Von den Rebbergen Bolgheris bis zu den historischen DOCG-Zonen im Herzen der Toskana
I magnifici sette
Fotos: Enrico Parrini, z.V.g., Matteo Brogi photographer

Von den Rebbergen Bolgheris und der Vernaccia über den Sangiovese im Süden bis zu den historischen DOCG-Zonen im Herzen der Toskana: Die Winzerkonsortien sind die wichtigsten Bewahrer und Verteidiger der Rebkultur. An ihrer Spitze stehen die Nachfahren von Weinbauernfamilien, die ihre Reben und ihr Anbaugebiet von Kindesbeinen an kennen und sich mit viel Engagement tagtäglich dafür einsetzen.
Manrico Biagini

Der Vernaccia-Mann
Das Consorzio Vernaccia di San Gimignano, bereits 1973 von einer Handvoll Winzern gegründet, bekommt im Herbst 2025 einen neuen Präsidenten: Nach den Amtszeiten unter den Präsidentinnen Letizia Cesani und Irina Strozzi war zuletzt Manrico Biagini Präsident des Consorzio Vernaccia di San Gimignano DOP, nachdem er 30 Jahre lang als Vizepräsidentfür den Schutz und die Förderung des Konsortiums und des ersten italienischen DOC-Weins aus der weissen Vernaccia verantwortlich war. Das Anbaugebiet für Vernaccia umfasst circa 750 Hektar in Hügellagen rund um die pittoreske Stadt San Gimignano. Mitten in den Hügeln bewirtschaftet die Familie Biagini seit den 1970er Jahren das Gut Buciano in Rocca di Montestaffoli. Ascanio Biagini war einer der Pioniere des Konsortiums, sein Sohn Manrico setzte diesen Weg mit Leidenschaft fort. Manrico Biagini: «Ich habe mich immer als Vernaccia-di-San-Gimignano-Mann gesehen. Ich bin mit diesem Wein und seinem Terroir eng verbunden.»
Francesco Mazzei

Aufsteiger an der Küste
Eines der jüngsten Weinbaukonsortien der Toskana, das Consorzio Maremma Toscana DOC, wurde zwar erst 2014 gegründet, hat aber bereits mehr als 460 Mitglieder. Die Palette der produzierten Weine reicht von Weiss- (grossteils aus Vermentino) über Rosé- bis zu Rotweinen aus autochthonen und internationalen Rebsorten. Seit 2018 ist Francesco Mazzei Präsident des Konsortiums. Mazzei, 1959 in Florenz geboren, ist CEO von Marchesi Mazzei SpA, dem die Tenuta Belguardo in der toskanischen Maremma gehört. Francesco Mazzei: «Zu den Stärken, auf denen wir aufbauen können, gehört sicherlich die Wertsteigerung der Marke Maremma Toscana DOC, die grösstenteils mit Vermentino erreicht wurde und die wir auch für die anderen in die Verordnung aufgenommenen Weinsorten weiterverfolgen werden. Unsere Herkunftsbezeichnung gehört zu den dynamischsten der Region und belegt unter den toskanischen DOPs für Flaschenweine den fünften Platz», so Mazzei.
Bernardo Guiccardini Calamei

Sangiovese vom Meer
Im Jahr 1992 gründete eine kleine Gruppe von Produzenten, die ihren Wein vermarkten wollten, das Consorzio Tutela del Vino Morellino di Scansano. Seit 2007 hat die Appellation die DOCG-Bezeichnung. Heute zählt das Konsortium über 200 Mitglieder. Bernardo Guicciardini Calamai steht nun bereits in der zweiten Periode an der Spitze des Consorzio Morellino di Scansano. Der 1966 geborene Winzer arbeitet seit langem im Familienunternehmen, das in wichtigen Teilen der Toskana Güter sein Eigen nennt, darunter Massi di Mandorlaia im Anbaugebiet des Morellino di Scansano. Massi di Mandorlaia erstreckt sich über 110 Hektar mitten im Morellino-Gebiet. Ziel von Guicciardini Calamai als Präsident ist es, «Morellino di Scansano als führende toskanische Appellation in Italien und im Ausland zu etablieren: Sie ist die Heimat eines Weins mit einer präzisen Identität und einem natürlich eleganten Ausdruck des Sangiovese von der toskanischen Küste.»
Giovan Battista Basile

