Grand Crus weniger gefragt, Wirtschaft unsicher
Preis-Fall bei Spitzenweinen aus Bordeaux

Text: Alice Gundlach | Veröffentlicht: 15.05.2025
So wenig kosteten die Weine von Spitzen-Châteaus aus Bordeaux schon seit zehn Jahren nicht mehr: Prestigeträchtige Namen wie Lafite Rothschild, Cheval Blanc, Angélus und Montrose haben im Rahmen der diesjährigen En-Primeur-Kampagne die Preise ihrer Weine des Jahrgangs 2024 bekanntgegeben – diese fielen um bis zu 30 Prozent geringer als im vorhergehenden Jahrgang aus.
Für einige grosse Châteaux ist der Jahrgang 2024, der sich noch im Fass befindet, der billigste auf dem Markt erhältliche Grand Vin des Weinguts geworden, berichtet die britischen Branchenzeitschrift «Decanter».
Zollstreit mit USA spielt grosse Rolle
Der Grund für den Preis-Fall sei, dass Weinkäufer vorsichtig geworden sind. Insbesondere Käufern aus den USA macht überdies offenbar die Zollunsicherheit zu schaffen.
So günstig wie 2008
Der Liv-ex, der globale Marktplatz für den Handel mit Fine Wines, meldete, dass der Château Cheval Blanc 2024 von St-Emilion 276 Euro pro Flasche ex-négociant kostete – weniger als jede Veröffentlichung seit 2008.
Angesichts der vielen Veröffentlichungen in den kommenden zwei Wochen ist es möglich, dass die Verbraucher abwarten, bis mehr Weine auf den Markt gekommen sind.
Kunden sollten warten
Shaun Bishop, CEO des kalifornischen Unternehmens JJ Buckley, erklärte gegenüber dem Decanter: «Zum ersten Mal überhaupt bieten wir keine En-Primeur-Kampagne für [Bordeaux] an. Die Unsicherheit über die Zollverhandlungen zwischen den USA und der EU ist ein wichtiger Faktor. Wir empfehlen unseren Kunden zu warten, bis die Zollverhandlungen abgeschlossen sind und der endgültige Preis bekannt ist.» Abgesehen davon komme er jeder Kundennachfrage zu Bordeaux en primeur 2024 nach, auch wenn es bisher kaum Anfragen gab, nur eine Handvoll für Lafite Rothschild und Cheval Blanc.
Schnäppchen sind zu machen
Miles Davis von Vinum Fine Wines kommentierte, dass die Käufer bisher zurückhaltend gewesen seien, obwohl es nun einige Möglichkeiten für Bordeaux-Liebhaber gebe, die ihre Keller auffüllen wollen: «Es war immer klar, dass es eine schwierige En-Primeur-Kampagne werden würde, aber ich denke, sie hat einige nette kleine Highlights und interessante Punkte.»
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VINUM-Autor Adrian van Velsen war vor Ort, hier gehts zum Artikel