Stolzes Trio

La Fleur-Pétrus, Trotanoy und Hosanna

Vorzustellen braucht man sie kaum. Jeder kennt die Familie: Der Name Moueix ist seit langem Synonym für exklusive Pomerol, nicht zuletzt aufgrund der erstklassigen Weine aus eigener Produktion.

Die «Etablissements Jean-Pierre Moueix» wurden von seinem Vater gegründet. Seit 1937 ist die Kellerei am Quai du Priourat in Libourne untergebracht. Jeder in Pomerol weiss, was die Appellation dem renommierten Handelshaus zu verdanken hat. Handelshaus? Nicht nur. Christian Moueix: «Dem Weinbau gehört meine Leidenschaft. In Pomerol kann ich sie auf unseren Gütern Hosanna, La Fleur- Pétrus oder Trotanoy ausleben. Doch Wein muss auch auf den Markt kommen, ob es sich dabei um unsere eigenen Kreszenzen handelt oder die unserer Freunde aus Pomerol, Saint-Émilion oder – dank der Arbeit meines Sohns Édouard – in jüngerer Zeit auch aus dem Médoc. Dafür nehme ich gerne eine geteilte Existenz in Kauf, Weinhändler auf einem Bein, Winzer auf dem andern.» Zu den ersten Gütern, die sein Vater in Pomerol erwarb zählt Château La Fleur-Pétrus, das war im Jahre 1950. Damals gehörten nur rund sechs Hektar Reben auf Böden aus reinem Kies dazu. Lange galt La Fleur-Pétrus deshalb als besonders eleganter, raffinerter, aber auch sehr schlanker Wein. «Ich habe oft über diese Tatsache nachgedacht. Es gab nur eine Möglichkeit: Nach stärker lehmhaltigen Parzellen Ausschau halten, deren Weine für grössere Fülle sorgen würden. Es hat zwanzig Jahre Geduld gebraucht, den heutigen La Fleur-Pétrus zu kreieren. Doch das Warten hat sich gelohnt. Seit etwa 2009 besitzen die Weine von La Fleur-Pétrus mehr Substanz und Fülle. Natürlich werden Puristen geltend machen, dies gehe auf Kosten der sprichwörtlichen Eleganz früherer Jahre. Mag sein – doch ich stehe klar zu unserem Entschluss.» Recht hat er. Wurde der «alte» La Fleur-Pétrus dem ersten Teil des Doppelnamens gerecht, erhält im neuen auch der zweite Teil seine volle Berechtigung!

Im Gegensatz zu La Fleur-Pétrus ist Hosanna eine eigene Kreation, auch wenn das Gut auf den erstklassigen historischen Reblagen des ehemaligen Château Certan Giraud beruht, die Christian Moueix 1999 erwerben konnte. Die Familie Giraud bat ihn aus einschlägigen Gründen, ihren Familiennamen nicht weiter zu verwenden – als echter Gentleman respektierte Christian Moueix selbstverständlich diesen Wunsch. Er blieb zwar Besitzer der alten Marke Château Certan. Doch es gab bereits zwei Certan – die Höflichkeit gebot ihm, nicht auch noch diesen Namen zu benutzen. Es brauchte folglich dringend einen neuen, treffenden Markennamen. «Ich wollte unbedingt einen Namen, der auf dem Buchstaben «a» endet. Ich war gerade in Osaka das tönte fast wie - Hosanna! Der Name war gefunden und schlug ein wie ein Blitz.»

Dank eines Anteils von rund 30 Prozent sehr alter Cabernet- Franc-Stöcke in den besten Pomerol-Lagen, produzierte Hosanna von Anfang an einen ganz besonderen Wein. Christian Moueix: «Doch wir sind Merlot-Spezialisten! Wir brauchten ein paar Jahre, um den Cabernet Franc richtig zu verstehen. Wir ernteten ihn ganz einfach etwas zu früh, das heisst, sobald wir den Merlot eingebracht hatten. Eine Pause einzulegen, schien aus Gründen der Organisation nicht opportun. Doch mein Sohn Édouard setzte genau das durch: Heute ernten wir die Cabernet Franc erst bei optimaler Reife, egal, wie lange wir warten müssen. Der Aufwand lohnt sich, denn die Fortschritte sind echt spektakulär! Ich bin sicher: Hosanna gehört die Zukunft!»

Der Dritte im Bunde ist Trotanoy, keine leichtfüssige Tänzerin, sondern ein echter Charakterwein. «Trotanoy ist nur 7,2 Hektar gross. Er besteht zur Hälfte aus relativ kühlen Lehmböden und zur Hälfte aus grobem Kies. Gegensätze kommen hier zusammen und ergänzen sich, Hitze und Kühle, Fülle und Rasse, Dichte und Tiefe. Dazu kommt, dass die Lage im Südwesten des Plateaus besonders gut belüftet wird, was den Reben hervorragend bekommt.» Trotanoy ist ein besonders gut strukturierter, langlebiger Wein für Geduldige. Wer ihn nach 20 oder gar 30 Jahren Kellerruhe öffnet, wird durch einen einmaligen, unvergleichlichen Genussmoment belohnt.