Mein Weinweekend in Dublin

Text: Christian Eder, Foto: z.V.g., gettyimages / David Soanes Photography, Dan Robinson,

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Ausgabe 09 | 2024

Dublin

Dublin ist mit seinen 600 000 Einwohnern die Hauptstadt Irlands. Sie liegt am Fluss Liffey nahe der Irischen See.

Jack und Stephen Teeling

Dass der irische Whiskey (immer mit einem «e» vor dem «y») heute wieder für seine Vielfalt bekannt ist, hat er nicht zuletzt der Familie Teeling zu verdanken: John Teeling begann in den 1990er Jahren nahe der nordirischen Grenze seinen Whiskey zu brennen und machte damit dem Jameson-Imperium mit seinen Destillerien Midleton und Bushmills – den letzten Überlebenden der grossen Whiskey-Tradition Irlands – überraschende Konkurrenz: Er kreierte unter dem Destillerienamen Cooleys den Connemara, einen getorften Whiskey in der Tradition Schottlands, und den süffigen Kilbeggan. Das lag John im Blut: Ein Ahnherr – Walter Teeling – nannte bereits 1782 eine Brennerei im «Golden Triangle» nahe der Marrowbone Lane in Dublin sein Eigen. Später wurde Cooleys verkauft, aber der Erlös sorgte dafür, dass nach Jahrhunderten wieder eine Teeling Distillery in Dublin eröffnet wurde: Am Newmarket Square im Stadtteil Liberties begannen Johns Söhne Jack und Stephen 2015 mit dem Brennen. Ein Tasting lohnt sich nicht nur wegen der neuen Destillate aus den drei kupfernen Brennblasen, sondern vor allem auch wegen eines 30 Jahre alten Single Malt aus alten Fässern im Familienbesitz.

teelingdistillery.com

The Winding Stair

Ein Gedicht

Mit einem Bookshop im Parterre und einem herrlichen Blick auf den Liffey und die Ha’penny Bridge ist das «Winding Stair» – benannt nach Yeats berühmtem Gedicht – bereits ein Augenschmaus. Ein (traditionell irisch angehauchter) Schmaus für den Gaumen sind die Charcuterie oder das geröstete Schweinsfilet mit weissem Kohl, nicht zu vergessen die Dingle-Bay-Krabben. Die Weinkarte setzt auf kleine, zum Teil noch unbekannte Produzenten aus der ganzen Welt, die Bierkarte auf irische Mikrobrauer.

winding-stair.com

Green Man Wines

Hermitage und Salsiccia

Einfacherweise nach der (grünen) Ampel vor dem Lokal benannter Shop mit angeschlossener Bar und kleinem Restaurant mit einer legendären Auswahl grosser Weine zu überraschend günstigen Preisen. Man sagt, sogar Frenchmen reisen nach Dublin, nur um hier einen Yann Chave Hermitage zu einem unschlagbaren Preis zu trinken – eventuell sogar als Begleitung zu einer sizilianischen Salsiccia? Oder einen Etna Bianco von Pietradolce zu einem gegrillten Tintenfisch?

greenmanwines.ie

Essen & Trinken

Tipps

L. Mulligan Grocer

Bier und Mee(h)r

Wollen Sie mal irische Austern mit einem Glas rauchigen Whiskeys probieren? Oder ein Dubliner Weizenbier? Obendrauf ein Galway Hooker aus einer Kleinbrauerei im Westen? Dann sind Sie bei «L. Mulligan Grocer» richtig: exzellente Bierauswahl und kreative Küche zu guten Preisen.

lmulligangrocer.com

Ely Wine Bar

Weinbegleitung

Aus 400 Weinen (viele davon glasweise) kann man für die Begleitung zu einem Bio-Burger oder einem Irish Stew wählen. Ein Amarone oder auch ein langmazerierter Weisser passen zum Beispiel auch sehr gut zur irischen Käseplatte.

elywinebar.ie

Loose Canon Cheese and Wine

Natties und Toasties

Wenn die Sonne einmal scheint, dann ist Drury Street ein Ort, um draussen zu sitzen. In der Mitte der Strasse liegt das «Loose Canon», bekannt für seine Toasties, seine Käseselektion und – natürlich – «Natty Wines by the glass», die man vorzugsweise auf der Bank vor den grossen Fenstern geniesst.

