Vielfalt ist der Schlüssel • Unique Wineries of the World – Italien

Weingut Alois Lageder, Südtirol

Fotos: z.V.g., Alois Lageder, Letizia Cigliutti

Nachhaltiges, ganzheitliches Denken, die Pflege der Vielfalt Südtirols und höchste Qualitätsstandards, das sind seit jeher die Pfeiler der Arbeit der Familie ­Lageder auf ihrem Weingut in Margreid im Südtiroler Unterland. Der 1823 gegründete Betrieb wird heute von Alois Clemens Lageder geleitet – in  sechster Generation der Familie.

Sein Vater Alois Lageder war einer der ­Pioniere eines «neuen» Südtirol, er setzte auf Weiss- und Rotweine aus Einzellagen und auf internationale Rebsorten. Ziel war es früher und ist es heute, Weine mit authentischem Charakter zu produzieren und gleichzeitig die Umwelt für künftige Generationen so intakt wie möglich zu halten. Alois Lageder war in den 1990er Jahren einer der Ersten, der auf biodynamischen Weinbau umstellte. 

Auch für seinen Sohn Alois Clemens ist die Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor. Diese erreicht er durch die biologisch-dynamische Bewirtschaftung der Rebberge – nicht nur der 55 Hektar eigenen Rebflächen, sondern auch der 85 Hektar der 60 Vertragswinzer, allesamt Biobetriebe oder gerade in Umstellung auf biologischen oder biodynamischen Weinbau. Das Weingut Lag­eder ist dabei tief in der Südtiroler Weinbautradition verwurzelt. Heimische Rebsorten wie Gewürztraminer, Vernatsch oder Lagrein haben neben Chardonnay, Weiss- und Blauburgunder, Cabernet und Merlot ihren angestammten Platz. Drei Linien kommen so aus dem Betrieb in Margreid: klassische Rebsorten, Kompositionen und Crus. Unter den Crus glänzen der rote Cor ­Römigberg, ein langlebiger Cabernet Sauvignon von drei steilen Parzellen am Kalterer See, deren Ursprünge auf das Jahr 1880 zurückgehen, und der Löwengang Chardonnay von acht historischen Parzellen rund um die Kellerei. Alois Clemens Lageder: «Unser Grossvater setzte 1934 einen Meilenstein, als er den Ansitz Löwengang in Margreid erwarb, wo sich heute unser Firmensitz befindet. Wir als sechste Generation möchten aber nun die Identität der Weine weiterentwickeln und – auch im Hinblick auf die klimatischen Veränderungen – in Zukunft weiterhin Wege finden, gesunde und nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben.»

«Vielfalt sorgt für einen fruchtbareren Boden, eine gesündere Landwirtschaft, mehr Leben und schlussendlich auch für charakterstarke Weine.»

Alois Clemens Lageder

Jüngstes Ergebnis dieser ganzheitlichen Philosophie ist der Misto Mare, ein mineralischer, jugendlicher Weisswein aus 14 verschiedenen Rebsorten, weissen wie auch einem kleinen Anteil roten. «Es ist eigentlich ein grosser gemischter Satz», sagt Lageder. Das Etikett mit ­Fischen und Bergspitzen erinnert an die Zeit, als der Gebirgszug der Dolomiten selbst noch am Grund des Urmeeres lag.

Die Rebberge, aus denen die Trauben des Misto Mare stammen, liegen zum Teil in Hochlagen. Und auch für den Löwengang Chardonnay 2022 wurde erstmals ein Rebberg auf 600 Metern Meereshöhe mit Kalkböden verwendet, der als neunte Parzelle die acht historischen Lagen des Löwengang ergänzt. Aber das ist noch nicht genug: Lag­eder hat einen Hof in 950 Metern Meereshöhe erworben, im Eisacktal zu Füssen des Schlern. Alois Clemens: «Das Ziel ist es, knackige, vertikale Weine zu kreieren.» Wenn nötig, ergänzt durch punktgenauen Holzeinsatz.

Unsere Selektion

Vigneti delle Dolomiti IGT Misto Mare 2024

14 verschiedene weisse und rote Rebsorten mit variierenden Reife-, Säure- und Zuckerwerten sorgen für die Komplexität: duftet nach Blüten sowie roten und weissen Früchten, dahinter würzige Nuancen; am Gaumen vertikal, mit vifer Säure und einem langen fruchtig-würzigen Nachhall. Als Aperitif, zu Sushi, aber auch zu Risotto mit Meeresfrüchten.

Vigneti delle Dolomiti IGT Chardonnay ­Löwengang 2022

Stammt von neun Parzellen, acht auf rund 230 bis 330 Höhenmetern, eine neu in einer ­Höhenlage auf 600 Metern. Spontanvergoren, dann in Barriques und grossem Holz ausgebaut: nach etwas Belüftung betörende Nase nach ­Lindenblüten, Birne und weissem Pfirsich; mineralisch am Gaumen, die Säure belebt, endet lang auf exotischen Fruchtaromen.

Südtirol DOC Chardonnay Rarum Löwengang 2015

Aus einer kleinen gereiften Partie an Weinen, die nach zehn Jahren auf den Markt kommen, rund ein Jahr auf der Hefe ausgebaut: verführerische Blume nach reifem Kernobst, auch Ananas und dezente Vanille; die kraftvolle Struktur wird durch die Säure ausbalanciert, der Abgang ist facettenreich und anhaltend. Zu Fisch und hellem Fleisch.