Niederösterreich Rot

Aufsteiger Carnuntum

 

  • Aufsteiger Carnuntum
  • Thermenregion: echte und falsche Rote
  • Weinviertel: Inspektor Polt war hier
  • Kremstal und Kamptal: Pinot Noir überrascht
  • «Neuland» Traisental und Wagram

Aufsteiger Carnuntum

 

Grill & Wein


Adi Bittermann ist ein Fleischtiger, wie er im Buche steht. Der Fleischeslust hat er den Titel als Grillweltmeister zu verdanken. Sein Wissen gibt er gerne weiter und bittet Novizen in Sachen Fleisch, Kohle und Rauch in die Grillschule. Fans der Nose-to-Tail-Bewegung geniessen im Wirtshaus Innereien vom Feinsten. Dazu getrunken wird hiesiger Wein zu überaus fair kalkulierten Preisen.
www.bittermann-vinarium.at

Früher war diese Region im Osten von Wien bis an die Grenze zur Slowakei Teil der etwas wenig präzisen Bezeichnung Donauland-Carnuntum. Doch in der Selbstständigkeit bekam das aktuell 906 Hektar umfassende Gebiet, in dem schon die Römer aktiv waren, bald einen Aufsteigerruf, weil immer mehr dynamische Winzer das ideale, pannonische Klima nutzten und sich gegenseitig zu besonderen Leistungen anfeuerten. Drei Hügellandschaften prägen die Fluren: das Leithagebirge, das Arbesthaler Hügelland und die Hainburger Berge. Schwere Böden aus Lehm und Löss sowie sandig-schottrige Lagen sind der ideale Untergrund für Rotweine. Vor allem die Sorte Zweigelt, die auch als Rubin Carnuntum deklariert wird, läuft hier mit Blaufränkisch zur Höchstform auf.

Erfolgreiche Marken

Als die Region Carnuntum noch niemand auf dem Radar für sehr gute Weine hatte, war Hans Pitnauer (Jahrgang 1957) aus Göttlesbrunn so etwas wie der einsame Rufer in der Wüste. Dabei wollte er eigentlich Bäcker werden. Aber als der ältere Bruder verunglückte, wurde das Berufsziel gewechselt. Er setzte sofort radikal auf Qualität. Die Weingärten (aktuell 22 Hektar) werden umweltschonend bewirtschaftet (zuständig: Gattin Edith). Und er entwickelte ein Gespür für einprägsame Markennamen für seine Rotweinsorten (über 50 Prozent der Fläche) Zweigelt, Cabernet Sauvignon, Merlot, Syrah, Cabernet Franc und St. Laurent. «Bienenfresser», «Pegasos», «Quo Vadis» und «Franz Josef» haben einen sehr guten Ruf. 2017 war sein 45. Jahrgang; inzwischen ist auch Sohn Johannes mit in der Verantwortung.
Weingut Familie Pitnauer
A-2464 Göttlesbrunn 
www.pitnauer.com

 

Zweigelt Reserve 
Bienenfresser 2015

Ein seltener, farbenprächtiger Vogel, der in Göttlesbrunner Weinbergen zu Hause ist, ist Namenspate für diesen Zweigelt. Der Wein duftet fein nach Waldbeeren und Kirschen. Im Geschmack ist er feurig, würzig und sehr temperamentvoll. Zwölf Monate lag er in neuen und gebrauchten Barriques.

