Leidenschaftlicher Terroirist

Château d’Agel, Agel, Frankreich

Text: Nicole Harreisser, Fotos: z.V.g.

Das Weingut Château d’Agel befindet sich im Herzen des Languedoc, in der Appellation Minervois. Dort entstehen charaktervolle, terroirbetonte Weine von bester Qualität, die in jedem Glas ihren ganz eigenen Stil hervorbringen und Weinliebhaber begeistern.

Im pittoresken Dörfchen Agel im Herzen des Languedoc, nur rund 30 Kilometer von Narbonne entfernt, ist das gleichnamige Weingut Château d’Agel zuhause. Begonnen hat dessen «neue» Geschichte im Jahr 2003, als der weinpassionierte Schweizer Robin Budowski das Château aus seinem Dornröschenschlaf erweckte. «Ich habe viele Jahre in der Weinbranche gearbeitet, spanische und französische Weine für einen grossen Detailhändler importiert und mit Freunden einen eigenen Weinhandel in Schaffhausen aufgebaut, der erst ein Hobby war und später dann mit Erfolg seriös wurde», erzählt er. Als ausgebildeter Agronom wollte er sich nicht mit einer Laufbahn im Beamtentum begnügen und nahm ein Önologiestudium in Montpellier auf. In dieser Zeit lernte er die Region und ihre Bewohner kennen und lieben. Als ihm Jahre später bewusst wurde, dass er in fast allen Bereichen der Weinbranche gearbeitet hatte ausser in der Produktion, wollte er auch diesen Bereich für sich erschliessen. 2003 begann er im Languedoc mit der Suche nach einem geeigneten Weingut.

Das richtige Terroir

«Wir verfügen über exzellente Terroirs und tiefgründige Böden mit kalkreichem Untergrund.»

Einfach war die Suche nicht, aber seine Ortskenntnis und sein gutes Netzwerk halfen ihm dabei. Als er die Lagen Cazelles und Les Crozes sah, war die Entscheidung so gut wie gefallen. Er erkannte das Potenzial dieser hervorragenden Lagen, das vom damaligen Weingut nicht ausgeschöpft wurde. Aber allein konnte er die Reben nicht erwerben, und so startete er das erste Crowdfunding, um die Finanzierung aufzustellen. Mit Erfolg. Er konnte die Rebflächen des Château d’Agel erwerben und umgestalten. Ein Wein, der von Beginn an gekeltert wurde, ist auch heute noch im Portfolio: der Minervois AOP in Extremis, eine charakterstarke und präzise Cuvée, die aus den kalkhaltigen Böden des Terroirs von Cazelles stammt. Sie vereint zwei emblematische Rebsorten: eine 18 Jahre alte nach Nordosten ausgerichtete Syrah-Parzelle sowie eine 31 Jahre alte Grenache-Noir-Parzelle – beide tief verwurzelt in diesem kargen, anspruchsvollen Boden. In den ersten zehn Jahren wurden rund zwei Drittel der Rebfläche neu gepflanzt. Der grosse, historisch begründete Anteil an Carignan musste weichen, der Anteil an Syrah wurde ausgebaut und der Anteil an weissen Rebsorten auf rund zehn Prozent angehoben. «Das ist eher untypisch für unsere Region, üblich sind bis zu drei Prozent, aber ich orientiere mich am Markt, und der verlangt nach mehr Weisswein.»

Die grosse geologische Vielfalt im Zusammenspiel mit dem mediterranen und im Sommer sehr heissen Klima, das durch unterschiedliche Höhenlagen und die frischen Winde aus dem Flusstal des La Cesse gemildert wird, bietet die optimale Ausgangsbasis, um ausgewogene, präzise und elegante Weine auf die Flasche zu bringen. Mediterrane Rebsorten wie Syrah, Grenache oder Mourvèdre finden hier ebenso ideale Bedingungen wie weisse Sorten wie Grenache Blanc, Rolle, Viognier oder Maccabeu. Seit vielen Jahren wird nach biologischen Grundsätzen gearbeitet. 2020 begann man mit der Umstellung auf Bio, und seit dem Jahrgang 2023 sind die Weine biozertifiziert. Seit 2020 werden pflanzliche Klärmittel wie Kichererbsen und Kartoffeln verwendet – die Weine sind vegan zertifiziert.

