Domaine de Chantegrive, Gilly

Dieses Jahr ist ein wichtiger Meilenstein in der Geschichte der Do­maine de Chantegrive. Julien Rolaz tritt offiziell die Nachfolge seines Vaters Alain an, dem er bereits seit mehreren Jahren im Keller zur Seite steht. Auf dem Terroir von La Côte folgen seit über zwei Jahrhunderten die Generationen aufeinander. Seit der Ansiedlung der ersten Rolaz’ in Gilly ist hier die Weinbautradition fest verwurzelt. Der Weinbau begann 1806 mit Henri I. Rolaz. Die Produktreihe Héritage 1806 ist eine Hommage an das Jahr, welches das Schicksal der Nachkommenschaft geformt hat. 1993 übernahm Alain Rolaz die Leitung des Weinguts, vergrösserte es und investierte viel mit seiner Frau. Heute wird sein Werk mit Leidenschaft von seinem Sohn weitergeführt. 

Juliens Werdegang ist atypisch, aber dennoch folgerichtig. Nach seinem Bachelor-Abschluss im Rohstoffhandel forschte er zunächst in Genf zu «Innovationsfaktoren und Barrieren beim Weinexport». Ein Thema, das ihm eine klare Vorstellung von den Zielen vermittelt, die er für das Anwesen erreichen möchte. Als Profi im Schweizer Sail-GP-Team konnte Julien eine Zeit lang seine Passion für den Segelsport ausleben. Doch das Erbe des Weinguts anzutreten war stärker und erforderte vollen Einsatz. Im Hinblick auf eine Übernahme konzentrierte er sich ganz auf seine Arbeit in der Familienkellerei. Die Übergabe verlief reibungslos.

«Ich wollte das Familienerbe nicht aufgeben, es ist meine DNA.»

Julien Rolaz

Julien hatte bereits einige Veränderungen eingeleitet, wie zum Beispiel die Umstellung des Weinguts auf Bio-Anbau. Seit 2017 sind synthetische Produkte verboten, wodurch ein respektvoller und nachhaltiger Weinbau gefördert wird. Für Julien ein doppelter Gewinn: Er kann die Erwartungen der Konsumenten erfüllen und dabei die Philosophie der Kellerei mit seinen Werten in Einklang bringen. Neben zahlreichen Entwicklungsschwerpunkten im Weingut will Julien eine gewisse Kontinuität bewahren. So möchte er den Verkauf an Privatkunden weiter steigern und die Präsenz in Schweizer Restaurants beibehalten – trotz klimatischer und sozialökonomischer Herausforderungen. Für ihn hat Innovation Priorität.

Gestützt auf Marktkenntnisse und -entwicklungen, steht für Julien der Konsument im Mittelpunkt. Wichtig ist für ihn, Weine zu produzieren, die der aktuellen Nachfrage gerecht werden, was Aufmerksamkeit und Trendnähe bedeutet. Zwar wird weniger, aber dafür besser getrunken, folglich möchte Julien die Qualität in der Produktion und eine gute Preisgestaltung weiterverfolgen. So hat er bestimmte Aufgaben, wie zum Beispiel die Abfüllung, internalisiert. Um auch in Supermärkten, die wichtig für den Kauf von Einzelflaschen sind, präsent zu sein, gründete er seine Firma Bionysos, über die er Coop mit einer Bio-Cuvée beliefert. Zugleich möchte der Waadtländer den Export ausbauen, für den er schon umfangreiche Ressourcen investiert hat. Die Domaine de Chante­grive ist in China, Kanada und England vertreten. Dank internationaler Präsenz kann Julien den Bekanntheitsgrad des Weinguts vor Ort steigern und so den Fortbestand des Unternehmens sichern. Er legt den Schwerpunkt auf Marketing und baut peu à peu ein solides Markenimage auf, was heute für eine bessere Sichtbarkeit unerlässlich ist. 

Julien ist stolzer Vertreter der siebten Generation in Gilly und freut sich, mit der Übernahme das Weingut in Familienbesitz halten zu können. Und was ist mit den vielen Herausforderungen der Zukunft? Sie sind das, was die Übernahme spannend macht!