Preis: ca. 14,90 Euro

Bodentreu und kraftvoll

Ein Paar, ein Team – aber zwei eigenständige Winzer: Das sind Gerhard Pimpel und seine Gattin Angelika Pimpel Artner aus Göttlesbrunn, der Wein-Metropole der Region Carnuntum. Es gibt auch einen grossen Unterschied. Angelikas Eltern gehören zu den Bio-Pionieren des Gebietes; die Familie hat hier 20 Jahre Erfahrung. Der Rotweinspezialist Gerhard sattelte mit seinen 12 Hektar erst vor zwei Jahren um, als Angelika den 10-Hektar-Betrieb ihrer Eltern übernahm. Auch die Stilistik der Weine ist etwas unterschiedlich. Ihr Pinot Noir und eine rote Cuvée, betitelt «Angelika bodentreu», sind elegant und geschmeidig (äusseres Kennzeichen: ein fetziger Scherenschnitt mit ihrem Profil auf dem Etikett). Er steht für muskulöse, kraftvolle Rotweine von Merlot, Syrah und trumpft auch mit einer mächtigen Cuvée auf.
Weingut Gerhard Pimpel und Weingut Angelika Pimpel Artner
A-2464 Göttlesbrunn
www.gerhardpimpel.at

 

2015 Downhill
Die Cuvée von Gerhard Pimpel setzt sich aus Merlot und Zweigelt zusammen. Der Wein duftet nach Waldbeeren, Kräutern und Tannennadeln, ist komplex, würzig und temperamentvoll im Geschmack. Reife Gerbstoffe lassen Potenzial erkennen.

Preis: ca. 18 Euro
www.rotweissrot.de | www.tartufivino.ch 

 

Thermenregion: echte und falsche Rote

 

Heurigen-Paradies

 

Rund 400 Heurige gibt es in der Thermenregion. Der von der tatkräftigen Bio-Winzerin Birgit Pferschy-Seper in Mödling konnte in diesem Jahr das 300-jährige Jubiläum feiern. Ergänzend zu den Heurigen-Weinen werden auch alle anderen Weine glasweise serviert. Man sitzt unter Bäumen an langen Holztischen. Ins Gespräch mit dem Tischnachbarn kommt man schnell: Schon allein die Blunzn (Blutwurst) und die Mohntorte bieten genug Stoff für kulinarische Diskussionen.
www.pferschy-seper.at

Wien ist unmittelbarer Nachbar der 2181 Hektar umfass-enden Thermen-region, einem Anbaugebiet mit zwei Sorten, die Rot im Namen tragen, aber Weiss-weine sind: Spätrot (Zierfandler) und Rotgipfler. Echte Rotweine liefern St. Laurent und Pinot Noir; auch mit Portugieser (früher «Vöslauer» genannt), Zweigelt, Merlot und Cabernet Sauvignon wird hier aufgetrumpft. Die Reben profitieren vom pannonischen Klima mit 1800 Sonnenstunden im Jahr. Sie wachsen auf überwiegend lehmigen Böden. Eine Reihe traditionsreicher Familienbetriebe in Orten wie Gumpoldskirchen, Traiskirchen, Baden, Sooss, Bad Vöslau und Tattendorf ist hier mit viel Erfahrung und gutem Fingerspitzengefühl aktiv. Eine Besonderheit sind die zahlreichen urgemütlichen Buschenschanken.

Liebling Pinot Noir

Er ist einer der eher Stillen in Wein-Österreich. Christian Fischer stieg 1983 als 24-Jähriger in den 1662 gegründeten Betrieb von Vater Engelbert ein und setzte von Anfang an auf die rote Karte. Der Senior machte damals meist Rosé aus roten Trauben. Beim 1985er wagte sich der Jungspund erstmals an den Ausbau in Barriques und vergriff sich für den Kauf von zwei Fässern an Vaters Konto. Der Wein geriet so gut, dass er bei Wettbewerben vorn dabei war. Der Vater verzieh…
Dem erfolgreichen Pinot Noir folgten mit den Jahren noch manche erstklassige Rotweine, die einen Anteil von 85 Prozent an den 17 Hektar Reben haben (seit 2013 Bio). Pinot Noir ist der Liebling von Fischer und seiner Tochter Franziska. In Top-Jahrgängen gibt es noch einen «Überdrüber», die limitierte Linie «100 Cases» (meist vom Zweigelt).
Weingut Christian Fischer
A-2504 Sooss
www.weingut-fischer.at

 

2015 Pinot Noir Premium
Kühle, burgundische Note im Aroma; im Geschmack ungemein konzentriert, viel Druck und sich langsam abzeichnende Eleganz. Steht noch ganz am Anfang. Ein Wein, der auch in 20 Jahren noch Freude macht.

