Hoffnung für ein besseres Jahr im Weinbaugebiet Italien

Bewölkt mit Aussicht auf Besserung

29.12.2017 - arthur.wirtzfeld

ITALIEN (Toskana) – "Das Jahr 2017 war für den Weinbau unumstritten ein schwieriges", bringt Axel Heinz, Önologe und Direktor des Weinguts Ornellaia die Lage des Weinjahres 2017 rund um Bolgheri in der Toskana auf den Punkt. "Wir waren so an reiche Ernten und gleichbleibend hohe Qualität gewöhnt, dass wir schockiert waren, als Mutter Natur es uns mal schwer machte. In den zwölf Jahren, die ich jetzt für Ornellaia arbeite, gab es wenige schwierige Jahrgänge, besonders 2009 und 2014, aber noch nie standen wir vor einer so großen Herausforderung wie 2017. Bisher wurde vor allem über die geringen Erträge gesprochen, und das ist aus kommerzieller Sicht natürlich ein Problem, aber es gibt 2017 auch Erfreuliches zu berichten".

 

Die Lese 2017, bei Ornellaia eine der frühesten in der Geschichte des Weinguts, war geprägt von einer seltenen Kombination aus einem beschleunigten Wachstumszyklus und einem heißen und trockenen Klima. Über die Entwicklungsperiode gesehen gab es einen milden, trockenen Winter und eine ungewöhnlich warme Wetterlage im Februar und März. Es folgte ein überaus warmer April – Grund für ein explosives Triebwachstum. Aber dann kam eine kurze Kälteperiode mit Frostschäden, ein Mai mit Niederschlägen unter dem saisonalen Durchschnitt, gefolgt von einer kurzen Blütezeit. Diese Wetterkapriolen führten zu einem langsamen Pflanzenwachstum, Trauben und Beeren bildeten sich in der Folge kleiner aus. 

"Dennoch, die Fruchtansätze waren gut und das überwiegend sonnige, trockene Wetter ließ den Pilzbefall verschwindend gering sein, sodass wir nur sehr wenig für den Pflanzenschutz aufwenden mussten", resümiert Axel Heinz. Die Bodenbewirtschaftung, die bei Ornellaia auf der Verbesserung des mikrobiologischen Lebens und des organischen Gehalts basiert, hat sicherlich dazu beigetragen, die Widerstandsfähigkeit der Reben gegen die Trockenheit zu erhöhen und genügend Feuchtigkeit in den Böden zu halten. 

"Die Reife trat etwa zehn Tage zu früh, in der dritten Juliwoche ein", berichtet Heinz. Die Sauvignon- und Viognier-Lese war am 17. August abgeschlossen. "Erstaunlicherweise folgten sofort darauf die gewöhnlich später reifenden Sorten Vermentino und Verdicchio. Die ersten Rotweintrauben ernteten wir zusammen mit dem Vermentino und Verdicchio schon am 24. August, beginnend wie üblich mit einem jungen Merlot-Weinberg. Die Lese des letzten alten Merlot wurde am 4. September abgeschlossen. In nur zehn Tagen ist die 2017er Merlot-Lese einer der schnellsten in der Geschichte des Weinguts", sagt Heinz.

Die Cabernet Sauvignon-Lese wird als eine der frühesten in der Geschichte des Weingutes in Erinnerung bleiben. "Am 30. August wurde mit der Lese der jungen Reben unter ähnlichen Bedingungen wie beim Merlot begonnen, am 10. September kam jedoch der lang ersehnte Regen, der den Reben ein wenig Erleichterung verschaffte, die Früchte mit Feuchtigkeit versorgte und es uns ermöglichte, die Reifung unter nahezu perfekten Bedingungen abzuschließen", sagt Heinz.

Die Ernte auf den Rebflächen mit Cabernet Franc, Petit Verdot und den älteren Cabernet Sauvignon-Reben wurde bis zum 26. September bei sonnigem, aber kühlem Wetter abgeschlossen. "Die außergewöhnlich kleinen, konzentrierten und reichhaltigen Beeren erforderten eine besonders sorgfältige Extraktion und Selektion. Weniger ist in diesem Fall mehr und so verkürzten wir die Maischestandzeiten auf maximal drei Wochen, hielten die Gärtemperaturen niedrig und reduzierten das Umpumpen auf ein Minimum, um nur die reinsten Aromen und weiche, samtige Tannine von hoher Qualität zu extrahieren", sagt Heinz. "Aber es lässt sich nicht schönreden – die Erträge im Jahr 2017 sind sehr gering und werden in den nächsten Jahren einige finanzielle Schwierigkeiten mit sich bringen, aber am Ende ist die Qualität der Weine auf der ganzen Linie ein glücklicher Abschluss eines schwierigen und herausfordernden Jahres, das uns daran erinnert hat, dass Mutter Natur sehr launisch sein kann", resümiert Heinz.

Das könnte Sie auch interessieren