Dossier Friaul 2020
Am Fluss des Friaul-Julisch
Fotos: Sabine Jackson, Ulderica Da Pozzo Carlo Spaliviero
Gleich zwei Slow-Food-Presidi pflegt Christian Siega in seinem Betrieb Borgo delle Mele in Pinzano al Tagliamento: Mele Antiche dell’Alto Friuli (alte Apfelsorten des Alto Friuli) und die rosarote Cipolla di Cavasso e della Val Cosa (eine regionale Zwiebelsorte). Christian Siega ist ein Spätberufener: Nach langen Jahren als Facharbeiter in der Industrie entschloss er sich erst 2008, nach der Geburt seiner Tochter Matilde, Landwirt zu werden und seinen ersten Apfelbaum mit einer der geschützten alten Sorten im Val d’Arzino zu pflanzen. Mehr als 3000 kultiviert er heute mit seiner Frau Serena und produziert daraus Saft und Konfitüren oder trocknet sie. Sein zweites Standbein ist aber längst der Erhalt der rosafarbenen Zwiebel aus dem Val Cosa geworden: Die charakteristische Sorte baut er für die Gastronomie an, verarbeitet sie aber auch als in Öl eingelegte Konserve oder als Ingredienz für Grissini.
«Wir hoffen, die Biodiversität dieser einzigartigen Region zu erhalten.»
Christian Siega
Eingang finden die Zwiebeln aus dem Val Cosa auch in die Zwiebelsuppe in Brotkruste der Antica Trattoria Vigna in Castelnovo del Friuli: Mirella Colledani pflegt in dem bereits 1862 gegründeten historischen Restaurant vor allem Gerichte mit regionalen Zutaten. So kommen der Salzkäse aus der lokalen Saline und Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten.
Ganz in der Nähe von Castelnovo bricht sich der Tagliamento seine Bahn durch die Felsen. Hier, im Hinterland von Pordenone und Spilimbergo, findet man eine einzigartige Mischung aus bäuerlicher Architektur, Flüssen mit klarem Wasser, malerischen Dörfern und dichten Wäldern.
Das Schwemmland der Flüsse Meduna, Cellina, Livenza und Tagliamento zeichnet sich durch seinen Boden, Magredi genannt, aus. Er ist vorwiegend steinig und kiesig und das Ergebnis einer jahrtausendealten Ablagerungstätigkeit. Dieser Boden bildet auch die Basis des Weinbaus des DOC-Gebietes Grave, des grössten des Friaul, das sich im westlichen Teil der Region Friaul-Julisch Venetiens vom Alpenvorland bis zum Meer erstreckt.
Mittendrin in diesem Gebiet produziert die Familie Forchir in einer modernen, erst vor zwei Jahren erbauten Kellerei ihre Weine: Giulia Bianchini leitet gemeinsam mit ihrem Vater Gianfranco das Gut mit seinen 250 Hektar Rebfläche. Aushängeschilder der Kellerei sind ein cremiger Ribolla Gialla Spumante Brut Nature und natürlich der Refoscone: Ein reinsortiger Refosco dal Peduncolo Rosso, der in Holz reift und mit seiner sortentypischen Fruchtigkeit und dem Schmelz überzeugt. Seine Trauben werden angetrocknet, um dem Wein noch mehr Körper zu verleihen. Unter dem Namen Ethos produziert Giulia Bianchini aber auch einen Venezia Giulia Bianco ohne Schwefelzusatz, den sie zur veganen Küche empfiehlt: «Dieser Wein entspricht ganz besonders unserem Wahlspruch: Viti in Natura.»