Das Weingut bewirtschaftet 35 Hektar eigener Rebflächen, die zur Appellation Minervois gehören. Durch ihre besondere Struktur und Beschaffenheit zählen sie zu den besten Böden des Languedoc. Das Institut National de l’Origine et de la Qualité (INAO) hat diesen «Schatz» erkannt und wird eine eigene Unterappellation voraussichtlich im Jahr 2026 beschliessen, die Minervois Cazelles AOP. Eine Würdigung des ausgezeichneten Terroirs. Für Robin Budowski gibt es heute eigentlich keine schlechten Weine mehr, die wahre Herausforderung besteht darin, sich durch Qualität und Charakter von der Konkurrenz abzuheben.

Anfangs lag der Keller mitten im Dorf Agel, was sich im Laufe der Zeit als nicht mehr praktikabel herausstellte. «Wir haben manchmal die Flaschen auf dem Dorfplatz gefüllt, weil wir nicht genug Platz hatten. Und die grossen LKW konnten nicht bis zum Keller fahren, weil die Strasse zu schmal war.» So wurde 2008 ein neuer, moderner Keller gebaut, um den gestiegenen Anforderungen Rechnung zu tragen.

Die Trauben werden sowohl in grossen, mit Epoxidharz ausgekleideten Betontanks vergoren als auch in 400-Liter-Eichenfässern. Die Materialeigenschaften der Betontanks passen besser zum Stil des Hauses. Sie garantieren eine gemächliche, gleichmässige Entwicklung, denn sie erwärmen sich langsamer und kühlen ebenso langsamer ab als Edelstahltanks. Die Rotweine der Toplinie reifen in einjährigen Barriques und werden trocken ausgebaut, ergänzt durch einen Orangewein, der sich ganz klar und sauber zeigt.

Bei der Gestaltung des Sortiments orientiert man sich stark an den Marktbedürfnissen. «Wir haben ein grosses Portfolio mit rund 30 Weinen. Solange ein Wein von den Kunden nachgefragt wird, bleibt er ihm Programm. Wir machen die Weine für die Kunden, nicht für uns», erzählt Robin Budowski. Das kleine Team des Weinguts ist nicht wie ein klassisches Weingut aufgestellt. Jeder ist für seinen Bereich ein Spezialist – sei es im Rebberg, im Keller, in der Administration, im Marketing, bei den Finanzen oder im Export. Das hat sich bewährt, vor allem auch, weil der Austausch untereinander sehr eng ist und man im Team Ideen aufgreift, diskutiert, erfolgreich umsetzt, aber manchmal auch verwirft, weil sie für das Haus und den Markt nicht stimmen. «Ich arbeite gerne mit einem jungen Team, und oft haben meine Mitarbeiter ihre Karriere bei uns begonnen. Sie sind eng mit dem Weingut verbunden, bleiben einige Jahre, bevor sie ihren weiteren Weg finden.»

Für die nächsten hundert Jahre

Die Herausforderungen im Weinmarkt sind gross, seit einigen Jahren spitzt sich die Lage mehr und mehr zu. Das geänderte Konsumverhalten und die sich wandelnden Klimabedingungen stellen das Weingut permanent vor neue Aufgaben. «Wir nehmen die Herausforderung an. Mit jedem neuen Jahrgang wollen wir es noch besser machen. Die Region bietet die Basis für exzellenten Wein, und das ist unser Weg. Wir wollen auch noch in hundert Jahren mit unseren Weinen begeistern», meint Budowski mit einem Augenzwinkern.


Caudios 2023
Minervois AOP

2025 bis 2030

Finessenreicher Blend aus Syrah und Grenache Noir, der mit Spannung, Präzision und Frische begeistert. Der Auftakt am Gaumen ist saftig und fruchtig, er gibt die Frucht der Nase wieder, zeigt kalkige Würzigkeit und eine delikate Mineralität

Mariage: Spannend zu gegrilltem rotem Fleisch, aber auch Wild und Käse

In Extremis 2022
Minervois AOP

2025 bis 2030

Fruchtiger Duft mit etwas fleischigen Noten und Umami. Am Gaumen mit Frucht, auch etwas jugendliche Holzwürze, Vanille, Kaffeebohnen und Nougat. Legt sich samtig auf die Zunge und hallt mit frischer Mineralität nach. Sehr ausgewogen und einladend.

Mariage: Delikat zu feinen Rindfleischgerichten, für besondere Anlässe

Château d’Agel 2022
Minervois AOP

2025 bis 2035

Duftet nach verglimmendem Lagerfeuer, dazu Cranberrys, Rote Johannisbeeren, rote Paprika und eingelegte Zwetschgen. Am Gaumen seidig und elegant, viel Frucht, sehr ausgewogen und stimmig. Feine Pikanz im Abgang, die belebend wirkt.

Mariage: Elegant zu Fleischgerichten mit feinen Gemüsen.