Bordeaux führt im Weintourismus

24.02.2015 - arthur.wirtzfeld

FRANKREICH (Bordeaux) – Die Universitätsstadt und politisches, wirtschaftliches und geistiges Zentrum des französischen Südwestens, Bordeaux, ist das beliebteste europäische Reiseziel für das Jahr 2015. Dies ermittelte ein Online-Wettbewerb, der fast 250.000 Stimmen auswertete. Damit setzte sich Frankreichs ungekrönte Weinhauptstadt gegen Lissabon und Athen durch, die jeweils den zweiten und dritten Platz belegten. Die Umfrage wurde vom Reiseanbieter European Best Destinations organisiert, der mit rund 150 Fremdenverkehrsbüros in diversen europäischen Städten kooperiert. 

 

Exakt wurden 244.696 Stimmen für 20 verschiedene europäische Städte abgegeben. Auf Bordeaux entfielen 17 Prozent der Stimmabgaben. „Dieser Sieg ist ein vielversprechendes Zeichen, den Weintourismus unserer Region weiter zu entwickeln. Und auch im Hinblick auf unser Museum für Weinkultur, dem Cité des Civilisations du Vin, dass wir nächstes Jahr eröffnen wollen, gibt dieser Sieg Zuversicht“, resümiert Stephan Delaux, Präsident des Bordeaux-Tourismus, das Ergebnis der Abstimmung in regionalen Medien.

Traditionell wurde bisher die Innenstadt von Bordeaux zu Gunsten des Tourismus in der umliegenden Weinregion vernachlässigt. Aber allein die Auszeichnung der Innenstadt von Bordeaux als UNESCO-Weltkulturerbe in 2007 ließ die Ströme der Touristen auf 35 Prozent ansteigen und bescherte der französischen Metropole an der Gironde seitdem mindestens fünf Millionen Besucher pro Jahr. Dadurch ermutigt plante und investiert die Stadt in das zukünftige Zugpferd für Tourismus, das Cité des Civilisations du Vin (ein Museum für Weinkultur), dessen wesentlichen strukturellen Arbeiten bis dato bereits abgeschlossen sind. 

Wie so oft bei solchen Projekten wird das Weinmuseum, ein gemeinsames Prestige-Projekt der Stadt und der Weinregion, weit mehr kosten als vorher veranschlagt. Das Zentrum für Wein in Bordeaux – in Beaune soll der Bau für ein ähnliches Projekt in 2016 beginnen (wir berichteten: „Beaune eröffnet Weinzentrum Cite du Vin de Bourgogne“ – soll als Hybrid-Galerie, Weinmuseum und Kulturraum dienen. Ursprüngliche Kosten wurden auf 63 Millionen Euro festgelegt, die sich mittlerweile auf knapp 67 Millionen Euro belaufen. Aktuell schätzt das Projektteam die Baukosten aufgrund von Erweiterungen und erhöhten Grundstückspreisen auf über 77 Millionen Euro.

„Auch das wird nicht reichen“, sagt Philippe Massol, Projektleiter des Tourismusbüros in Bordeaux, „denn einschließlich Smartphones, die ausländischen Besuchern Informationen in acht Sprachen übersetzen sollen und sonstigen technischen Features, die vorher keiner auf dem Plan hatte, werden die Kosten auf über 80 Millionen Euro ansteigen lassen. Die Schätzungen von vor fünf Jahren könnten sich auch verdoppeln“, befürchtet Massol. Niemand bezweifelt, dass die Stadt zur Finanzierung des Museums auch die bisherigen Budgets für Tourismus anzapfen muss. Bleibt zu hoffen, dass die Kosten für das Weinmuseum halbwegs im Rahmen bleiben und für die attraktive Weinregion entlang der Garonne, Dordogne, Gironde und Co. noch ein ausreichendes Budget übrig bleibt.