Silvanerdomäne Castell startet Silvanerjahr mit einer emotionalen Feier

16.04.2009 - arthur.wirtzfeld

DEUTSCHLAND (Castell) - "350 Jahre Silvaner in Castell, das ist für mich, der ich kein Weinkenner geschweige denn Winzer bin, trotzdem ein herausragendes Jubiläum, dem ich gerne meine Referenz erweise", so Dekan Günther Klöss-Schuster bei der Begrüßung der Ehrengäste des Silvanerjahres gestern in der Casteller Dorfkirche. In seiner Predigt sagte Pfarrer Klöss-Schuster weiter: "Natürlich habe ich mich vorbereitet und in der Bibel nachgesehen. Diese ist voll von Wein und Reben, von Gedeih und Genuss des Rebensaftes. Und dort habe ich auch gelesen `Frohsinn, Sonne und Lust bringt der Wein zur rechten Zeit´"

 

Vorweg: Die Auftaktveranstaltung war mehr als ein Erfolg. Es war eine feierliche aber auch sehr persönliche Hommage an den Silvaner, dessen Erstpflanzung am 6. April 1659 im Reitsteig, ein Weinberg der Fürstlichen Familie Castell, von deren Vorfahren vorgenommen wurde. Der Bedeutung dieses Jubiläums entsprechend hat auch der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer die Schirmherrschaft über das Silvanerjahr übernommen, der gestern von dem bayerischen Staatsminister Dr. Söder vertreten wurde.

Nach gemeinsamen Gebet und Gesang wanderte eine schier endlose Schlange an Ehrengästen bei herrlichem Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen von der Dorfkirche entlang des Kirchbergs zur symbolischen Fechser-Setzung Richtung Reitsteig. Hier pflanzte Staatsminister Dr. Markus Söder gemeinsam mit der deutschen Weinkönigin Marlies Dumbsky sowie der Präsident des fränkischen Weinbauverbandes Andreas Oestemer gemeinsam mit der fränkischen Weinkönigin Anna Saum jeweils einen Fechser, begossen die Neupflanzung mit einem Casteller Brut, um so symbolisch an die Erstpflanzung vor genau 350 Jahren zu erinnern.

"Die so von unseren Ehrengästen und Paten des Silvaners jetzt hier gepflanzten zwei Stöcke sind Teil unseres kleinen Schau-Weinberges" so Karl-Heinz Rebitzer, Weingutsleiter des fürstlich Castell´schen Domänenamtes. Erklärend fügte er an: "Hier zeigen wir die Spielarten des Silvaners, also des Roten, des Blauen, des Grünen und eines uralten Casteller Klons, sowie deren `Eltern´, dem Traminer und Österreichisch-Weiß".

Anschließend trafen sich die weit über 400 Ehrengäste im Schlosshof des Casteller Barockschlosses. Gekommen waren Vertreter fast aller fränkischen Weinbaugemeinden zusammen mit ihren Weinprinzessinnen, Landräte der Region, darunter Tamara Bischof, Ländrätin des Weinlandkreises Kitzingen bis hin zum unterfränkischen Regierungsvizepräsidenten Dr. Andreas Metschke, dem Amtsschef des bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Ministerialdirektor Josef Huber bis Michael Glos (MDB).

Winzer wie beispielsweise Horst Sauer, Paul Fürst, Karl Schmidt, Johann Ruck wie auch Sonja Höferlin und Norbert Haller vom Bürgerspital Würzburg waren zugegen. Auch Vertreter regionaler Institutionen fehlten nicht, darunter Hermann Mengler vom Bezirk Unterfranken, Anton Mergel als Präsident der LWG Veitshöchheim bis hin zu deutschen Weinbauverbänden, allen voran Monika Reule vom DWI und Norbert Weber als Präsident des deutschen Weinbauverbandes.

Nach der Begrüßung von Ferdinand Graf zu Castell Castell, der in seiner Rede seinem 9fachen Großvater gedachte, der in einer schrecklichen Zeit nach dem 30jährigem Krieg den Mut hatte, eine neue, damals unbekannte Rebsorte auszuprobieren und dazu auch noch mehr als das Doppelte für normales Pflanzgut zu investieren bereit war. "350 Jahre sind eine sehr lange Zeit aber auch eine sehr stolze Zahl und uns ein willkommener Anlass zum Feiern", so Graf Castell in seiner Begrüßungsrede. Er betonte: "Viel wichtiger als Feiern ist es aber, dass wir dieses Jubiläum nutzen, um gemeinsam eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten".

Die feierliche Eröffnung übernahm dann, nach der Rede von Staatsminister Dr. Söder, der seinen Stolz ein Franke zu sein und seine Liebe zum Silvaner zum Ausdruck brachte sowie auch seine aktive Unterstützung für den Silvaner kundtat, der Präsident des fränkischen Weinbauverbandes Andreas Oestemer. "Natürlich ist dies ein Festjahr für den Silvaner, aber das genügt uns nicht", so Oestermer in seiner furiosen Eröffnungsrede und er rief alle Winzer, Verbände und Institutionen auf: "Wir müssen über das Jahr hinaus den Silvaner hoch halten, wir müssen die Rebanlagen weiterhin pflegen, wir müssen weiterhin die Qualitäten sichern, wir müssen den Silvaner global bewerben und wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen".

Für eine Überraschung der Gäste sorgte dann Jesko Graf zu Dohna und Regisseurin Sigrid Stegner, die mit einer Laienspielgruppe die Geschehnisse und den Kauf der Fechser, ehemals "Österreicher", geschehen im damaligen Heilbad Castell sowie die Erstpflanzung im Schlossberg, Teilbereich Reitsteig, nachspielte. Ebenso überraschend war der frisch komponierte Silvaner-Walzer der Rüdenhausener Wengertsmusiker, die dessen Noten in einem Sonderdruck der fürstlichen Familie schenkten und diesen zur Freude der Gäste vorspielten.

Anschließend verteilte Graf Castell gemeinsam mit Staatsmister Dr. Söder sowie der deutschen Weinkönigin Dumbsky und der fränkischen Weinkönigin Saum je einen Fechser Silvaner an die Vertreter der Weingemeinden und an die anwesenden Winzer. "Im Mittelpunkt unserer Veranstaltung soll neben dem historischen Rückblick, der Blick in die Zukunft stehen. Deshalb überreichen wir nicht einen fertigen Wein, sondern eine kleine Pflanze, die in ihrer jeweiligen Heimatgemeinde Wurzeln schlagen und Frucht bringen soll, wie das auch vor 350 Jahren der Fall war", kommentierte Graf Castell diese feierliche und persönliche Schenkung.

Danach versammelten sich die Gäste an der Altane des Schlosses zu einem Gruppenfoto und man begab sich dann zu einem Umtrunk in den Schlossgarten, wo rund um die Reithalle viele der Gäste noch lange in den vorsommerlichen lauen Abend hinein über den Silvaner bei zünftiger Vesper sprachen. Die Feierlichkeiten wurden neben einer ca. 6 Minuten dauernden Live-Schaltung vom Bayerischen Rundfunk gefilmt, um sie später im Silvanerjahr in einer Reportage zu verarbeiten und zu senden.

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