Preis: 21 Euro ab Hof

Besitz in besten Lagen

Auf 0,5 Hektar wurden 1923 die ersten Trauben für das Weingut Johanneshof Reinisch geerntet. Nach dauerhaftem Wachstum ist die inzwischen vierte Generation bei 40 Hektar angelangt. Die drei Brüder Christian, Hannes und Michael, die gemeinsam nach dem tragischen Unfalltod ihres Vaters Johann Reinisch im Jahr 2009 die Verantwortung im Weinberg übernahmen, haben Besitz in besten Lagen von Tattendorf und Gumpoldskirchen und können im 1995 eröffneten Keller mit einigen Hundert kleinen Fässern und im Edelstahl zahlreiche Weine (Anteil Rot 60 Prozent) ohne viel Eingriffe heranreifen lassen. Sorgfältige Selektion hier und im weitgehend biologisch bewirtschafteten Weingarten haben dazu beigetragen, dass das Weingut heute zur österreichischen Spitze gehört. Vor allem mit Rotweinen setzt man Glanzpunkte.
Weingut Johanneshof Reinisch
A-2523 Tattendorf,
www.j-r.at 

 

Pinot Noir Holzspur 2015
Es gab die Qual der Wahl zwischen einem exzellenten St. Laurent Frauenfeld und diesem Pinot, der sich mit seiner animierenden Cassis-Note im Duft dann doch durchsetzte. Im Geschmack ist der Wein sanft mineralisch, elegant, geschmeidig, feurig und im Abgang ewig lang.

Preis: 36,60 Euro ab Hof
www.rindchen.de | www.nauer-weine.ch 

 

Weinviertel: Inspektor Polt war hier

 

Regionale Schmankerln

Das «Gasthaus Schreiber» liegt in Poysdorf, wo sich die wohl schönste Kellergasse befindet. Regionalität ist das A und O für Sylvia und Günter Schreiber. Die Frischprodukte kommen aus der Gegend. Der Kartoffellieferant baut auch Wein an. Typisch für gemischtwirtschaftliche Struktur des Weinviertels. Das Rohprodukt für die gratinierte Weinviertler Zwiebelsuppe stammt aus einer Zwiebelmanufaktur, und den Schnittlauch für die Leberknödel ernten die Schreibers im eigenen Kräutergarten.
www.gasthaus-schreiber.at 

Zwar bestimmt Grüner Veltliner mit einer Reb-fläche von knapp 6700 Hektar und der DAC-Regel das Sortenbild in dem mit Abstand grössten Anbau-gebiet Österreichs (13 858 Hektar). Aber die unter-schiedlichen klimatischen Einflüsse und Bodenformationen im westlichen und nordwestlichen Weinviertel mit Retz, Haugsdorf, Jetzelsdorf sowie im nördlichen Mittelteil mit Mailberg, im Osten rund um Poysdorf (Herrnbaumgarten, Schrattenberg) sowie schliesslich im Südosten rund um Mannersdorf bieten auch reichlich Möglichkeiten, um ausdrucksstarke Rotweine von Sorten wie Portugieser, Zweigelt und Blaufränkisch zu gewinnen. Das nördliche Weinviertel, einst ein Armenhaus, inspirierte Autor Alfred Komarek zu seinen lesenswerten Krimis mit Gendarmerie-Inspektor Polt.

