Jerez: Reisetipps

Kathedralen des Criadera- und Solera-Systems

Text: Arthur Wirtzfeld | Veröffentlicht: 30. Mai 2019


SPANIEN (Jerez) – Im Artikel „Route Marco de Jerez“ habe ich über die Weinregion rund um Jerez berichtet, im Folgeartikel „Caramba, Caracho, Sherry, Olé!“ die Produktionsweise des Sherry erläutert und in diesem Beitrag empfehle ich Ihnen Besuche bei bemerkenswerten Bodegas. Alle gehören sie der weinproduzierenden Region mit ihrer geschützten Ursprungsbezeichnung „Jerez-Xérèx-Sherry“ und „Manzanilla-Sanlúcar de Barrameda“ an. Und alle beherrschen sie die klassische Sherry-Produktion. Freuen  Sie sich auf Erlebnisse der besonderen Art.

Bodegas Delgado Zuleta

Die Bodega Delgado Zuleta ist nach bisherigem Wissenstand das älteste Weingut im Marco de Jerez. Der Ursprung kann anhand von Dokumenten auf Anfang des 18. Jahrhunderts, exakt 1719, datiert werden. Ende des 19. Jahrhunderts erfuhr die Delgado Zuleta ihre größte Expansion und wurde zum Lieferanten des Königshauses ihrer Majestäten Alfons XIII und Victoria Eugenia bestimmt. Delgado Zuleta verfügt über ein Weinmuseum, wo die typische Produktionsweise den Besuchern anschaulich erläutert wird. Neben Kellerführungen und besonderen Events, wie den Noches de Manzanillas oder den Melodías del Vino, gibt es Reitvorführungen mit andalusischen Pferden, außerdem werden Stadtrundfahrten nach Jerez de la Frontera angeboten. Produziert werden der Manzanilla und Pasada. 

William & Humbert

Die Bodega trägt den Namen ihrer Gründer – Alexander Williams und Arthur Humbert. Williams war Liebhaber und Kenner der Produkte rund um Jerez und Humbert war Kaufmann, Berater und ein Spezialist internationaler Wirtschaftsbeziehungen. Seit 1877 bis heute hat sich dieser Produzent enorm vergrößert, insbesondere durch Übernahmen anderer Bodegas und Kapitalgeber aus Holland. Die beeindruckenden Gebäulichkeiten und Produktionsflächen umfassen mittlerweile nahezu 200.000 Quadratmeter. William & Humbert gilt heute als größte Bodega ganz Europas. Ihre Marken sind weltbekannt, vornehmlich aufgrund ihrer Qualität. Eine Besichtigung umfasst Weinproben – es können sogar Sherry aus dem Gründungsjahr verkostet werden – Imbiss und den Besuch des eigenen Museums. Außerdem werden Vorführungen andalusischer Reitkunst geboten.

El Maestro Sierra

Seit 180 Jahren produziert die familiengeführte Bodega Sherry in der historischen Altstadt von Jerez. Beeindruckend ist die Ausstattung dieser Bodega, die einem das Gefühl gibt, als wäre man über 100 Jahre in vergangene Zeit versetzt. Die Zeit scheint in dieser Bodega scheinbar stehen geblieben zu sein. In den romantischen Kellern reifen einzigartige Brandys mit der Bezeichnung Jerez-Xérès-Sherry heran. Beeindruckend ist auch die eigene manuelle Fertigung von Etiketten, die dem wertvollen Oloroso-Sherry vorbehalten sind. Die Bodega El Maestro Sierra darf sich als eine der hundert bedeutendsten Bodegas der Welt bezeichnen, eine Auszeichnung verliehen von der angesehenen Zeitschrift „Wine & Spirits“.

Tio Pepe González Byass

Gegründet wurde die Bodega Tio Pepe im Jahr 1835 nach dem Kauf einer kleinen Bodega durch Manuel María González. Sein Onkel, José Ángel y Vargas, genannt Tío Pepe, unterstützte ihn dabei. Schon bald florierte der Handel nach England und 1855 wurde der dortige Handelspartner Robert Blake Byass zum Teilhaber. Heute gehört Tio Pepe zur Gruppe González Byass. Die Weine und Brandys der Bodega wie beispielsweise der Sherry Tio Pepe und die Brandys Soberano und Lepanto sind weltbekannt. Besucher können zwischen mehreren Angeboten wählen, dazu gehören Weinproben und kulinarische Erlebnisse – sei es Tapas als Imbiss oder ein Mittagessen im Gastrobereich der Bodega. Zu Tio Pepe gehören die Kellereien Los Gigantes, Bodega de la Concha, los Apóstoles, Bodega los Reyes sowie ein Weinmuseum und gastronomische Zentren.

