Château Branas Grand Poujeaux, Moulis-en-Médoc
Arjen Pen
Fotos: z.V.g.

Wer sich mit Bordeaux-Weinen mit hervorragendem Preis-Leistungs-Verhältnis auskennt, weiss, dass die Appellation Moulis-en-Médoc stets ein Geheimtipp war. Unweit von Margaux gelegen, profitieren die Weine hier von ähnlich strukturierten Kieselböden wie diejenigen in der renommierten Nachbarappellation. Allerdings verfügen nicht alle Güter über Top-Terroirs, weshalb es sich lohnt, die «Crème de la Crème» zu finden. Dazu gehören seit Jahren die Güter Château Poujeaux und Château Chasse-Spleen, welche über Jahrzehnte bekannt für ihre konstant hochwertigen Weine waren und noch immer sind.
Ein bisher weniger beachtetes Juwel ist jedoch Château Branas Grand Poujeaux, welches nur wenige Steinwürfe von Château Poujeaux entfernt liegt und sich in den letzten Jahren zum wahren Star von Moulis gemausert hat. Der Niederländer Arjen Pen, der um die Jahrtausendwende bei Crossair und Swiss im Marketing tätig war, ist der heutige Winemaker und Mitbesitzer von Château Branas Grand Poujeaux. Statt im Business-Anzug am Schreibtisch zu sitzen, fährt er nun lieber in Arbeitskleidung und mit einem uralten Geländewagen durch seine Weinberge, und er ist im Gegensatz zu vielen Weingutsbesitzern mindestens zwei Mal pro Woche mit seiner Crew im Rebberg – down to earth. Arjen ist ein fokussierter Mensch mit einem wachen Blick für die wichtigen Dinge und einem Sinn für Humor. Seine Leidenschaft für Wein, seine kompromisslose Qualitätsorientierung sowie sein Unternehmergeist haben seinem Weingut neues Leben eingehaucht und es zum neuen Referenzpunkt der Appellation gemacht.
«Dieser reine Merlot vom Dach der Terrasse Nr. 3 ist für mich wie ein Befreiungsschlag aus dem Blending-Korsett von Bordeaux.»
Unter Arjens Leitung entstand im Jahr 2022 auch eine absolute Rarität und vermutlich einer der besten Weine des ganzen Médoc: Ursprünglich mit dem Projekttitel «Le Pin vom linken Ufer» gestartet, entstand ein reinsortiger Premium-Merlot namens Marpaout. Dieser stammt aus der gleichnamigen Parzelle, die lediglich 1,7 Hektar umfasst und im Jahr 2000 mit hundert Prozent Merlot bestockt worden ist. Die Reben wurzeln dort auf 25 Metern über dem Meeresspiegel in einem vielfältigen Boden. Oberflächlich finden sich Garonne-Kiesablagerungen über rund 50 Zentimetern Kies und Humus, es folgen drei Meter tiefer Kies mit einem hohen Anteil an oxidiertem Eisen (crasse de fer) und weitere Schichten, bestehend aus 50 Zentimetern Kies und grauem Sand, 30 Zentimetern eisenreichem braunem Ton und 50 Zentimetern blaugrünem Ton und Kalkstein, wie man ihn von Château Pétrus her kennt. Nach der Ernte wurden die Beeren optisch sortiert und dann leicht gequetscht. Der Wein durchlief eine fünftägige Kaltmazeration und eine acht Tage dauernde alkoholische Gärung. Anschliessend reifte er zwölf Monate in französischen Eichenfässern und weitere zwölf Monate in einer Terrakotta-Amphore. Im Januar 2025 wurde er schliesslich abgefüllt.