loosecanon.ie

Bewley’s Oriental Café

Süsse Versuchung

Von der einstigen Kaffeehauskette des Ernest Bewley blieb dieses – 1927 eröffnete – Exemplar erhalten und serviert bis heute Kaffee und Süsses im Retro-Ambiente. Das «Lunch Café Theatre» beginnt um 13 Uhr, auch Stücke von Wilde oder Shaw stehen auf dem Programm.

bewleysgraftonstreet.com

Übernachten

Von B&Bs mit Full Irish Breakfast und Familienanschluss über Businesshotels bis zu Luxusschuppen – je nach Budget wird jeder fündig.

Tipps

Hotel, Upper Merrion Street

The Merrion

Vier georgianische Stadthäuser wurden zu diesem Hotelpalast zusammengefasst, der rund um zwei herrliche Gärten angeordnet ist. Im Inneren findet man eine der umfangreichsten privaten Kunstsammlungen Irlands, das «Michelin Stern»-Restaurant «Patrick Guilbaud», «The Cellar Bar» und die «No. 23 Cocktail Bar».

merrionhotel.com

Hotel, Leeson Close

Number 31

Der renommierte Dubliner Architekt Sam Stephenson hat dieses georgianische Stadthaus vor Jahrzehnten nach eigenen Vorstellungen umgestaltet. Die stilvoll mit alten Möbeln eingerichteten hellen Zimmer liegen ruhig, grossteils mit Blick auf den Garten.

number31.ie

Hotel, Lansdowne Road

Butlers Townhouse

In einem Gebäude des 19. Jahrhunderts, mit viel Geschmack und Plüsch im viktorianischen Stil: Der Nachmittagstee wird im farbenfrohen Salon serviert, das Full Irish Breakfast im eleganten Breakfast Room. Musik- und Sportbegeisterte kommen gleich gegenüber im «Aviva Stadium» auf ihre Kosten.

butlers-townhouse.ie

Apartments, Trinity College

Trinity Campus Accomodation

Wenn die Studierenden für die Sommermonate ausgeflogen sind, stehen im Trinity College komfortable Selbstversorgerapartments mit bis zu acht Betten zur Verfügung, in denen man sich im ruhigen Herzen der Stadt wie ein Einheimischer fühlen kann.

visittrinity.ie

The Shelbourne, Autograph Collection

Eleganz am Park

Die 1824 eröffnete Luxusherberge am St. Stephen’s Green hat über zwei Jahrhunderte nichts von ihrem Flair verloren: Man kann in der «Horseshoe Bar» an einem Irish Whiskey nippen, in der stilvollen «Oysterbar» Austern und Champagner schlürfen oder im «Saddle Room Restaurant» ein Steak geniessen, bevor man sich für um 9000 Euro die Nacht in die 300 Quadratmeter grosse «Princess Grace Suite» zurückzieht, in der schon Grace Kelly bevorzugt wohnte: Je zwei Schlaf- und Badezimmer stellen einen vor eine schwierige Wahl.

marriott.com

The Fitzwilliam Hotel

Conran at his best

Ebenfalls am St. Stephen’s Green: Hier bezaubert vor allem das Interieur mit seinen farbigen Teppichen, dem Sandstein aus Katalonien und den vielen bunten oder dekorativen Accessoires; auch die Zimmer sind grosszügig und hell. Für all das zeichnet Terence Conran verantwortlich, dessen Handschrift sich auch in Details wiederfindet, bis hin zur Ausstattung der Lounges. Im angeschlossenen «Inn on the Green Bar» kann man noch einen Singapore Sling geniessen oder sich durch Klassiker der irischen Küche kosten.

