Grüne Oase im Herzen Italiens

Die Region Abruzzen

Die Region Abruzzen zwischen der Provinz Adria und den Bergen des Gran Sasso und der Majella ist eine grüne Oase im Herzen Italiens und nennt drei Nationalparks und mehr als zehn nationale und regionale Schutzgebiete ihr Eigen. In einer einzigartigen Region zwischen schneebedeckten Bergen und Sandstränden erstrecken sich Rebberge, Olivenhaine, Getreidefelder und Wälder. Die Gebirgszone des Apennins bedeckt rund ein Drittel der Oberfläche, indes die ausgedehnte hügelige Zone nahe der Küste den grössten Teil des Weinbaus auf sich konzentriert.

Was diese Gegend und die Weine einzigartig macht, ist die Nähe der Berge zum Meer. Diese Nähe erzeugt starke Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht. Ausgewogene Niederschläge und viel Sonne tragen das Ihre zur Qualität der hier angebauten landwirtschaftlichen Produkte bei – allen voran der Reben.

Deshalb geht die Weinbautradition der Region auf die Antike zurück, dies bezeugen Texte von Ovid, Polybios und Plinius dem Älteren. 83 Prozent der Produktion sind in der Provinz Chieti in der Nähe der Küste konzentriert, die Provinzen Pescara und Teramo repräsentieren etwa zehn bzw. sechs Prozent, während etwa ein Prozent aus der Provinz L’Aquila stammt.

Montepulciano – Il Re Dell’Abruzzo

Die rote Montepulciano als dominante Rebsorte wird auf rund 17000 Hektar in der gesamten Region angebaut. Die spätreifende Sorte ist die Basis von frischen und in Stahl ausgebauten Rotweinen ebenso wie von gereiften Riserva-Qualitäten. Je nach Ursprung auf kalkhaltigen, sandigen oder lehmigen Böden bringt die terroirempfindliche Rebsorte elegante, fein ziselierte oder kraftvolle fruchtbetonte Weine hervor. Auch die gute Ventilation der Rebberge durch die Fallwinde des Apennins und die Brisen des Adriatischen Meeres trägt zum Facettenreichtum der produzierten Weine bei. Um die unterschiedlichen Aspekte der Rebsorte in verschiedenen Teilen der Region herauszuarbeiten, arbeitet das Konsortium an der Etablierung von Unterzonen, die auf die territoriale Typizität Rücksicht nehmen.

Die Abruzzesische Pergola oder Tendone, die traditionelle Form der Reberziehung, dominiert immer noch 80 Prozent der Weinberge; unter den neuen Systemen ist die Drahtrahmenziehung am verbreitetsten. Aber gerade die Pergola hat in Zeiten des Klimawandels ihre Vorteile, schützt sie doch die Trauben vor zu intensiver Sonneneinstrahlung und schafft unter dem beschatteten Rebdach ein spezielles Mikroklima.

Sehr wichtig ist auch die Herstellung von Roséweinen aus der Rebsorte Montepulciano: Cerasuolo d’Abruzzo DOC war 2010 die erste Ursprungsbezeichnung in Italien, die ausschliesslich einer Rosé-Typologie gewidmet war. Die Bezeichnung Cerasuolo stammt vom Dialektwort Cirice oder Cerasa, der Bezeichnung für Kirschen, deren Aromen charakteristisch für diesen gut strukturierten Roséwein sind.

Bianchi e Spumanti

Traditionell ist Trebbiano d’Abruzzo – mit rund 12000 bepflanzten Hektar die Nummer 2 hinter Montepulciano – ein Weisswein mit Potenzial und Facettenreichtum, der sowohl reifen als auch jung getrunken werden kann.

Die Rebsorte Trebbiano ist zumindest schon seit dem 16. Jahrhundert in den Abruzzen heimisch. Heute wird der Trebbiano d’Abruzzo DOC aus der gleichnamigen Rebsorte (zu mindestens 85%) und kleinen Anteilen anderer weisser Trauben gewonnen. Die Weinberge liegen meist in hügeligen Positionen in Meereshöhen bis zu 500 Metern. Die Trauben werden zwischen Mitte September und Mitte Oktober gelesen. Trebbiano wird entweder als junger, fruchtiger Wein oder als langlebiger Wein gekeltert, der in Holz ausgebaut wurde.

Eine andere weisse Rebsorte, die schon lange in den Abruzzen heimisch ist, ist Pecorino, sie wird bereits von Catone im 2. Jahrhundert v. Chr. erwähnt. Ihr Name stammt wahrscheinlich daher, dass die Ziegen (Pecore) die süssen Trauben besonders gerne gegessen haben, wenn sie ab Mitte September reif wurde. Die Varietät gedeiht gut in kühlen ventilierten Hügellagen, und ergibt kräftige Weine mit hoher Säure, die fruchtig-herbal duften.

Auch die weisse Passerina ist eine historische Rebsorte, die zur Familie der Trebbiani gehört und lange im Schatten des Trebbiano d’Abruzzo stand. Sie bringt fruchtig-kräftige Weine mit vifer Säure hervor. Cococciola hingegen ist eine spät reifende autochthone Varietät der Abruzzen, die vor allem in der Provinz Chieti kultiviert wird. Einst vor allem im Verschnitt mit Trebbiano eingesetzt, wird sie heute reinsortig gekeltert und zum Teil auch spumantifiziert. Fast ausschliesslich im Gebiet von Bisenti in der Provinz Teramo wird hingegen Montonico angebaut: Sie ergibt frische, saftige Weine, die sehr gut zur regionalen Fischküche passen.