Langhorne Creek

Weinprojekt Nummer 5255

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 29. Oktober 2019


AUSTRALIEN (Adelaide) – Wie macht man als eher unbekannte Weinzone auf sich aufmerksam, wenn ringsum große Weinmarken den Markt beherrschen? Schwierig. Viele Überlegungen hierzu scheitern am Budget oder es finden sich keine unterstützenden Partner. Da braucht es schon eine außergewöhnliche Idee, die, wenn man sie mal versteht, ganz einfach ist, man muss sich nur trauen. Wesentlich am Weinprojekt Nummer 5255 ist, dass eine ganze Region sich engagiert und auf kollegialer Basis quasi die benachbarten Weinregionen um Unterstützung bittet.

Langhorne Creek, weniger als eine Autostunde südöstlich von Adelaide gelegen, ist Australiens viertgrößte Weinregion, wird aber oft von den nahe gelegenen Weinzentren McLaren Vale, Barossa Valley und Adelaide Hills überschattet. Eine Reihe von Traubenproduzenten und ein Industrieverband der Region Langhorne Creek haben sich zusammengeschlossen, um das Projekt 5255 zu starten, das je zwei Tonnen lokal angebaute Trauben für jeweils drei erfolgreiche Antragsteller bereitstellt, die den Traubensaft zu ihrem eigenen kommerziellen Wein verarbeiten dürfen. Zwei  Tonnen Trauben ergeben etwa 1.800 0,75-Literflaschen Wein. Die Bewerber, die den Zuschlag erhalten, können sich Tauben der Sorten Cabernet Sauvignon, Shiraz, Mouvedre, Graciano, Sangiovese, Petit Verdot, Fiano, Organic Chenin Blanc und Organic Malbec des Jahrgangs 2020 aussuchen. 

Die Gewinner der Ausschreibung dürfen den Wein unter eigenem Namen verkaufen, mit der Auflage, dass der Wein zu 100 Prozent aus dem Traubensaft Langhorne Creek vinifiziert wird – Cuvées sind nicht erlaubt – und das Logo des Projektes 5255 muss aufs Etikett. Die liefernden Betriebe bieten den erfolgreichen Bewerben ihre Unterstützung an, darunter auch die Abfüllung in Flaschen zu Sonderpreisen.

Blaupause für unbekanntere Weinregionen

Die Winzerin Rebecca Wilson von Bremerton Wines, die auch das Projekt vorantreibt, sagt, es sei ein einzigartiger Ansatz, der als Blaupause für andere Regionen dienen könne. Die Weinbauern um Wilson erwarten als Bewerber einen breiten Querschnitt, von erfahrenen Winzern bis hin zu Nachwuchstalenten aus den anderen Weinregionen Australiens. Auch internationale Winzer dürfen an dem Projekt teilnehmen, sie müssen aber über eine australische Produzentenlizenz verfügen.

„Es könnte einige etablierte Winzer geben, die in der Vergangenheit noch nie die Möglichkeit hatten, Trauben aus dem  Langhorne Creek zu verarbeiten. Ich glaube, dass es aufstrebende Winzer geben wird, die dies als eine großartige Gelegenheit sehen werden“, sagt Wilson. „Wir wollen erreichen, Erzeuger aus Australien dazu zu bringen, die Trauben des Langhorne Creek kennenzulernen und zu verstehen. Hauptziel ist es, unsere Trauben als Materialpool zu akzeptieren und deren Profil weiter auszubauen.“

Anmeldeschluss 15. November

Noch bis zum 15. November können sich Bewerber melden. Die drei Auserwählten werden zeitnah informiert. „Wir erwarten von den Gastwinzern, dass sie sich mit dem Weinbauern zusammenschließen, um ein Verständnis für das Gebiet und deren Terroirs zu erhalten. Sie sollten auch die Vorarbeiten zur Ernte 2020 und die Ernte selbst erleben“, erläutert Wilson. „Für uns und für die Gastwinzer ist es aufregend, ein Teil von etwas zu sein, das so noch nie gemacht wurde. Es ist ein Kooperationsprojekt für die gesamte Weinindustrie Australiens. Ich bin sehr gespannt, was dabei herauskommt.“

Weinprojekt 5255

Das Projekt 5255 bezieht seinen Namen von der Postleitzahl von Langhorne Creek und wird teilweise durch einen Zuschuss von 25.000 US-Dollar von Primary Industries and Regions South Australia (PIRSA) finanziert. Ein Teil der Mittel wird verwendet, um die Trauben zu reduzierten Preisen von den teilnehmenden Landwirten zu kaufen.

Bei Interesse sind auf der Webseite des Projektes „Langhorn Creek 5255“ alle Informationen zu finden.

Auszeichnungen

Dass die Trauben aus der Weinregion Langhorne Creek hohe Qualitäten aufweisen, ist längst bewiesen. Die Familie Follett, die seit den 1880er Jahren in der Region Langhorne Creek Weinbau betreibt, hat seit sie 1987 mit der Herstellung ihrer Lake Breeze-Weine begann, mehr als 50 Trophäen auf bedeutenden australischen Weinmessen und Verkostungen gewonnen. Und in 2018 gewann Bleasdale Vineyards, das älteste Weingut der Region, sieben Trophäen auf großen Ausstellungen, darunter die Max-Schubert-Trophäe für den besten Rotwein auf der Royal Adelaide Wine Show mit ihrem 2016 Generations Shiraz.

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