Unter dem Vulkan
Im Süden der Toskana, zwischen dem 1738 Meter hohen Gipfel des Monte Amiata und dem Orciatal, liegt dieses kleine, aber feine Weinanbaugebiet mit seinen heissen Quellen, den mineralischen Böden und 800 Hektar Rebbergen, in denen Sangiovese gar prächtig gedeiht: Montecucco. Die Weine des Gebietes, Montecucco DOC (seit 1998 trägt er diese Ursprungsbezeichnung) und Montecucco Sangiovese DOCG (seit 2011), werden von der wichtigsten Traube der Toskana geprägt: Sangiovese. Auch für Giovan Battista Basile, seit 2021 Präsident des Winzerkonsortiums Montecucco, ist Sangiovese auf seinem Weingut Basile – auf dem er nach biologischen und nachhaltigen Kriterien arbeitet – der höchste Ausdruck der Anbauzone. Die Rebsorte kombiniert Eleganz mit Struktur und einer grossen Langlebigkeit, ist er überzeugt: «Darüber darf man aber die anderen Rebsorten des Anbaugebietes – weisse wie rote – nicht vergessen.»
Andrea Rossi

Mit den Pievi in die Zukunft
Er war bereits Bürgermeister von Montepulciano und ist Präsident der Genossenschaftskellerei Vecchia Cantina: Andrea Rossi, der gerade zum dritten Mal als Präsident des Konsortiums des Vino Nobile wiedergewählt wurde. In den ersten beiden Amtszeiten von Rossi ist viel passiert in Montepulciano: von der Nachhaltigkeitszertifizierung nach dem Equalitas-Standard, die das Consorzio del Vino Nobile di Montepulciano als erstes in Italien im Jahr 2021 erhielt, bis hin zur Genehmigung der neuen Vorschriften für Vino Nobile di Montepulciano Pieve auf EU-Ebene. Die neue geografische Zusatzbezeichnung sorgt ab dem Jahr 2025 mit den Namen von zwölf historischen Kirchenbezirken für «mehr Terroirbezug» bei der Produktion des Vino Nobile, so Rossi. Die Produktionsvorschriften sehen auch mindestens 85 Prozent Sangiovese im Blend vor (statt 70 Prozent beim Vino Nobile), wobei viele der neuen Pievi reinsortig gekeltert werden.
Giovanni Busi

Neue Märkte für den Chianti
Giovanni Busi ist einer der am längsten dienenden Präsidenten eines Winzerkonsortiums in der Toskana: Gerade erst wurde er zum sechsten Mal für eine neue Periode bis 2028 an der Spitze des Consorzio Vino Chianti bestätigt. Das Konsortium ist auch mengenmässig eine Macht: Das Gebiet des Chianti DOCG umfasst mehr als 15 000 Hektar in weiten Teilen des toskanischen Inlandes und hat mehr als 3600 Mitglieder. Darunter auch Giovanni Busis Weingut, Villa Travignoli im Chianti Rúfina, es befindet sich seit dem 18. Jahrhundert im Besitz der Familie Busi. Giovanni Busi führt das Consorzio Vino Chianti bereits seit dem Jahr 2010. In den nächsten Jahren, so der Präsident, liege ihm das Marktgleichgewicht – die Stabilisierung der Produktion – ebenso am Herzen wie die Erschliessung neuer Märkte: In Asien und auch Südamerika ist das Consorzio Vino Chianti bereits aktiv. Anfang des Jahres 2026 ist eine Promotiontour in Nigeria geplant.
Cesare Cecchi

Nummer 1 der Toskana
2019 hat die Versammlung der Produzenten der Weine mit der Bezeichnung Toscana IGT in Florenz einstimmig beschlossen, die Ente Tutela Vini di Toscana in das Consorzio Vino Toscana umzuwandeln. Von damals 70 Mitgliedern ist das Konsortium auf heute 404 angewachsen, was 577,14 Prozent entspricht. Damit ist die IGT Toscana mit 36,27 Prozent der Abfüllmengen in der Region die Nummer eins. Es ist zwar eines der jüngsten Konsortien der Toskana, aber auch eines der potentesten: das Consorzio Vino Toscana. Cesare Cecchi aus der renommierten toskanischen Weinbaufamilie Cecchi wurde 2025 zum dritten Mal in Folge zum Präsidenten des Consorzio Vino Toscana gewählt und sieht als vorrangiges Ziel, den Namen Toscana IGT zu propagieren und seine Besonderheit und Territorialität weiter zu stärken. Darüber hinaus ist es Aufgabe des Konsortiums, die Produktion und Vermarktung weltweit zu überwachen sowie gegen Nachahmungen und Fälschungen vorzugehen.