Lichtblick: stabile Exportentwicklung

Südafrika in Zeiten des Verbots von Weinverkäufen

Text: Eva Pensel | Veröffentlicht: 23. Januar 2021


Am 28. Dezember 2020 verhängte die südafrikanische Regierung wegen Covid-19 erneut ein landesweites Verkaufsverbot für Alkohol. Bis mindestens 15. Februar soll es dieses Mal gehen. Bereits vom 26. März bis 30. Mai 2020 und vom 12. Juli bis 15. August 2020 war es den Winzern nicht erlaubt lokal Wein zu verkaufen bzw. auszuliefern. Jetzt steht die Weinlese 2021 in Südafrika vor der Tür und durch fehlende Verkaufskanäle häufen sich sowieso schon die Weine, schreibt Forbes Media in einem Beitrag.

Verkaufsverbot, schon wieder?!

Das Verkaufsverbot von Alkohol wird wohl weitreichende finanzielle Auswirkungen auf die gesamte Getränkeindustrie Südafrikas haben, schreibt Forbes.

Doch warum verbietet die südafrikanische Regierung den Alkoholverkauf? Ein häufig genannter Grund ist die Belastung des medizinischen Personals und des Gesundheitssystems. Ohne den Verkauf von Alkohol würde es weniger Patienten in Krankenhäusern geben, da es weniger Verkehrsunfälle und Gewaltverbrechen gäbe. Man hätte mehr Kapazität für die Behandlung von Covid-19 Patienten, so die Argumentation der Regierung. Laut Forbes laufen bereits Forschungen, die untersuchen, ob dies tatsächlich der Fall ist.

Dennoch ist der Einbruch für die südafrikanische Weinindustrie extrem. Mehrere Organisationen schickten am 15. Januar 2021 einen offenen Brief an den Präsidenten von Südafrika, Cyril Ramaphosa. In dem Brief offenbaren sie ihre Verzweiflung. «...die derzeitige Einschränkung des Verkaufs von Tafelwein hat verheerende Auswirkungen auf unsere Industrie und all die vielen damit verbundenen Nebenprodukte, Transformationsinitiativen, Projekte zur Verbesserung der Gemeinschaft und Arbeitsplätze!», geben sie in dem Brief wider. Ausserdem wird betont, dass sie mit mehr als R55 Milliarden bzw. 1,1 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt Südafrikas beitragen. Und würden diese Zahlen positiv durch bedeutende Exporte beeinflussen. Der Brief wurde von Direktoren und Vorsitzenden folgender Organisationen unterzeichnet: Institute of Cape Wine Masters, Cape Wine Academy, Cape Winemakers Guild und Cape Wine Auction Trust.

Lichtblick: stabile Exportentwicklung im Jahr 2020

Trotz massiver Einschränkungen konnte Südafrikas Weinwirtschaft die Exportmengen, im Vergleich zu 2019, stabilisieren, so im Wines of South Africa (WoSA) Export Report 2020 veröffentlicht. Erfreulich ist, dass die erzielten Umsätze um 7,7 Prozent auf 9,1 Milliarden Südafrikanische Rand (R) gestiegen sind. Bei einem vergleichbar hohen Absatz zu 2019 von 319,2 Millionen Liter. Laut Report konnten die Winzer im Segment der Flaschenweine einen Wertzuwachs von 8,3 Prozent verzeichnen und erzielten in allen wichtigen Absatzmärkten ein gutes Wachstum. Grossbritannien (28 Prozent), Niederlande (19 Prozent), USA (12 Prozent), Schweden (17 Prozent), Kanada (9 Prozent) und Deutschland (3 Prozent).

Im Premium-Segment, mit Preisen von über R40 pro Liter, gingen der Umsatz und die Mengen in 2020 nach oben. In den sogenannten Superpremium-Segmenten stieg der Weinabsatz um 37 Prozent.

Auch Südafrikas Handel mit Fasswein entwickelte sich positiv, der Umsatz stieg um 5 Prozent auf R1,9 Milliarden. Die Mengen stiegen um 3,7 Prozent auf 181,5 Millionen Liter. Und dass, obwohl es aufgrund von Covid-19 ein Export- und Transportverbot von Alkohol vom 26. März bis 1. Mai 2020 gab. In den USA gab es den grössten Wertzuwachs von 338 Prozent. In Deutschland erzielten südafrikanische Fassweine ein Umsatzplus von 6 Prozent, so der Export Report 2020 von Wines of South Africa.

«Das Jahr 2020 wird vermutlich als eines der herausforderndsten Jahre für unsere Branche in die Geschichtsbücher eingehen. Aber ungeachtet aller Herausforderungen haben unsere Winzer und wir gelernt, uns anzupassen. Gemeinschaftlich haben wir kreative Wege gefunden, um mit unseren internationalen Partnern in Kontakt zu bleiben.», kommentiert die CEO von WoSA, Siobhan Thompson.

Social Media schafft Aufmerksamkeit

Laut Thompson konnten sie die Aufmerksamkeit durch Online- und Social Media-Kampagnen steigern. Wie mit #SpectacularSouthAfrica, digitale Seminare mit Weinexperten. Mit #SaveSAWine haben auch Externe dafür gesorgt, dass Bewusstsein für Südafrikas Notlage zu schärfen. Damit Winzer/innen ihre Weine einem globalen Kreis an interessierten Weinhändler anbieten konnten, wurde «Cape Export Network» geschaffen. Eine digitale Handelsplattform von WoSA und Wesgro, die offizielle Marketing- und Businessagentur für das Western Cape.

«Wir sind allen engagierten Partnern unendlich dankbar und hoffen, dass diese Unterstützung anhalten wird. Aufgrund des heimischen Alkoholverkaufsverbots sind unsere Erzeuger weiterhin auf ein werthaltiges Exportgeschäft angewiesen.», bedankt sich Siobhan Thompson, auch im Namen der Erzeuger.

Der Verlauf von 2021 wird sich noch zeigen

Am 28. Dezember 2020 ist das Alkoholverkaufsverbot in Südafrika erneut in Kraft getreten und ist bis zum 15. Februar angekündigt. Trotz der ungewissen Zukunft bleibt WoSA zuversichtlich und setzen dabei unteranderem auf die Kreativität der Weinerzeuger. Weiterhin wollen sie sich für eine nachhaltige Exportentwicklung engagieren. «Unsere Winzer brauchen die weltweite Unterstützung mehr denn je. Unser aller Ansporn ist es, eines Tages unsere internationalen Gäste wieder in den Kapregionen begrüssen zu dürfen.», ergänzt Thompson.

Der Fokus der Winzer liege derzeit auf der Weinlese 2021, die kurz bevorsteht und unter den gegebenen Rahmenbedingungen genug Herausforderungen bringt. Es wird erwartet, dass der neue Jahrgang qualitativ vielversprechend wird. Nach vielen Jahren extremer Trockenheit und geringen Ernten, gab es viel Regen und teilweise Schnee in den Bergen.

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