Stolzes Wachstum

Es begann in den 80er Jahren mit einem Buschenschank, Schweinen im Stall und lediglich 1,3 Hektar Reben. Der Heurige und die Schweine sind Vergangenheit. Dafür bewirtschaftet die Familie Pfaffl inzwischen 110 eigene Hektar (plus etwas Traubenzukauf), von denen 30 Prozent auf rote Sorten entfallen. Viele Jahre prägten Senior Roman (Jahrgang 1951) und seine Frau Heidi das Geschehen und sorgten für ein stolzes Wachstum beim Wein. Vorbild waren die Spitzenbetriebe der Wachau. Längst ist Junior Roman Josef Pfaffl (Jahrgang 1984) für die Vinifikation verantwortlich und steht Tochter Heidi Fischer an der Verkaufsfront. Bei Rotweinen sind die Pfaffls in Österreich mit fein abgestimmter Cuvée, Pinot Noir, Zweigelt und St. Laurent ebenso eine Macht wie mit Grünem Veltliner und Riesling.
Weingut R & A Pfaffl
A-2100 Stetten
www.pfaffl.at

 

Heidrom Grand Reserve 2015
Das nach Roman und Heidi benannte rote Aushängeschild der Familie: intensiver, animierender Kräuterduft, konzentriert im Geschmack, würzig, feurig, lang im Abgang. Enormes Lagerpotenzial.

Preis: ca. 35 Euro
www.belvini.de | www.topcc.ch 

Ein Stiller im Lande

Bald besteht das Weingut der Familie Bauer in Jetzelsdorf im nordwestlichen Weinviertel 300 Jahre. 1721 nahm alles seinen Anfang. Ab 1985, als der jetzige Chef Norbert Bauer, 53, unter Mitwirkung seiner tatkräftigen Frau (und fünffachen Mutter) Gisela die Verantwortung im Keller übernahm, ging es richtig aufwärts. Die Bauers gehören zwar eher zu den Stillen im Lande. Aber sie wissen mit ihren Weinen Akzente zu setzen. Auf 58 umweltschonend gepflegten Hektar wachsen eine Reihe von Sorten, mit leichter Dominanz für Rot. Ein Liebling ist die Sorte Blaufränkisch. Die Zukunft ist langfristig gesichert. Die Söhne Wilfried und Willy absolvierten die Weinbauschule Klosterneuburg. Willy (verantwortlich für 2017) sammelte zudem wertvolle Erfahrungen in Deutschland, Kalifornien und Australien.
Weingut Norbert Bauer
A-2053 Jetzelsdorf
www.bauer-wein.com

 

Schatzberg Cuvée 2013
Das rote Paradestück von Norbert Bauer lag 14 Monate in neuen und gebrauchten Barriques. Cabernet Sauvignon ist mit 60 Prozent dabei, ergänzt von Merlot und St. Laurent. Das Ergebnis duftet fein nach Waldbeeren und etwas Cassis und ist im Geschmack saftig, geschmeidig, elegant, mit viel Tiefgang.

Preis: 13 Euro ab Hof
www.weinkontor-sinzing.de 

 

Kremstal und Kramptal: Pinot Noir überrascht

 

Late im Kloster Und

 

Mit urbaner Coolness präsentiert sich das «Late» in den historischen Mauern des ehemaligen Kapuzinerklosters Und. In der Bar oder im Arkadenhof lässt es sich bei einem Glas Wein herrlich plaudern. Stolze 500 Kreszenzen stehen auf der Karte und wenn eine besonders gefällt, kann man diese flaschenweise kaufen und mit nach Hause nehmen. Im Restaurant (Reservation empfohlen) wird gediegen gespeist. Gastgeber Charly Teuschl kombiniert österreichische Traditionsküche mit Elementen aus aller Herren Länder. Montags bis freitags ab 17 Uhr. Undstr. 6, Krems.
www.late.at 

Die beiden Regionen Kremstal (Mittelpunkt die Stadt Krems, dazu Rohrendorf, Furth, Senftenberg, Gedersdorf) und Kamptal (unter anderem Langenlois, Zöbing, Gobelsburg, Kammern und Strass) als Rotweingebiete zu bezeichnen, wäre sicher verwegen. Denn auf den 2368 Hektar (Kremstal) beziehungsweise 3907 Hektar (Kamptal) haben Grüner Veltliner und Riesling absolute Dominanz. Die beiden Edelsorten unterliegen der DAC-Regel mit diversen Feinheiten (Reserve-Qualitäten sowie Orts- und Riedenangabe). Das heisst aber nicht, dass rote Sorten hier bedeutungslos sind. Vor allem vom launischen Pinot Noir und auch Merlot werden in einigen Betrieben von ambitionierten Winzern und Kellermeistern erstklassige, ausdrucksstarke Weine mit sehr gutem Lagerpotenzial erzeugt.

