Nordlicht als Rheingau-Queen

Aufsteigerin des Jahres 2026

Interview: Matthias F. Mangold | Veröffentlicht: 04.11.2025


Es war zunächst gar nicht abzusehen, dass Eva Fricke überhaupt in die Weinbranche gehen würde. Heute zählt sie, die auch ein General Management Studium sowie eine Ausbildung als Yogalehrerin und Ayurveda-Gesundheitscoach absolvierte, zu den besten Winzerinnen des Rheingaus.

Angefangen hast Du mit einem viertel Hektar nebenbei – wann war Dir klar, dass es mal was Größeres werden könnte?

Das hat 2006 als Hobby begonnen, neben meiner Tätigkeit als Betriebsleiterin bei Johannes Leitz. Sein Betrieb wuchs zu der Zeit unglaublich schnell, ich war in alle Dinge eingespannt und wollte das einfach als Ausgleich haben an den Wochenenden. Irgendwann sagte mir jemand, da sei ein Winzer in Lorch verunglückt, da könnte was frei werden – und so kam ich zu 1.500 qm in der Lorcher Krone. Ohne Keller, ohne Presse, ohne alles sofort den Pachtvertrag unterzeichnet. Auf der Rückfahrt im Auto wurde mir schon etwas mulmig.

Welchen Kontakt hattest Du damals als junge Frau aus Norddeutschland überhaupt zum Wein?

Eher weniger. Ich bin auf dem Oldenburger Land sehr naturverbunden aufgewachsen, immer draußen gewesen und geritten. Ich konnte mir keinen klassischen Bürojob vorstellen. Durch eine starke familiäre Bindung zu Afrika durch meine Großmutter konnte ich ein Praktikum auf einem Weingut in Südafrika machen, danach auch an der Nahe bei Anhäusers, Bekannten meiner Eltern. Später lernte ich durch Hermann Segnitz in Bremen, dass man Weinbau in Geisenheim studieren kann, und so nahm die Geschichte ihren Lauf.

Dein Weinstil ist auf Langfristigkeit und Lagerfähigkeit ausgelegt. Wie würdest Du ihn selbst beschreiben?

Ja, wir versuchen, elegante und zeitlose Weine zu machen. Nach einigen Versuchen mit „low sulphur“ und im Naturbereich (ich finde es sehr wichtig, alles auszuprobieren) habe ich für mich festgestellt, dass ein klassischer Stil das ist, was ich machen möchte. Und was viele Kunden weltweit auch mittlerweile von mir erwarten.

Welche Veränderungen hast Du in den vergangenen Jahren in Deinen Lagen bezüglich des Klimawandels beobachten können?

Hitzewellen und starke Regenfälle sind nun schon seit einigen Jahren an der Tagesordnung. Mein Team und ich stellen dabei fest, dass biologischer Anbau die Reben wesentlich resistenter macht, so dass wir mittlerweile ganz gut damit umgehen können.  Auch gelingt es uns nun schon seit vielen Jahren, weit unter der 3lg Kupfergrenze zu bleiben und auf pflanzenstärkende Weise zu arbeiten - ein Potential, das sich jährlich weiter aufbaut.

Du hast einen Exportanteil von 85 Prozent. War das schon immer so?

Nachdem ich 2009 eine erste Auszeichnung für meine Weine bekommen hatte, stand ich ja ohne eigenen Vertrieb da, also legte ich das von Beginn an in professionelle Hände. Ich hatte fünf Kunden, zwei in den USA, einen in Norwegen, einen in England und einen in Deutschland. Die haben mich überall platziert, auch in sehr guten Restaurants. Inzwischen sind wir in mehr als 20 Ländern präsent.

Mal abgesehen vom Riesling – welche Rebsorte begeistert Dich sonst noch?

Ich bin da sehr klassisch: Chardonnay und Pinot Noir. Meine große Liebe ist das Burgund.

Kontaktdaten

Weingut Eva Fricke
Elisabethenstraße 6
65343 Eltville
Tel +49 6123 703658
info@evafricke.com
www.evafricke.com


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