Französin zu 125‘003 Euro Entschädigung verurteilt

Urteil im Pestizid-Streit in der Region Bordeaux

Text: Fanny Urech | Veröffentlicht: 28. Februar 2021


Die Französin Valérie Murat muss wegen Verleumdung 125‘003 Euro Entschädigung an den Weinbauernverband von Bordeaux (CIVB) bezahlen. Dazu wurde sie am Donnerstag von einem Gericht in erster Instanz verurteilt, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.

Pestizid-Krieg seit neun Jahren

Seit 2012 kämpft die heute 43-Jährige gegen den Einsatz von Pestiziden in der Weinbauregion Bordeaux. In jenem Jahr starb ihr Vater, ein Winzer in Bordeaux, an Lungenkrebs, der laut Diagnose durch einen Pilzbefall verursacht wurde. Dies schreibt die Zeitung Der Bund. Seitdem führt Valérie Murat Krieg gegen Pestizide in Weinbergen, gemeinsam mit ihrem Verein „Alerte aux Toxiques“.

Pestizide in den Weinen und der Umwelt

Im September 2020 veröffentlichte Valérie Murat eine Analyse von 22 Weinen aus dem Anbaugebiet Bordeaux, die mit dem Umweltprädikat HVE ausgezeichnet sind. Das Ergebnis prangerte sie öffentlich an: In allen 22 Weinen konnten Rückstände von gesundheitsgefährdenden Pflanzenschutzmitteln festgestellt werden. Durchschnittlich wurden acht verschiedene Mittel erkannt.

Und dies nicht nur in den Weinen. In vergangenen Pestizidtests konnte die Aktivistin auch Pestizide in Wohnungen, auf Pausenplätzen, in Gewässern und in der Luft nachweisen.

Klage wegen Verleumdung

Dass Valérie Murat die Ergebnisse ihrer jüngsten Analyse nun öffentlich machte, verärgerte den Weinbauernverband von Bordeaux. Gemeinsam mit zwei Dutzend weiteren Klägern zog der CIVB gegen Valérie Murat vor Gericht und forderte 450‘000 Euro Entschädigung für Verleumdung und Unterlassung der Verbreitung. Die Spuren der Pflanzenschutzmittel befinden sich laut dem CIVB im gesetzlichen Rahmen. Zu behaupten, die Weine seien gefährlich, sei deshalb eine Verleumdung.

Die Französin will sich nach dem Urteil nicht geschlagen geben. Auf Twitter kündigte sie bereits an, in Berufung zu gehen.

Laut der Süddeutschen Zeitung hängen rund 50‘000 Jobs direkt vom Weinbau in der Region ab. Die Pestizide helfen den Weinbauern laut dem CIVB in dem feuchtwarmen Klima von Südwestfrankreich. Es schütze die Reben vor Pilzbefall und anderen Schädlingen, die einen Ernteausfall bewirken könnten. Illegal ist der Einsatz der Pflanzenschutzmittel nicht.

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