Thema mit Variationen
Grand-Puy-Lacoste
Mit Emeline Borie

Grand-Puy-Lacoste in Pauillac hat Legendenstatus als einer der beständigsten aller grossen Bordeaux. Jeder Jahrgang gelingt hier wie die Variationen zum Thema eines begabten Komponisten.
Unsere Vision des Bordeaux von morgen? Unseren Grundsätzen treu bleiben und uns trotzdem weiterentwickeln, damit auch künftige Generationen von unseren einmaligen Weinen profitieren können. Herausforderungen gibt es einige. Für uns als Familie etwa die Weitergabe des Gutes an unsere Kinder und Enkel. Hier in Frankreich gleicht das einem Spiessrutenlauf. Eine weintechnische Herausforderung stellt die Klimaveränderung dar. Doch wir haben schon ganz andere Probleme bewältigt. Wir werden unsere Anbaupraktiken anpassen, im Keller innovativ bleiben und so hoffentlich auch in 50 Jahren noch grosse Weine anbieten können.
Grand-Puy-Lacoste ist ein echtes Familiengut. Ich bin hier aufgewachsen und in Pauillac in die Grundschule gegangen. Erst als ich älter wurde, sind wir nach Bordeaux umgezogen. Doch seit 2020 verbringen meine Eltern wieder die meiste Zeit hier. Ich kümmere mich um Belange wie Marketing und Kommunikation, mein Bruder um einen Teil des Vertriebs und die Verbindung zum Handel. Er ist auch für das Unternehmen «Cave Briau» zuständig, einen Weinshop mit Onlinehandel in Bordeaux, den wir 2013 übernommen haben.

Der direkte Kontakt mit Weinfreunden ist unerlässlich. Dabei ist uns aufgefallen, wie viele Kunden nach exklusiven Geschenken fragen. Darum haben wir die «Caisse Variation » geschaffen. Statt den üblichen 12 Flaschen enthält sie eine Doppelmagnum, zwei Magnums und vier normale Flaschen. Wir haben sie 2020 erstmals «en primeur» angeboten, sowohl für Grand-Puy-Lacoste als auch für unseren Zweitwein, Lacoste Borie.
Ich bin wie meine Geschwister in einem Umfeld gross geworden, in dem Spitzencrus zum Alltag gehörten. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass es Leute gab, die nur davon träumten, unseren Gütern einen Besuch abzustatten. Später war ich oft auf Reisen und habe in Asien gelebt. Das hat mir die Augen geöffnet. Mir wurde zum Bespiel bewusst, dass es auch anderswo grosse Weine gibt und das sie nicht unbedingt ein Vermögen kosten müssen.