Minimal intervenieren

Etliche Jahre lang bestimmten drei Brüder das Geschehen auf dem Traditionsgut Jurtschitsch mit seinem 700 Jahre alten Naturkeller in Langenlois. Karl, Edwin und Paul Jurtschitsch verabschiedeten sich vor einigen Jahren in den Ruhestand und überliessen die Regie Edwins Sohn Alwin und dessen Frau Stefanie, geborene Hasselbach, ein «Import» aus Rheinhessen (Weingut Gunderloch). Das junge Paar reduzierte die Rebfläche auf 62 Hektar und wechselte von der umweltschonenden auf die biologische Bewirtschaftung.
Auch beim schon vorher erstklassigen Wein wurde noch an einigen Stellschrauben gedreht. «Wir wollen nur minimal intervenieren», meint Alwin. Das kommt auch den Rotweinen (rund 25 Prozent Flächenanteil) zugute. Gelegentlich wird das rote Aushängeschild Zweigelt Tanzer an Feinheiten noch vom Pinot Noir übertroffen.
Weingut Sonnhof Jurtschitsch
A-3550 Langenlois,
www.jurtschitsch.com 

 

Pinot Noir Reserve 2012
Klare, feine, animierende Cassis im Aroma; delikater Schmelz, vielschichtig, elegant, noch taufrisch, sehr burgundisch.

Preis: 21 Euro ab Hof
www.weinfurore.de | www.landolt-weine.ch 

Tanz auf vier Hochzeiten

Senior Gerald Malat (Jahrgang 1944) gilt als ein Qualitätspionier im Kremstal. 1976 heiratete er in das damals nicht sehr grosse Weingut der Familie Bründlmayer in Palt ein. Als leidenschaftlicher Autorennfahrer startete er schnell beim Wein durch (wobei Gattin Wilma das Tempo bestimmte), machte nach Investitionen in den Keller und die Weinberge zunächst mit Rotwein auf sich aufmerksam und überzeugte bald zudem mit Weiss, Edelsüss und Sekt. Den Tanz auf mehreren Hochzeiten beherrscht auch Sohn Michael (Michi), der 2008 übernahm und seitdem auf 50 Hektar Weine mit viel Tiefgang und Profil erzeugt. Ein Stolz der Familie sind die Reserve-Qualitäten bei verschiedenen Sortengruppen, unter anderem beim Pinot Noir, wo es noch reichlich Bestände aus reiferen Jahrgängen gibt (zum Beispiel 2000, 2004 und 2006).
Weingut Malat
A-3511 Furth-Palt
www.malat.at 

 

Pinot Noir Classic 2016
Das ist der Einstiegswein bei Pinot Noir, aber ein sehr sortentypischer Tropfen mit viel Charme, bereits gut zugänglich. Im Aroma dominiert feine Cassis. Auf der Zunge präsentiert sich der Wein ungemein saftig, verspielt. Trinkfluss pur für wenig Geld.

Preis: 12 Euro ab Hof
www.grottoria.ch 

 

«Neuland» Traisental und Wagram

 

Radius 66

 

Möglichst alle Zutaten, aus denen Josef Floh köstliche Gerichte kocht, stammen von 70 Bauern, Gärtnern und Molkereien, die nicht mehr als 66 Kilometer vom Restaurant in Langenlebarn entfernt sind. Statt Reis wird das Urgetreide Emmer aus dem Waldviertel aufgetischt. Und wer eine wahre Geschmacksexplosion erleben möchte, geniesst im Frühling «mit Duftpelargonien geschmelzte Super-Kohlrabi». Sympathisch, bodenständig und respektvoll ist der Floh.
www.derfloh.at 

