpersonal in anderen Fluren (knapp 75 Hektar) wegen Regenalarm gefordert war, von der «Büro- Mannschaft» inklusive Rebitzer («eine meiner wenigen aktiven Weinlesen») eingebracht. Trotzdem war der Inhalt der insgesamt 150 Flaschen hervorragend.

Fürstlich Castell’sches Domänenamt 97355 Castell, www.castell.de

 
Kategoriesieger Auslese

Gehirnwäsche

Vor einigen Jahren haben sich Christian Runkel, 35, und sein Bruder Matthias, 32, (rechts im Bild) mit dem Weingut Bischel (das mal Sonnenhof hiess) in die rheinhessische Spitze hochgearbeitet. Für Matthias wurde die Zielsetzung schon 2003 klar, «nach einer Gehirnwäsche in der Ausbildung bei Keller in Flörsheim-Dalsheim». Christian entschloss sich erst nach einem Jura- Studium, es dem Bruder mit einem Geisenheim-Studium gleichzutun. Die noch jungen Eltern, Technik-Experte Hartmut, 55, und Heike, sahen mit Wohlwollen, dass die durch die Jugend vorgenommene Umstrukturierung schnell griff. Bei der erfolgreichen Auslese gefällt den Brüdern vor allem «die tolle, stabile Säure.»

Weingut Bischel, 55437 Appenheim www.weingut-bischel.de

 
Kategoriesieger Halbtrocken | Feinherb

Tüftler an der Nahe

Nahe-Winzer Martin Reimann schüttelte beim Treffen der Sieger in Mainz immer wieder den Kopf. «Ich mache zu 95 Prozent trockene Weine. Aber Erfolg habe ich mit einem feinherben Tropfen.» Stolz war der Vertreter der vierten Generation im über hundert Jahre alten Weingut dennoch: «Der Wein ist ein angenehmer, leichter Spassmacher.» Gelesen wurde er relativ zeitig. Mit 20 g/l natürlicher Süsse, die durch Kühlung im Tank erhalten blieb, präsentiert sich der schlanke Riesling sehr stimmig. Der 51-Jährige gehört zu den eher Stillen im Lande, lässt aber bei Verkostungen immer wieder sehr gutes Niveau aufblitzen. Auch sein Spätburgunder war schon mehrfach beim Deutschen Rotweinpreis im Finale dabei.

Der gelernte Weinbautechniker (Bad Kreuznach) stieg vor gut 25 Jahren in den Betrieb des Vaters ein, der sich mit seinen 77 Jahren noch immer zuständig fühlt für die Pflege der 10 Hektar. Gattin Ulrike ist voll in den Familienbetrieb involviert. Wenn Martin Reimann nicht in den Reben steht oder im Keller schafft, dann tüftelt er in der Garage und repariert alte Motorräder. «Mein Hobby», lacht er und verweist darauf, dass ihm die hier erworbenen technischen Kenntnisse im Weinkeller gelegentlich nützlich sind. Ein Tüftler ist er zweifellos auch in Sachen Wein und hier zudem in den Reben. Der Durchschnittsertrag von 50 hl/ha verrät, dass Reimann sehr genau darauf achtet, wie viel am Stock heranwächst. Riesling macht 50 Prozent des Ertrages aus; weitere 45 Prozent entfallen auf weisse und rote Burgundersorten.

Weingut Lindenhof – Martin Reimann, 55452 Windesheim, www.weingutlindenhof.de

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