Einflussreicher Winzer im südlichen Rhônetal

Top-Önologe Philippe Cambie mit 59 Jahren gestorben

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 23. Dezember


Philippe Cambie, einer der einflussreichsten Weinmacher im südlichen Rhônetal, ist am 18. Dezember gestorben, nur einen Monat vor seinem 60. Geburtstag. Cambie war beratender Winzer für viele Weingüter in Châteauneuf-du-Pape und den umliegenden Appellationen der südlichen Rhône, im Languedoc-Roussillion und in der Provence.

Cambie war ausserdem auch Eigentümer seiner eigenen Weinmarke «Les Halos de Jupiter» in Gigondas und Miteigentümer zweier Marken, des provenzalischen Projekts «Calendal» und des kalifornischen Pinot Noir-Projekts «Beau Marchais».

Einfluss auf viele große Weingüter

1998 ließ sich Cambie in Châteauneuf-du-Pape nieder und gründete ein Beratungsunternehmen für Winzer, Genossenschaften und Negociants. Bald war eine eine gefragte Grösse in der Region als Berater im Keller und im Weinberg. Cambie war dafür bekannt, kraftvolle, reife und fruchtige, aber konzentrierte, komplexe Weine zu produzieren, die sowohl von Kritikern geschätzt als auch kommerziell erfolgreich waren. Sein Einfluss prägte unter anderem den Ruf von Châteauneuf-du-Pape-Weingütern wie Clos Saint Jean, Domaine Giraud, Domaine André Brunels Les Cailloux und Domaine Saint-Préfert. «Philippe hatte einen unglaublichen Einfluss auf die Winzer, weit über das Rhônetal hinaus», sagte Michel Gassier, Cambies enger Freund und langjähriger Partner.

Cambie wurde 1962 in Pézenas geboren, in der Weinregion Herault im Languedoc. Sein Vater war Bankier, seine Mutter stammte aus einer Winzerfamilie. Als ehemaliger Rugbyspieler, der in seiner Jugend auf nationaler Ebene und später in regionalen und halbprofessionellen Ligen antrat, spielte der Sport für ihn eine wichtige Rolle, und er verglich seine Arbeit oft mit der eines Rugbytrainers.

Nach dem Studium der Lebensmittelchemie und einer Tätigkeit in einer Brauerei wechselte Cambie die Richtung und studierte Önologie an der Universität in Montpellier. 1986 zog er erstmals nach Châteauneuf, arbeitete nach seinem Studium unter anderem in einer Abfüllanlage und spielte in einem regionalen Rugby-Kader. Einige seiner zukünftigen Kunden spielten mit ihm im Team.

Hilfe auf der Suche nach dem eigenen Stil

Cambie habe seinen Winzer-Kunden nie Verfahren vorgeschlagen, nur um Top-Bewertungen zu erzielen oder einen bestimmten Stil zu replizieren, sondern habe ihnen geholfen, «ihren Stil zu finden, ihre eigene Identität und die DNA ihres Terroirs», erklärte Winzer Julien Brechet, Besitzer der Domaine des Bosquets in Gigondas. In den letzten Jahren, als sich die Weinstile veränderten, habe auch Cambie seine Arbeitsweise angepasst, hin «zu mehr Finesse, mehr Frische, mehr Definition und mehr Terroir-Identität».

Er ermutigte die Winzer dazu, biologisch zu arbeiten und jede Weinbergsparzelle je nach Boden und Mikroklima unterschiedlich zu behandeln. Er war Experte für Grenache, die führende Rebsorte in Südfrankreich, und argumentierte, dass sie bei richtiger Behandlung mit Trauben wie Cabernet Sauvignon und Pinot Noir konkurrieren könne. Er sprach sich stetes dafür aus, Grenache zu entrappen, damit der Wein eine seidigere Textur erhalte, und ausserdem einzelne Weinbergparzellen separat abzufüllen, meistens basierend auf der Bodenart. Als Hommage an den einflussreichen Berater aus Bordeaux wurde er oft als Michel Rolland der Rhône bezeichnet.

Cambie starb Berichten zufolge an einer Atemwegserkrankung. Er habe bereits seit vielen Jahren mit einem schlechten Gesundheitszustand zu kämpfen gehabt.

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