Emilio Lustau

Die Ursprünge der Emilio Lustau S.A. gehen auf das Jahr 1896 zurück, als José Ruiz-Berdejo, Sekretär des Gerichtshofs in Jerez, in seiner Freizeit mit dem Anbau eigener Reben begann. In diesen bescheidenen Anfängen stellte er Weine her, die dann an größere Sherry-Produzenten verkauft wurden. Diese Art der Produktion, Lagerhaltung und Verkauf von unverschnittenen Weinen an andere Bodegas nennt man Almacenista. Die Qualität seiner Weine war schon damals so gut, dass sie exportiert wurden. 1931 erwarb seine Tochter María Ruiz-Berdejo Alberti ein kleines Weingut in der Nähe des Zentrums von Jerez de la Frontera und verlegte dorthin alle bereits existierenden Soleras, wodurch die Bodega Emilio Lustau sichtbar und bekannt wurde. In den 1940er Jahren zog die Bodega um in der Altstadt von Jerez de la Frontera. Fortan und bis heute residiert die Bodega in Gebäuden, die Teil der historischen maurischen Stadtmauer sind. 1945 beendete Emilio Lustau die Almacenista und begann als Bodega, eigene Marken zu verkaufen: Papirusa, Jarana, Escuadrilla, Emperatriz Eugenia und Cinta de Oro waren einige davon. 1990 änderte sich das Schicksal der Bodega, als Emilio Lustau mit einem spanischen Familienunternehmen fusionierte, das im Wein- und Spirituosengeschäft führend war: Luis Caballero. Dies war ein Meilenstein in der Geschichte von Emilio Lustau und bedeutete wichtige finanzielle Unterstützung und die Möglichkeit der weiteren Expansion und Entwicklung. Heute räumt die Bodega regelmäßig Preise ab. Ihre Sherry Produktion wurde mehrfach ausgezeichnet. Es handelt sich bei dieser Bodega um eine sehr traditionelle Kellerei – Emilio Lustau ist eine historische Enklave, deren Produkte weltweit konsumiert werden.

Fundador Pedro Domecq – Harveys

Die Bodega Fundador Pedro Domecq führt ihre Gründung auf das Jahr 1730 zurück und gehört damit zu den ältesten Produzenten in Jerez. Eine Besichtigung ist allein schon wegen der Architektur – teilweise sind die Gebäude in alte Wachtürme der Stadt integriert – und der Ausstattung der Keller ein Highlight. Gefestigt für die Zukunft hat sich die Bodega durch die Fusion mit dem Sherry-Unternemen Harvey´s in den 1980er Jahren. Don José Ignacio Domecq, verstorben 1997, ist bis heute das bekannteste und legendäre Familienmitglied, der wegen seiner besonderen Degustations-Fähigkeiten den Ehrentitel „Sherry-Nase“ erhielt. Die Bodega hat über 1.000 Hektar Rebflächen rund im Jerez im Ertrag. Die Palette der Sherry-Stile ist umfassend. Bekannt sind der Fino „La Ina“, der Oloroso „Rio Viejo“, die Amontillados „Botaina“ und „Dule Venerable“, der Cream „Celebration Cream“ sowie der Palo Cortado „Sibarita“.

Bodegas Caballero

Ein Sammelsurium an Weingütern vereinigen die Bodegas Caballero. Die Geschichte führt zurück auf das Jahr 1830, als Don José Cabaleiro do Lago das erste Weingut in der Gemeinde Chipiona gründete. Mitte des 20. Jahrhunderts kamen die Weingüter von José de la Cuest hinzu, die ihre Gründung auf das Jahr 1849 datieren. Auch das Kulturgut Castillo de San Marcos, ein Ort für kulturelle Veranstaltungen, Ausstellungen und Konzerte gehört in das Portfolio von Bodegas Caballero. Beeindruckend sind die Geschichten aller Kleinode dieser Bodega sowie die Herstellung und Veredlung der Jerez-Weine.

Sandeman

Sandeman, 1790 gegründet, war schon jeher ein „Curtain Raiser“ (Vorreiter). Bereits im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts wurden die Weine von Sandeman in verschiedene Länder Europas, nach Nord- und Südamerika sowie nach Afrika exportiert. Dadurch und weil Sandeman als erster Produzent seine Weine und Brandys mit Etiketten ausstattete und seine Produkte bewarb, wurde den Kunden eine gewisse Qualitätsgarantie übermittelt, die schnell zu einer Affinität von Liebhabern dieser Tropfen führte. Eine Besichtigung der Bodega zeigt beeindruckend die Produktion und Geschichte dieses Global Players, dabei werden Sherrys verkostet und es wird ein kleiner Imbiss gereicht

Bodegas Álvaro Domecq

Mit einer besonderen Architektur im Mudejar-Stil wartet die  Bodegas Álvaro Domecq – ihre Giebel und sehr hohe durch mächtige Säulen gestützte Dächer sind beeindruckend und einzigartig. Die Gebäude dienen seit Mitte des 18. Jahrhunderts der Sherry-Produktion. Der heutige Eigentümer Don Álvaro Domecq, stammt aus einer alten Linie von Weinfamilien, die untrennbar mit Produktion von Sherry verbunden sind. In 1999 erwarb er das Gebäude-Ensemble, gelegen im südlichen Teil von Jerez. Die Bodegas Álvaro Domecq wirken zusammen mit acht weiteren Gütern und repräsentieren jede für sich eine andere spanischen Herkunftsbezeichnung. Bei Besichtigungen wird die Produktion anschaulich vermitteln und es werden eine Reihe von Verkostungen angeboten inklusive kulinarischen Köstlichkeiten.

