Geteilte Freude

Weltweite Weinproduktion mit historischen Werten

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 18. April 2019


FRANKREICH (Paris) – „Das außergewöhnliche Niveau bricht mit der historisch niedrigen Produktion des Vorjahres. Der Konsum stabilisiert sich und die Internationalisierung des Handels nimmt zu“, mit diesen Worten eröffnete Pau Roca, Generaldirektor der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV), am 11. April in den Räumen des Hauptsitzes der Organisation in Paris die Pressekonferenz zum Thema Weinproduktion, Weinkonsum und internationaler Handel.

Zusammenfassend verkündete Roca: „Die weltweite Weinproduktion erreichte 2018 ein Rekordhoch, nachdem sie deutlich von der historisch niedrigen Produktion von 2017 abgewichen war, dabei stabilisierte sich gleichzeitig der Verbrauch. Mit einem Plus von 17 Prozent und 292,3 Millionen Hektoliter (mhl) wurde das bisher außergewöhnlich hohe Niveau von 2004, angeführt von Italien, Frankreich und Spanien, erreicht. Allein diese drei Länder verzeichnen 2018 eine Produktion, die mindestens 13 Prozent über ihrem Fünfjahresdurchschnitt liegt.“

Top, stabil, rückläufig

Schauen wir uns die Protagonisten mal genauer an.

Die Top-Performer sind längst immer die gleichen Weinnationen. Italien bestätigte erneut seine Position als größter Produzent der Welt mit 54,8 mhl, gefolgt von Frankreich mit 49,1 mhl und Spanien mit 44,4 mhl. In den USA stieg die Weinproduktion 2018 gegenüber 2017 um mehr als 0,5 mhl auf über 24 mhl während die Produktion in Argentinien um 2,7 mhl auf 14,5 mhl anstieg. Chile verzeichnete einen Anstieg um 3,4 mhl auf 12,9 mhl.

Eine Stabilität verzeichnete die australische Produktion, die sich bei 12,9 mhl einpendelte. Neuseeland produzierte 3,0 mhl, was einem Anstieg von 0,2 mhl im Vergleich zu 2017 entspricht.

Es gibt aber auch eine rückläufige Entwicklung. Dies betrifft vor allem Südafrika, wo in 2018 gemeldete 9,5 mhl produziert wurden – das sind 1,4 mhl weniger als in 2017. Grund für die Mindermenge war die Dürre im ganzen Land während der wichtigsten Vegetationsperiode. Auch in Brasilien verzeichnete man einen Rückgang auf eine Produktionsmenge von 3,1 mhl in 2018.

Export und Handel

Bleiben wir noch bei den Rückgängen. In Großbritannien sank der Weinkonsum um 3,1 Prozent auf 12,3 mhl während das chinesische Festland den größten Rückgang im Konsum unter den 20 größten Weinkonsumenten der Welt verzeichnete – nämlich um 6,6 Prozent auf 18 mhl.

Im Hinblick auf den globalen Weinkonsum wurden 2018 nach vorläufigen Schätzungen aufgrund von derzeit noch begrenzter Daten 246 mhl verbraucht, verglichen mit 246,7 mhl im Jahr 2017. Der Welthandel stieg 2018 quantitativ mit 108 mhl und nach Wert um 1,2 Prozent auf 31,3 Milliarden Euro leicht an.

Die Weinexporte im Jahr 2018 werden weiterhin weitgehend von Spanien, Italien und Frankreich dominiert, die zusammen mehr als 50 Prozent des Welt-Exportmarktes abdecken und im vergangenen Jahr 54,8 mhl ausmachten. Spanien war dabei mit 20,9 mhl, was 19,4 Prozent des Welt-Exportmarktes entspricht, nach wie vor der größte Exporteur. Frankreich war dem gegenüber wertmäßig der größte Exporteur der Welt – 2018 exportierte die Grande Nation Weine im Wert von 9,3 Milliarden Euro.

Flaschenweine machten 70 Prozent des Gesamtwertes der im Jahr 2018 exportierten Weine aus. Wertmäßig machten Schaumweine 20 Prozent des Weltmarktes aus, obwohl sie nur neun Prozent des gesamten Exportvolumens ausmachten.

„Dies sind beeindruckende erste Zahlen, die noch mit einigen uns fehlenden Daten kurzfristig ergänzt werden“, resümierte Roca. „Wenn wir in einigen Weinnationen bessere oder günstigere Witterungsverhältnisse gehabt hätten, wäre wahrscheinlich ein historischer Rekord erzielt worden. Dass in einigen Länder der Konsum stagniert oder leicht zurückgeht, wird von anderen Ländern wieder ausgeglichen. Bemerkenswert ist auch, dass Exportpreise für Wein leicht ansteigen. Und erfreulich ist, dass die Weltfläche unter den Reben mit 7,4 Millionen Hektar nahezu der von 2017 entspricht.“

Welche Probleme einige der großen Weinnationen hatten, können Sie nachlesen. Mein Artikel hierzu trägt den Titel: „Weinkampf in der südlichen Hemisphäre

Blick nach Deutschland

Das gab es schon einmal – 2007 belief sich der Weinmost auf 10,7 mhl, 2018 wurde die gleiche Menge in den Kellern gemessen. Beide Jahrgänge halten somit den Rekord der deutschen Weinwirtschaft. Die größte Ernte fuhr im aktuellen Berichtsjahr 2018, nach Angaben des Deutschen Weininstituts (DWI), Rheinhessen mit 2,91 mhl ein, gefolgt von der Pfalz mit 2,4 mhl. Danach reihen sich Württemberg mit 1,15 mhl und Baden mit 1,5 mhl ein. An der Mosel wurden 0,9 mhl gelesen, in Franken 524.940 hl an der Nahe 392.853 hl und im Rheingau 279.108 hl. Die Land- und Grundweinmenge lag in 2018 bei 454.000 hl.

Erwähnenswert ist die prozentuale Verteilung des Konsums an Rot-, Weiss- und Roséweinen in Deutschland. Zur ProWein teilte das DWI hierzu Zahlen mit. Demnach waren im vergangenen Jahr 46 Prozent aller in Deutschland gekauften Weine weiß, 44 Prozent rot und zehn Prozent rosefarben. Im Zeitraum seit 1999 gab es einen kontinuierlichen Anstieg des Konsums an Rotwein, der im Jahr 2007 den Höchstwert von 53 Prozent erreichte. Ab 2009 nahm er wieder ab und der Konsum an Weißwein stieg allmählich. In 2018 wählten viele Konsumenten wegen des heißen Frühjahrs und Sommers eher Weiss- und Roséweine, was deren Verkaufszahlen nach oben trieb, so die Einschätzung des DWI.

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