Château Siaurac, Lalande-de-Pomerol

Pierre Rebaud

Fotos: Patrick DESGRAUPES, z.V.g.

Auf Château Siaurac weht ein frischer Wind: Der traditionsreiche Besitz in der Appellation Lalande-de-Pomerol erlebt nach dem Verkauf an die Artemis Domaines und kurz darauf an Les Terroirs de Suravenir, welche neben ­Château Siaurac auch die Châteaux Vray Croix de Gay (Pomerol) und Le Prieuré (Saint-Émilion) erwarb, eine strategische Wende – weg von der Biodynamie, hin zu technischer Autonomie und einem zugänglicheren Stil. Das Gut zählt zu den historisch bedeutendsten Weingütern im rechten Ufergebiet von Bordeaux. Lange war es in den Händen von Paul Goldschmid, der zusammen mit ­Penelope Godefroy – vormals bei Château Latour – das Gut modernisierte und auf biodynamischen Anbau setzte. Schon in dieser Phase entstanden Weine mit klarer Handschrift: filigran, elegant, auf Finesse und Terroirausdruck fokussiert. Unterstützung kam dabei vom renommierten Önologen Jean-Claude Berrouet, dem ehemaligen Macher von Petrus.

«Wir bauen die Weine mit wenig Neuholz aus, um Eleganz und Frucht zu bewahren und feine, ausgewogene Rotweine zu erhalten.»

Seit dem Einstieg von Les Terroirs de Suravenir ist vieles anders. Die neue Eigentümerstruktur bringt nicht nur finanzielle Stabilität, sondern auch Neuausrichtungen im Weinberg und Keller. Pierre Rebaud, Direktor von Siaurac, hat zusammen mit ­Vincent Millet, dem Weinmacher von Château Calon Ségur, der ihm beratend zur Seite steht, die Weinberge optimiert und die Assemblagen noch präziser gemacht. Die Expertise, die Vincent bei Calon Ségur eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, verleiht den Weinen von Siaurac mehr Finesse, und seine «linksuferige» Perspektive hat insbesondere die Qualitäten der Cabernet Franc weiter gesteigert. Der Biodynamie hat man aus ökonomischen Überlegungen den Rücken gekehrt. Der Ertrag – in Spitzenjahren nur 20 Hektoliter pro Hektar – war schlicht zu gering. Heute strebt man 40 bis 45 Hektoliter an, ohne dabei die Qualitätsansprüche aus dem Blick zu verlieren. Ökologisch bleibt man engagiert: Château Siaurac ist weiterhin HVE-3-zertifiziert, verzichtet aber auf das offizielle Bio- oder Demeter-Siegel.

Stilistisch hält man an finessenreichen Weinen fest, keltert jedoch verstärkt zugängliche, fruchtbetonte Weine. Pierre Rebaud und sein önologischer Berater Claude Gros, bekannt durch seine Arbeit bei Château Ripeau in Saint-Émilion und Château de la ­Rivière in Fronsac, setzen dabei auf eine kluge Balance im Ausbau: Rund 10 Prozent des Weins reifen in Amphoren, 30 Prozent in Holzfässern, der Rest im Stahltank. So entstehen moderne Weine, die das Terroir respektieren, aber durch ihre frühe Zugänglichkeit ein breiteres Publikum ansprechen.

Château Siaurac zeigt, dass Tradition und Innovation kein Widerspruch sein müssen. Der Kurs ist klar, ökonomisch tragfähig und dem sich wandelnden Klima optimal angepasst. Im Glas hat man dann den Beweis: Guter Bordeaux muss nicht teuer sein.