"Milch und Wein"

24.09.2009 - RK.YOOPRESS-EM R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Monsheim) - Woran denken Sie beim Stichwort Milch? An ein gesundes Getränk? An Babynahrung? Oder gar an die schlechte Preissituation für die Milchbauern, die derzeit protestierend auf die Straße gehen und gelegentlich - so in Bayern geschehen -schon mal einen Politiker mit einigen Liter Milch übergießen? Man könnte aber auch an Wein denken - sowie an einen Winzer, der Milch heißt. Und Karl-Hermann mit Vornamen.

 

Er bewirtschaftet in Monsheim im Süden Rheinhessens gut 13 Hektar Reben und hat die beste Vorbildung, die man sich denken kann. Der diplomierte Weinbautechniker verbrachte seine Lehrjahre bei zwei der besten Betriebe in Deutschland, bei Keller in Flörsheim-Dalsheim und bei Knipser in Laumersheim. Hier hat sich der inzwischen 32-Jährige einiges abgeschaut, aber später doch einen eigenen Stil entwickelt.

Auf heimatlicher Erde kann er sich mit unterschiedlichen Bodenarten spielen: Löss, sandiger Lehm, Kies und Kalk. Letztere Formation ist gut geeignet für Burgundersorten. Deshalb hat Karl-Hermann Milch gleich einige Chardonnay im Sortiment, von denen aktuell der "S" aus der Lage Monsheimer Silberberg ebenso überzeugt wie ein 2008er aus der gleichen Flur, aber einem bestimmten Areal, das "Blauarsch" genannt wird. Der Riesling steht im Monsheimer Rosengarten und lieferte hier 2008 einen ungemein feinmaschigen, eleganten trockenen Qualitätswein sowie eine fruchtige Spätlese, die ihr Auslese-Niveau nicht im Preis deutlich macht (8,50 Euro).

Auch mit Rotweinen trumpft der Monsheimer zunehmend auf. Dem 2007er Frühburgunder aus dem Silberberg entlockte er viel Eleganz, der lang gereifte Dornfelder aus dem Jahrgang 2003 zeigt immer noch viel Temperament und Feuer. Dazu gibt es noch einen knackigen jugendlichen Rosé von Cabernet Sauvignon und Merlot, der viel Spaß macht.

Mit seinem Chardonnay "Blauarsch" (Erntemenge kaum mehr als 30 hl/ha) hat Milch schon bekannte Persönlichkeiten wie den früheren Domänerat von Schloss Johannisberg im Rheingau irritiert. Der in Mainz, also in Rheinhessen wohnhafte Wolfgang Schleicher hat etwas übrig für rheinhessische Gewächse. Als er den Chardonnay mit dem ungewöhnlichen Namen erstmals probierte, war er begeistert, aber beim Preis (12,50 Euro) verdutzt. "Der ist zwar verdammt gut, aber kostet mehr als unser Johannisberger Riesling Gelblack." Das führte in einem rheinhessischen Weinmagazin zur Schlagzeile "Blauarsch schlägt Gelblack"…

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