Bordeaux 2016: Weinernte in Etappen

09.09.2016 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) – In 2016 wird es eine zeitlich versetzte Ernte gegenüber normalen Jahren geben und die Lese wird in mehreren Etappen durchgeführt werden, berichten die Winzer aus dem Bordealais. In vielen der Weinbauzonen rund um Bordeaux wird noch abgewartet, geschuldet einer späten Blüte im Frühjahr und einer ebenso verspäteten Véraison (Fruchtansatz) im Sommer. Einer der Ersten war das Premier Cru Haut-Brion. Deren Trauben – sie sollen "magnifique" sein – des Sauvignon Blanc in Pessc Léognan wurden ab dem 1. September gelesen. Noch früher begann die Lese auf der rechten Seite der Gironde. Dort ernteten die Vignerons de Saint-Pey Genissac ihre weißen Trauben für den Bordeaux Crémant bereits ab Montag, 29. August.

 

Das Gros der Erzeuger im Bordelais wird nach heutigem Stand der Reife erst ab dem 15. September die Lese starten, ein Teil von ihnen wird aber darüber hinaus noch warten. Alles hängt vorerst von der Analyse der Trauben in den jeweiligen Gebieten ab, die in dieser Woche durchgeführt werden soll. Damit wird die Weinernte 2016 rund zehn Tage später beginnen als im Vorjahr.

"Der Anfang der Saison war schwierig. Schon die späte Blühte signalisierte eine Verzögerung, die wir nun bestätigt haben", vermeldet das Comité interprofessionnel du vin de Bordeaux (CIVB, Fachverband für Bordeaux-Weine). "Auch der heiße Sommer hat nicht dazu geführt, dass die Reben aufgeholt haben. Obwohl die Beeren wegen der Trockenheit dieses Jahr kleiner ausfallen, erwarten wir dennoch etwa die gleiche Quantität wie beim Jahrgang 2015."

Dies ist jedoch eine recht optimistische Sichtwiese des CIVB. Nicht nur in allen Weingebieten Zentraleuropas waren Frühjahr und Frühsommer verregnet, auch das Bordelais wurde nicht verschont. Hier war der Feuchtedruck sehr hoch. Ob 2016 nun ein großer Jahrgang wird, bezweifeln daher Kenner der Weinszene. 

Und die Roten? Auch hier wirkt sich die späte Blüte auf einen verzögerten Erntebeginn aus. "Der erste Teil der Saison war sehr nass. Von April bis Juni hatten wir mehr Niederschlag als in den letzten zehn Jahren, was zu einem erhöhten Druck hinsichtlich des Mehltaus führte", sagt die CIVB. "Im Juli und im August war es knochentrocken. Es wurden nur knapp zwei Millimeter Regen pro Woche gemessen. Dies hat bei den jungen Regen zu einer gewissen Blockierung der Reife geführt, abhängig von den jeweiligen Böden und deren Bevorratung an Wasserreserven."

Neben den teilweise verheerenden Schäden in der Champagne und entlang der Loire sowie in Burgund und im Languedoc durch Nachtfröste, Hagelschauer und Starkregen herrscht in Bordeaux  vor der beginnenden Kommissionierung eine vorsichtig optimistische Stimmung. Grund hierfür sind die gerade hier im Bordelais ausgezeichnete Gesundheit der Reben und, wenn auch verspätete, Reifeentwicklung der Trauben. Bisher haben die Trauben allerdings ihre phenolische Reife in den meisten Anbauzonen noch nicht erreicht und die Tannine des Cabernet Franc und Petit Verdot sind noch grün. Jetzt wünschen sich die Winzer rund um Bordeaux einen sonnigen Herbst und hier und da auch einen Hauch von Regen.