Feine Weine von Château La Louvière in Pessac- Léognan
09.12.2013 - arthur.wirtzfeld
FRANKREICH (Bordeaux) - Eine vertikale Verkostung der Jahre 1994 bis 2010 zeigt ganz offensichtlich eine Stiländerung bei Château La Louvière in Pessac- Léognan. Sogar das Jahr der Änderung ist eindeutig auszumachen - es war 2004. Damals bezog Château Rochemorin seine neue eigene Kellerei und ab dieser Zeit konzentrierte sich das Team bei Château La Louvière nur noch auf die eigenen Weine.
Heute zeigen die Rotweine von Château La Louvière ein großes Potenzial mit viel Geschmack und Tiefe. Sie erinnern eher an die Weine des rechten Nachbarn Château Haut Bailly als an die des linken Nachbarn Château Carbonnieux. Ihre Cremigkeit lässt auch Vergleiche zu den Weinen aus dem Pomerol zu. Von 1994 bis 2003 präsentieren sich die Weine von Château La Louvière eher weniger elegant. Oftmals zeigten sich im Abgang rustikale Tannine. Ab 2004 verschwand diese Schwäche und die Weine zeigten seitdem ausgesprochene Qualität - insbesondere die aus dem Jahrgang 2010, die sie nicht verpassen sollten.
Und die Weißen?
Ich dachte, dass die nicht klassifizierten Weißweine von La Louvière in etwa auf gleicher Stufe wie die klassifizierten Weißen der Nachbar-Châteaux stehen würden, jedenfalls hatte ich dies so für die 1990er Jahre notiert. Doch zwischen den Jahren 1999 und 2002 gab es nichts Bemerkenswertes. Mittlerweile ist die Stilistik aber eine frische. Die Weine haben eine lebendige Frucht und sehnige Körper. Und sie wurden zudem in den letzten Jahren reichhaltiger und geschmeidiger. Im Ausbau hat La Louvière vornehmlich den Sauvignon Blanc (mit 90 Prozent) und einen Minderanteil an Semillon (mit 10 Prozent).
Allein die Frische der Weine führe ich auf die lehmigen Kalkböden zurück. Seit etwa 2002 werden die Weißen bei La Louvière nicht mehr verkorkt - sie haben seither ausschließlich Schraubverschlüsse - was ihrem Geschmack zu Gute kommt. Die Weißen präsentieren sich nun salzig und pfeffrig - was bei Korkverschluss nicht vorstellbar wäre. Sie erscheinen am Gaumen jünger und lebendiger und ein wenig harmonischer und schmeichelnder, im Gegensatz zu den ehemals verkorkten Weinen. Meine Empfehlung für bei Château La Louvière: man sollte deren Weine mit Schraubverschluss dekantieren während dies bei den Weinen mit Korkverschluss nicht nötig ist.
Lesen Sie Auszüge aus meinen Verkostungsnotizen für Château La Louvière:
Jahrgang 2004 (88 Punkte): Tiefrot im Glas. In der Nase rein, fruchtig, blumig mit einem Hauch von Lakritze. Dies ist eine spektakuläre Änderung gegenüber den vorherigen Jahrgängen. Um ein vollständiges Gefühl für die Struktur zu bekommen, muss dieser Wein dekantiert werden - erst dann entwickelt er eine perlige Frucht und die Tannine werden feiner. Ein sehr schmackhafter Wein - eine feine Leistung. Trinken ab 2012 bis 2025.
Jahrgang 2005 (89 Punkte): Schöne tiefe und intensive Farbe im Glas. Fruchtig, reif und frisch in der Nase, was sich noch verstärkt, wenn man den Wein dekantiert. Ein schöner und feiner Angriff mit viel Frucht im Gaumen, schmeichelnd in der Mitte und sehr schön strukturiert. Der Geschmack ist voll, endet groß und mächtig mit leicht festem Tannin. Schöne Länge. Trinken ab 2015 bis 2030.
Jahrgang 2006 (88 Punkte): Tiefe, kräftige Farbe - leicht gealtert. Die Nase zeigt reife Frucht und leichte Holznoten - egal ob dekantiert oder nicht. Rund, fruchtig und saftig präsentiert sich dieser Wein am Gaumen und wird zunehmend schmackhafter. Leichtes angenehmes Tannin mit mittlerer Länge im Abschluss. Trinken ab 2013 bis 2023.
Jahrgang 2004 (88 Punkte): Leicht farbig. Fruchtig, reif, subtil und elegant in der Nase mit Anklängen von Ananas und Vanille. Am Gaumen präsentiert sich der Wein voll, schmackhaft und vollendet - er ist weit mehr strukturiert als noch in den Jahren zuvor. Leichtes Tannin begleitet den köstlichen und langen Abgang. Trinken ab 2010 bis 2024.
Jahrgang 2005 (87 Punkte): Ein helles Gelb im Glas. In der Nase Fruchtkompott und leichte Holznote. Etwas zart am Gaumen und in der Mitte pfeffrig. Zunehmend schmackhaft mit angenehmen Abgang, den ich aber nicht zierlich nennen möchte. Die Länge ist eher Standard. Trinken ab 2012 bis 2020.
Jahrgang 2006 mit Schraubverschluss (87 Punkte): Helles Gelb im Glas. Salzig in der Nase, etwas rauchig. Am Gaumen groß, jung, frisch und würzig mit leicht lebhaftem Finale. Im Abgang ein wenig Tannin, was nicht weicht, wenn man den Wein dekantiert. Trinken ab 2012 bis 2022.
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