Rey Fernando de Castilla

Namensgeber der Bodega ist König Ferdinand III von Kastilien, der den Beinamen „der Heilige“ trug, und zu seinen Lebzeiten im 13. Jahrhundert schon die Qualität der Weine von Jerez schätzte. Er war es auch, der die außergewöhnlichen Boden- und Klimabedingungen rund um Jerez bekannt machte und die dortige Weinproduktion förderte. Die Marke Fernando de Castilla gründete 1972 Fernando Andrada-Vanderwilde, dessen Familie schon seit zwei Jahrhunderten Sherry produziert. Besichtigungen dieser Bodega sind individuell. Sie können nach Absprache bei Rey Fernando de Castilla auch in Gruppen ihren eigenen Event mit Verkostung und Speisen abhalten.

Almocadén

Diese Bodega, eher klein aber auf besondere Art charmant, glänzt nicht mit großartiger Architektur, sondern eher mit der Qualität ihrer Sherry. Seit die Familie 1915 ihre Bodega startete, wurde die Produktion auf handwerkliche Weinherstellung getrimmt. Der Name Almocadén entstammt dem arabischen und bedeutet soviel wie „Hüter der Felder“. Die Sherry von Almocadén haben ein besonderes Aroma und Finesse, begründet auf den Kalkböden, auf denen die Reben kultiviert sind und ihrer behutsamen Vinifizierung. Führungen und Verkostungen sind hier individuell. Äußeren Sie Ihre Wünsche bei der Reservierung.

Real Tesoro y Valdespino

Diese Bodega bietet eine Vielzahl von Events. Angefangen von der Passion der Brandys, die verkostet werden können über kulturelle und traditionelle Angebote wie beispielsweise Pferdeshows, Flamencovorführungen bis hin zum Besuch des Museums für zeitgenössische Kunst, inklusive der „Suite Vollard“ – hunderte Stiche von Picasso sowie Kunstwerke der Künstler Salvador Dalí, Tàpies, Chillida, Miró und Zuloaga. Außerdem organisiert das Team der Bodega private Feiern. Mit über 25.000 Eichenfässern sind die Gruppen der Criaderas sehr beeindruckend. Die Herstellung des Solareas-Systems wird besonders anschaulich dargestellt.

Bodegas Hidalgo

Seit ihrer Gründung Ende des 18. Jahrhunderts in Familienbesitz befindet sich die Bodega Hidalgo inmitten der historischen Altstadt von Jerez. Der Ursprung geht zurück auf José Pantaleón Hidalgo aus Santander, ein Liebhaber der Weine von Jerez, der 1792 einen kleinen Produzenten übernahm und damit den Grundstein für das heutige Unternehmen legte. Die Räume der Bodega sind nicht nur beeindruckend, sondern durch ihre Struktur bestens geeignet für die Reifung der Weine. Längst sind deren Sherry europaweit vertreten und werden auch nach Übersee exportiert. Besichtigungen beinhalten Verkostung, Imbiss und den Besuch des eigenen Museums.

Bodegas Barbadillo

Es war das Jahr 1821, als zwei Mexikaner die Bodegas Barbadillo gründeten. Heute ist der Familienbetrieb Eigner von einer ganzen Reihe bester Lagen rund um die Ortschaft Sanlúcar de Barrameda. Die Bodega ist auch über den Sherry hinaus bekannt. Hier wurde der erste Weißwein aus Cadiz vinifiziert und erstmals ein andalusischer Rotwein produziert. Ein weiteres Highlight der Bodega ist die im Jahr 2002 errichtete Museo de la Manzanilla – weltweit einzigstes Kamille-Museum. Zu besichtigen sind die einzigartige Geschichte der Familie Barbadillo und deren kulturelles Erbe. Die Bodega bietet verschiedene Führungen und Verkostungen an. 

Bodegas y Viñedos Diez-Mérito

Im Herzen von Jerez gelegen steht die Bodegas Díes Mérito für rund 250 Jahre Sherry-Tradition. Es war König Alfonso XII, der Bodegas Díes Mérito den Titel „Lieferant des Königshauses“ und gleichzeitig das Recht das königliche Wappenschild auf Rechnungen und Etiketten zu führen, verlieh. Diese Bodega ging durch viele Hände, bis schließlich 2016 die Familie Espinosa aus Jerez die Geschicke übernahm und Produktion und Verkostungsräumen in ein majestätisches Gebäude aus dem Jahr 1760 verlegte. Hier können Sie den berühmten „Fino Imperial“ kosten, dessen Solera aus dem Jahr 1876 stammt.

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