fitzwilliamhotel.com

The Clarence Hotel

Zu Gast bei Bono

1992 wurde die Zwei-Sterne-Herberge durch die neuen Besitzer, die U2-Barden Bono und The Edge, in ein modernes Fünf-Sterne-Hotel verwandelt. Der Londoner Designer Keith Hobbs kombinierte Eichenpaneele mit italienischem Stein und lichtdurchfluteten Fenstern, viel Farbe und verspielten Bardesigns. Im «Tea Room Restaurant» wird dazu noch eines der besten Irish Breakfasts der Stadt serviert. Und mit etwas Glück kann man dabei auch den ein oder anderen der Promis zu Gesicht bekommen, die bei einem Dublin-Besuch gerne hier absteigen.

theclarence.ie

Lusca Vineyard

Der Wein von hier

Bereits im 5. Jahrhundert pflanzten Mönche bei Kilkenny Reben, nicht nur deshalb wird Irland offiziell von der EU als weinproduzierende Nation geführt. Auf seinem Llewellyn’s Orchard im Norden der Grafschaft Dublin produziert David Llewellyn einen Wein namens Lusca, dem gälischen Wort für Keller. In mikroskopischer Menge werden Cabernet, Chardonnay und mehr zu Weiss-, Schaum- und Rotweinen gekeltert. Ziel sind tausend Flaschen Gesamtproduktion. Daneben hat David auch Cider im Portfolio.

llewellynsorchard.ie

0,15 Hektar

0,15 Hektar

Rebfläche findet man in der Grafschaft Dublin nördlich von Malahide im Rebberg von David Llewellyn. Das ist die Basis von ein paar hundert Flaschen Dublin Wine.

Guinness Storehouse

Das perfekte Pint

1759 von Arthur Guinness in St. James Gate in Dublin gegründet, war die Brauerei schon Anfang des 19. Jahrhunderts die grösste Irlands und produziert noch heute 60 Prozent des irischen Biers. Guinness ist aber für viele nicht nur ein Bier, sondern eine Lebensanschauung, in die man im Stadtteil Liberties westlich des Zentrums auf sechs Ebenen multimedial und interaktiv eintauchen kann. In dem einem Pint nachempfundenen Zentralraum findet man ein Restaurant und zwei Bars, und in einem Schnellkurs kann man in der Academy ein Diplom als Guinness-Zapfer erwerben. Von der «Gravity Bar» im sechsten Stock geniesst man anschliessend noch einen 360-Grad-Rundblick über Dublin – das begleitende Pint of Guinness ist im Eintrittspreis inkludiert.

guinness-storehouse.com

Trauben & Gerste

Gerstenmalz ist eine der Grundzutaten Irlands, als Bier oder Whiskey wird es in den schönsten Pubs der Welt ausgeschenkt. Irischer Wein ist hingegen noch rar.

Tipps

Mulligan’s

Legendär

Der Film «My Left Foot» mit Daniel Day-Lewis wurde zum Teil im «Mulligan’s» gedreht, auch in den Werken von James Joyce wird das 1782 eröffnete Pub erwähnt. Und noch heute drängen sich nach Gaelic-Football- oder HurlingSpielen im nahen Croke Park Stadium hier die Sieger und Verlierer.

visitdublin.com/mulligans-pub

The Long Hall

Samtig

Gediegenes viktorianisches Ambiente mit Kerzenleuchtern und Holztäfelung von 1881: eines der ältesten Pubs der Stadt mit «Snugs», Nischen, in denen einst Männer und Frauen getrennt sitzen mussten. Kenner sagen, eines der besten Guinness der Stadt soll es hier geben.

visitdublin.com/the-long-hall

The Stag’s Head

Musikalisch

Dunkles Holz mit Einlegearbeiten, bunte Glasfenster, über der Bar eine Hirschtrophäe mit mächtigem Geweih, dazu eine viktorianische Lounge und Livemusik im ersten Stock: Hier waren schon James Joyce, Michael Collins und Quentin Tarantino zu Gast.

thestagshead.ie

The Cobblestone

Bestes Trad Pub

Traditional Music, aber auch Folk stehen hier jeden Abend live auf dem Programm: Die feuchtfröhliche Atmosphäre und die schier grosse Bierauswahl machen das «Cobblestone» zu einem der gemütlichsten erweiterten Wohnzimmer Dublins.

Mein Weinweekend in Dublin

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