Aus dem einstigen Donauland wurde 2007 die Region Wagram mit aktuell 2720 Hektar. Und das Gebiet zwischen St. Pölten und Krems, das früher praktisch anonym mitlief, bekam 1995 mit Traisental seinen offiziellen Namen für 815 Hektar. Das Traisental hat sich seit 2006 dem DAC-Regelwerk für Riesling und Grüner Veltliner angeschlossen. Reichersdorf, Inzersdorf, Traismauer und Herzogenburg sind wichtige Orte. Im Wagram östlich von Krems spielt die Musik vor allem im Norden der Donau, in Feuersbrunn, Gösing, Kirchberg, Fels, Grossriedenthal. Auch Klosterneuburg bei Wien ist Teil des Gebietes. Grüner Veltliner, Riesling und Roter Veltliner sind die Hauptsorten. Rotwein ist in beiden Regionen selten. Aber dort, wo er vinifiziert wird, sind die Resultate beachtlich.

Vom Kicker zum Wunderkind

Sein Jugendtraum war es, Fussballprofi zu werden. Eine schwere Knieverletzung als 19-Jähriger brachte das Talent von Austria Wien auf den Wein-Weg. Gut so für Geniesser! Denn Markus Huber (Jahrgang 1979) übernahm nach einem Önologie-Studium in Klosterneuburg und Praktika in Südafrika 2000 das kleine, seit über 250 Jahren im Familienbesitz befindliche Gut der Eltern und machte hier Karriere. Bald sahnte er bei Wettbewerben mit seinen eleganten, mineralischen Weissweinen national und international ab und erwarb sich Meriten wie «Wunderkind» beim Decanter. Apropos Kind: Mit Gattin Edith hat er drei Töchter. Und pflegt auch, ungewohnt für das «weisse Traisental», auf 10 Prozent seiner 40 Hektar rote Sorten. Er machte seine Region international bekannt: Exportiert wird weltweit in über 20 Länder.
Weingut Markus Huber
A-3134 Reichersdorf
www.weingut-huber.at 

 

Hochschopf St. Laurent 2016
Markus Huber ist bescheiden: «Ein grosser Wein ist das nicht, aber einer für viele Anlässe.» Stimmt! Kräuter, Beeren und ein Hauch Fenchel in der Nase; saftig, herzhaft, bereits gut zugänglich, sanfte Glut.

Preis: 14 Euro ab Hof
www.vincent-becker.de | www.moevenpick.com 

Bedeutende «Reserven»

Fast heimlich, still und leise hat sich Franz Leth (Jahrgang 1961) an die österreichische Spitze hochgearbeitet, zunächst mit exzellenten Weissweinen (Grüner Veltliner, Roter Veltliner, Riesling), die schon in der Basislinie Spass machen und bei den Rieden-Gewächsen Hochachtung erzeugen. Aber seit Jahren wird auch bei den roten Sorten richtig Gas gegeben. Zweigelt, St. Laurent, Pinot Noir und Cabernet Sauvignon haben zwar nur einen Anteil von 20 Prozent an den stattlichen 50 Hektar. Aber der für den Ausbau seit einigen Jahren verantwortliche Junior Franz (Jahrgang 1985) hat das nötige Fingerspitzengefühl, um das Optimum aus den Trauben herauszuholen. Steht «Reserve» auf dem Etikett, ist’s stets ein bedeutender Rotwein. So etwas spricht sich rum: Zwei Drittel der Leth-Weine gehen in den Export.
Weingut Franz Leth
A-3481 Fels am Wagram
www.weingut-leth.at 

 

Zweigelt Gigama Grande Reserve 2015
Der Star unter Leths Roten: feiner Waldbeerenduft mit einem Hauch Vanille; elegant, sehr ausgewogen, durch reife Tannine richtig schmeichelnd, mit zarter Glut.

Preis: 28 Euro ab Hof
www.weinparadies.de | www.haus-oesterreich.ch