Weinkeller des Eliysée-Palastes spiegelt Frankreichs Konjunktur

24.10.2013 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Paris) - Die französische Regierung hat einen Teil des eigenen Weinkellers versteigert und dennoch befinden sich immer noch viele seltene Tropfen in den Regalen des Staatskellers. Sechs Monate nach der vielbeachteten Versteigerung der Weine aus dem Keller der Regierung, womit man insgesamt 718.800 Euro erzielte, sollen lediglich 50.000 Euro vom Erlös für die Aufstockung verwendet werden. Der Rest des Erlöses wird den Haushalt verstärken. 

 

Parallel zur Versteigerung forderte Präsident Francois Hollande seine Minister auf, in Zeiten schwierigen Wirtschaftens mehr Zurückhaltung beim Weingenuss zu üben. "Von der Auktion ausgenommen waren beispielsweise Weine der AOC Grave im Einkaufspreis von etwa zehn Euro", berichtet ein Negociant, der nicht namentlich genannt werden möchte. "Meine Kollegen und auch ich haben der Regierung mittlerweile viele Offerten unterbreitet, aber letztlich wissen wir nicht, welche neuen Weine die Residenz des Präsidenten aussuchen und bestellen wird."

Die Liste der Angebote blieb bisher geheim. Was dennoch aus Kreisen der Regierung durchsickerte ist, dass sechs der führenden Negociants aus Bordeaux Angebote unterbreitet haben, darunter sind auch die Handelshäuser Genevieve Limouzy und Duclot. "Im Keller der Regierung sind rund 30 Prozent Grand Crus verblieben, weitere 30 Prozent sind sehr gute Weine und der Rest sind Weine von mehr oder weniger bekannten französischen Erzeugern", verrät Virginie Routis, Sommeliere und seit 2007 im Dienste der Regierung.

Die Versteigerung der edlen Weine aus dem Regierungskeller hatte nicht nur Befürworter in den Reihen der Beamten. Manche waren der Meinung, dass man ein Kulturgut ausverkauft habe. Denn unter den 1.200 als Lose versteigerten Weine waren so exklusive Tropfen von Petrus Jahrgang 1990, Angelus Jahrgang 1961 und Latour Jahrgang 1982. Beruhigend auf die vinophilen Mitglieder der Regierung mag dann gewirkt haben, dass noch Vertikalen von fast allen Top-Crus im staatlichen Keller lagern, inklusive einer seltenen Sammlung, angelegt einst noch von Charles de Gaulle.

Analog der britischen Regierung wählt auch das französische Staatsministerium die Weine nach dem Status der jeweils geladenen Gäste aus. "Es werden Weine nicht passend zum Menü sondern passend zum Protokoll ausgewählt", beklagt sich der Negociant, der nicht genannt werden will. "Nun ja, wenn Hollande den Ehrengast mit einem prestigeträchtigen Wein beeindrucken will, darf es natürlich der Beste sein für den Genuss am Kamin, aber zu den Speisen sollte es der Passende sein."