Wer wird in fünf Jahren der größte Weinproduzent der Welt?

21.12.2013 - arthur.wirtzfeld

CHINA (Peking) - Noch vor ein, zwei Dekaden hatten chinesische Verbraucher noch längst keine Vorliebe für westliche Weine entwickelt - nun sagt das französische Centre National Research Scientific (CNRS - Zentrum für wissenschaftliche Forschung) voraus, dass China nach Frankreich bereits in fünf Jahren der größte Weinproduzent sein wird. "China ist bereits jetzt weltweit der fünftgrößte Weinproduzent. In ein paar Jahren werden in China 600.000 Hektar im Ertrag stehen. Angesichts der laufenden Projekte kann man heute annehmen, dass China das erste Weinland der Welt ist, das innerhalb von fünf Jahren seine Anbauflächen verdoppelt hat", sagt Boris Petric, Anthropologe am CNRS.

 

"China hat ohne Frage das Potenzial, weltweit größter Weinproduzent zu werden. Vielleicht nicht in fünf, aber sehr wahrscheinlich in sieben Jahren, wenn die Unterstützungen der Regierung zur Anpflanzung von Rebstöcken und die entsprechenden Aktivitäten der Weingüter weiter anhält", meint Liz Thach, Professorin für Weinwirtschaft und Weinmanagement an der kalifornischen Sonoma State University. Dabei bezieht sich Liz Thach auf die Weinregion Ningxia, wo die Erzeuger mit einem Rotwein die 2011 Decanter "Red Bordeaux Varietal International Trophy" gewannen. In Ningxia wirtschafteten im Jahr 2011 noch 38 Weingüter, in Kürze werden 32 weitere dazu kommen.

"Annähernd 90 Prozent der in China produzierten Weine werden auch im Inland abgesetzt", sagt Linsey Gallagher, Direktorin für Marketing des kalifornischen Weininstituts von San Francisco. "So wie der heimische Weinmarkt wächst, wächst auch der Markt für importierte Weine. Und daher fährt China seine eigene Weinproduktion hoch - in Quantität und in Qualität. Man positioniert sich ganz offensichtlich gegenüber den Weinen aus der neuen Welt."

Und dennoch laufen aktuell die Geschäfte mit den Weinen aus der neuen Welt gut. Auf der Fachmesse ProWein in Shanghai im vergangenen November nahmen beispielsweise 60 kalifornische Weingüter mit insgesamt 110 Marken teil. "Die Rückmeldung unserer Delegation war überwältigend positiv", berichtet Linsey Gallagher. "Viele unserer Winzer haben potenzielle Importeure auf der Weinshow gewonnen. Wir arbeiten nun hart daran, dass die chinesischen Verbraucher die kalifornischen Weine erkennen und als importierte Weine akzeptieren."

Kaliforniens Weinindustrie hat einen Anteil von knapp 90 Prozent an der US-Weinproduktion. Die Exporte nach China beliefen sich im Jahr 2012 mit einem Wert von 74 Millionen US-Dollar (rund 53,7 Millionen Euro) - ein Anstieg von 18 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im ersten Halbjahr 2013 belief sich der Exportwert auf 34 Millionen US-Dollar (circa 24,7 Millionen Euro) - ein Anstieg von sieben Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Anstieg des Exports kalifornischer Weine nach China begann erst in 2011, als die in Napa Valley beheimatete Yao Family Wines, eine Gründung des chinesischen NBA Stars Yao Ming, ihre Weine in China etablierte. "Unsere Weine sind in China eine Ergänzung zu den heimischen Weinen. Wir sind sehr glücklich mit dem Verkauf unserer Produkte in China, die nicht nur in den städtischen Zentren wie Beijing, Shanghai, Hongkong, Shenzen und Macao sondern überall im Land angeboten werden", sagt Tim Hinde, Direktor der Yao Family Wines. "Die bisher größten Wein produzierenden Länder neigten dazu, auch im Weinkonsum der Größte zu sein. China wird aber in kurzer Zeit und auf lange Sicht uneinholbar der größte Weinproduzent und auch das Land des größten Weinverbrauchs sein."

Kenner der chinesischen Weinszene vermuten, dass die steigende Produktion auch auf das Konsumverhalten des chinesischen Verbrauchers abfärbt und dieser mehr heimische Weine konsumiert. "Dies wird allerdings eher die Sparte der Grundweine betreffen", meint Mike Veseth, Herausgeber des Blogs Wine Economist. "In den Sparten Premium und Super-Premium haben internationale Weine, wie beispielsweise die Weine aus Kalifornien, immer noch einen Vorteil. Die Ausländer müssen sich allerdings mit ihren Weinen eine Marke in China erschaffen, dann haben sie auf Dauer auch eine Chance."

Mike Veseth meint auch: "Ich wäre keinesfalls überrascht, wenn China Frankreich und Italien sowohl als Produzent als auch im Verbrauch eines Tages überholten wird. Das Wachstum der chinesischen Weinproduktion ist schon sehr bemerkenswert. Dabei beeindruckt mich nicht nur der Anstieg der Quantität sondern vor allem die Qualität unter den dortigen besten Produzenten."

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