Ein starkes Gespann «Schweizer Bioweinpreis 2021»

Schweizer Biowinzer 2021: Domaine de Miolan

Text: Alexandre Truffer, Foto: Régis Colombo/diapo.ch

Bertrand Favre ist einer der renommiertesten Biowinzer des Genfer Weinbaugebiets. Dieser gewissenhafte Winzer, der regelmässig bei nationalen Wettbewerben prämiert wird, bringt nun zum ersten Mal den Titel «Schweizer Biowinzer» nach Genf. Dieser zeichnet Winzer aus, die für ihren jeweils besten Rot- und Weisswein (ohne Süsswein) die höchste Durchschnittsnote erhalten.

Bertrand Favre ist für VINUM-Leser kein Unbekannter. Im Jahr 2012 gewann er mit seinem Gamaret 2011 den Biopreis des Grand Prix du Vin Suisse. Er wiederholte das Kunststück sechs Jahre später mit seinem Chasselas Non-Filtré 2017. Jenes Jahr war besonders erfolgreich für die Domaine de Miolan, die es auch auf den dritten Platz in der Kategorie «sortenreiner Gamaret, Garanoir und Mara» schaffte. Und da eine gute Nachricht nie allein kommt, sah Bertrand, wie seine Frau an die Spitze des nationalen Wettbewerbs kletterte und im Namen der Domaine de la Vigne Blanche den Preis für die beste Bewertung in der Kategorie «Gamay» gewann.

Das Winzerpaar ist seit etwa fünfzehn Jahren verheiratet, bewirtschaftet aber unterschiedliche Weingüter - eine so ungewöhnliche Situation, dass sie uns neugierig gemacht hat. Als wir sie 2019 für das Sonderheft zum Genfer Weinbaugebiet trafen, gestand Bertrand Favre seine Liebe für die traditionellste der Genfer Rebsorten. Er erklärte damals, dass «das steigende Interesse an Gamay und Chasselas vollkommen berechtigt ist. Mir scheint, dass diese traditionellen Rebsorten auch deshalb verschmäht wurden, weil es am entsprechenden önologischen Know-how fehlte. Hätten die Winzer bereits im vergangenen Jahrhundert über dieses verfügt, wären Chasselas und Gamay keinesfalls so sehr in Bedrängnis gekommen.»

Eine Familie, fünf Preise

Bleiben Klassiker des Genfer Weinbaugebiets die Favoriten von Bertrand Favre und Sarah Meylan? Im Jahr 2019 erklärte Letztere: «La Vigne Blanche, die dem Weingut seinen Namen gegeben hat, befindet sich an einem herrlichen Hang in bester Südlage, ideal für die Gamay-Rebe unabhängig von der Qualität des Jahrgangs. 2018 litten moderne Rebsorten wie der Gamaret stark unter der Trockenheit. Klassische Sorten wie Chasselas und Gamay, die seit Jahrhunderten an die klimatischen Besonderheiten und das Genfer Terroir gewöhnt sind, kamen viel besser damit zurecht.» Wenn auch die Beherrschung der Klassiker für das Paar Priorität hat, heisst dies nicht, dass sie sich mit den Spezialitäten nicht wohlfühlen. Bertrand Favre und Sarah Meylan nehmen je zwei Preise mit nach Hause (zusätzlich zur Auszeichnung Schweizer Biowinzer 2021). Sarah Meylan platzierte zwei ihrer Cuvées - den Merlot-Garanoir 2019 Réserve der Commune de Cologny und den Esprit de Genève 2019 der Domaine de la Vigne Blanche - auf dem Podium in der Kategorie «Cuvées rot». Bertrand Favre setzte sich bei den sortenreinen Weinen durch. Sein Muscat sec Les Défis 2020 liess in der Kategorie «traditionelle Rebsorten weiss» alle anderen hinter sich. Und sein Malbec belegte den zweiten Platz bei den «traditionellen Rebsorten rot». Zu diesen vier Goldmedaillen kommen noch drei weitere Silbermedaillen für L'Intégral, den ungefilterten Chasselas 2020 der Domaine de Miolan, L'Etoile de Miolan 2019, ein Schaumwein auf der Basis von Gewürztraminer, und die Cuvée Albertine 2020, ein Garanoir der Domaine de la Vigne Blanche. Erneut kann das Ehepaar zusammen in der Familie die Auszeichnungen feiern, die jeder für seine eigene Arbeit erhalten hat.

Eine Anerkennung und eine Bestätigung

Auf seiner Website erklärt Bertrand Favre, dass «der Schwerpunkt auf der Qualität liegt. Reduzierte Produktionsmengen und eine möglichst natürliche und schonende Arbeitsweise im Weinberg wie auch im Keller. So hat das Weingut nach einigen Jahren integrierter Produktion auf biologischen Anbau umgestellt und folgt den Zyklen der Natur und des Mondes, um gesunde Pflanzen zu erhalten und den Boden nicht durch zu intensive Bewirtschaftung zu erschöpfen.» Dieser Qualitätsanspruch sowie die Vorzüge eines Weinguts, das seit Mitte des 14. Jahrhunderts von derselben Familie geführt wird, haben es Bertrand Favre ermöglicht, einen fantastischen Mehrfacherfolg in einem Wettbewerb von immer höherem Niveau zu erzielen.