Weinelfer Weinreich macht reiche Weine

28.04.2012 - R.KNOLL

DEUTSCHLAND (Bechtheim) - Bechtheim gehört zu den Weinorten in Rheinhessen, in denen sich gleich einige gute Winzer tummeln. Der bislang bekannteste ist Jochen Dreißigacker, der sich mittlerweile in die „top ten“ des Anbaugebietes eingereiht hat. Kaum weniger prominent wurde durch sein geschicktes Marketing das Weingut Jean Buscher.

 

Der nächste, der das Rampenlicht anpeilt, macht erst seit drei Jahren Wein, ist mit Dreißigacker gut bekannt und hat noch eine Gemeinsamkeit mit ihm: Beide sind Mitglied der Weinelf Deutschland. Marc Weinreich ist hier allerdings erst seit kurzem dabei, bestand aber seine Feuertaufe bei einem Spiel in der Viererkette links gegen den SV Lorch im Rheingau.

Noch auffälliger als seine Kicker-Fähigkeiten sind seine Weine, die fast die Eigenschaft haben, süchtig zu machen. Gelernt hat er es zunächst bei seiner Ausbildung; hier war das Weingut Wittmann in Westhofen (Inhaber Philipp Wittmann ist ebenfalls ein „Weinelfer“) eine wichtige Station. Dann schloss sich ein Fachabitur in Bad Kreuznach an, anschließend studierte er in Geisenheim und machte den Abschluss als Dipl. Ing. für Weinbau und Oenologie.

Anschließend musste er gleich ins kalte Wasser springen, weil sein Vater Harald 2009 verstarb. Hilfestellung im Betrieb hat er von seiner Frau Nina, die sich um Vermarktung und Vertrieb kümmert - und um den Augapfel der Weinreichs, den eineinhalb Jahre alten Sohn Henri. Mutter Ilse und Marcs Schwester Petra Koch betreiben gemeinsam die Gutsschänke und die Gästezimmer.

Als der 29-Jährige vor drei Jahren übernahm, ordnete er einiges neu. Der 15-Hektar-Betrieb wurde auf ökologischen Anbau umgestellt (die endgültige Zertifizierung steht mit dem Jahrgang 2012 an) und das Sortiment gestrafft. Im Keller verzichtet er auf Schönungsmittel und arbeitet überwiegend ohne Reinzuchthefen. „Die Weine sollen meine Handschrift erkennen lassen“, meint er.

Wohin der Mann mit dem passenden Namen (reich sind seine Weine in der Tat) will, ist schon am Aufbau seines Angebotes zu erkennen. Er orientiert sich an der Klassifikation des regionalen Verbandes deutscher Prädikatsweingüter (VDP), der es beim Drei-Stufen-System belässt und das Vier-Stufen-Systems des Bundes-VDP nicht übernehmen will. Basis des Sortiments sind die knackigen, würzigen, herrlich süffigen Gutsweine von Silvaner, Riesling, Grauburgunder sowie Chardonnay mit Weißburgunder. Auch der Gutswein Spätburgunder des Jahrgangs 2010 ist bereits überdurchschnittlich und hat ein Niveau, von dem viele andere Winzer nur träumen.

Bei den aktuellen 2011er Ortsweinen gibt es rassigen, mineralischen Bechtheimer Riesling und würzigen Chardonnay sowie feingliedrigen 2010er Schwarzriesling. Die Lagenweine als Spitze der Pyramide sind der Riesling aus den Fluren Hasensprung und Geyersberg, die sich schon im unfertigen Zustand als Fassmuster ungemein feinmaschig und delikat präsentieren. Sie haben locker das Format eines sehr guten Großen Gewächses und sorgen für Vibrationen auf der Zunge. Der 2009er Spätburgunder aus dem Rosengarten überzeugt mit toller Aromatik und feiner Frucht. Außerdem hat Marc Weinreich noch Sekt vom Riesling und Pinot zu bieten; die Prickler stehen den Weinen in nichts nach. (r.knoll)

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