Mehr als eine Technik zur Weinherstellung

Appassimento als Weltkulturerbe

Das Appassimento – das Antrocknen der Trauben - hat im Valpolicella eine lange Geschichte: Bereits 580 n. Chr. wird es von Cassiodorus, Minister des Ostgotenkönigs Theoderich, in einem Brief an den König beschrieben. Es ist aber auch ein kulturelles Element, das die soziale, politische und wirtschaftliche Geschichte des Valpolicella widerspiegelt und seine Entwicklung zeigt.

Während des mehrmonatigen Trocknungsprozesses verlieren die Trauben einen Teil ihrer Flüssigkeit und die Inhaltsstoffe konzentrieren sich, bevor sie schliesslich abgerpresst und vinifiziert werden. Das Appassimento ist nicht einfach eine Technik zur Weinherstellung, sondern Ausdruck einer tiefen kulturellen und identitätsstiftenden Verwurzelung. Die langsame Trocknung der Trauben auf den Arele – Gestelle aus Schilfrohr – hat eine enge Verbindung zur traditionellen aber längst verschwundenen Seidenraupenzucht, für die ebenfalls die Arele verwendet wurden. Auch die fruttai – die gut durchlüfteten Trocknungsräume, in denen eine niedrige Luftfeuchtigkeit herrschte – spiegeln diese Tradition wider, die tief im Gebiet und seinen Bewohnern verwurzelt ist. Nicht umsonst gibt es viele Legenden, Volksmärchen, Rituale, Volksfeste, die an die Trocknungstechnik erinnern oder darauf aufbauen.

Alle diese Komponenten sind Motiv und Teil der Bewerbung des Appassimento als immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO. Mit Unterstützung der Region Venetien wurde ein Förderkomitee eingerichtet, um die Bewerbung voranzutreiben.