ZDF Reportage über den VDP - Löwenstein, Prinz Salm-Salm & Co.
26.11.2010 - arthur.wirtzfeld
DEUTSCHLAND (Gau-Algesheim) - Der Traubenadler - 100 Jahre Prädikatsweingüter. Die deutsche Weinelite hat einen Vogel - genau genommen einen Adler - den Traubenadler. Und der wird 100 Jahre alt. Wer mit diesem Erkennungszeichen auf seinem Produkt werben darf, gehört dem Verband der Prädikatsweingüter (VDP) an - der ältesten Vereinigung von Winzern weltweit. Von 25.000 deutschen Weinbaubetrieben sind das nur 200.
Die erste Liga des Weinbaus nimmt nur Weingüter auf, die strengen Auflagen gerecht werden: Klasse statt Masse, nur bestes Lesegut und ein ökologisch orientierter Anbau. Mit erstklassigen Produkten will man sich gegen die Masse abheben. Dazu legt man Wert auf ein gediegenes Ambiente, mit dem man die Wein-Kunden in ihren Bann zieht. Und diese Strategie geht auf: VDP-Winzer erzeugen auf vier Prozent der deutschen Rebfläche gerade einmal 2,5 Prozent der deutschen Weinmenge, erwirtschaften aber 12 Prozent des deutschen Weinumsatzes.
Lange eilte dem VDP der Ruf voraus, ein Klüngelverein zu sein, in dem sich nur Adlige, Prinzen und Grafen tummeln - man bleibe lieber unter sich, Auf - und Quereinsteiger hätten keine Chance. Dass das schon lange nicht mehr der Fall ist, belegt Reinhard Löwenstein aus Winningen. Der aufrührerische Winzer von der Mosel hat seine Passion für den Weinbau erst im zweiten Anlauf entdeckt. Im ersten Leben interessierte ihn das elterliche Weingut nicht sonderlich - ihm standen die Rolling Stones näher als die Weinköniginnen. Statt Winzer wurde er Hippie, er trampte durch die Welt, lebte in Paris. Statt den Schnitt der Riesling-Reben lernte er lieber die Theorien von Fidel Castro.
Irgendwann kriegte er doch noch die Kurve, studierte Landwirtschaft und BWL. Löwenstein ist Revolutionär geblieben - später hat sich der Winzer dann darauf konzentriert, die deutsche Weinwelt durcheinander zu wirbeln: Er setzte als einer der ersten auf Terroir-Weine. Weine, die unverwechselbar mit der Landschaft und dem regionalen Klima verbunden sind. Er kultiviert Rieslingreben auf seinen Grauschieferterrassen hoch über der Mosel, beschränkt den Ertrag und setzt im Keller seiner alten Winzervilla auf die natürlich im Wein vorhandenen Hefen, anstatt künstlich hergestellter Gärhilfen. (siehe auch unser Bericht: 30 Jahre Weingut Heymann-Löwenstein)
Reinhard Löwenstein hat damit vor ein paar Jahren auch dem VDP eine neue Richtung gewiesen - eigentlich zu den Wurzeln zurückgeführt, als sie vor 100 Jahren als Verband "Deutsche Naturweinversteigerer" begannen. Und er hat Erfolg damit. Seine Weine fahren international große Preise ein. Terroir-Wein ist das Zauberwort unter Weinliebhabern.
Einer, der Reinhard Löwenstein schon früh in seinen Bemühungen unterstütz hat: Michael Prinz zu Salm-Salm. Der ehemalige Präsident des VDP verkörpert wie kein anderer die traditionsreiche Geschichte des VDP und des Weinanbaus an der Nahe. Schloss Wallhausen ist das älteste deutsche Weingut in Familienbesitz.
Und vom ganzen Ambiente so, wie man sich ein altehrwürdiges Weingut vorstellt. Prinz Michael hat den Betrieb vor vier Jahren an seinen Sohn Constantin übergeben, der nun frische Ideen einbringt und den Weinen eine neue Note verleiht. Beide Betriebe, der Löwensteinsche sowie der Salm-Salmsche sind trotz ihrer Unterschiedlichkeit absolute Aushängeschilder des VDP.
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